Informationen
Drehland | Pakistan |
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Drehjahr | 2007 |
Laufzeit | ca. 77 Minuten |
Regie | Omar Khan |
Darsteller | Ashfaq Bhatti Sultan Billa Osman Khalid Butt Rubya Chaudhry u.a. |
Bild |
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Ton |
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Sprachen |
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Untertitel | Deutsch |
LC | 2 |
FSK | 18 |
Story
Um dem öden Alltag in Islamabad zu entfliehen, machen sich fünf junge Leute in ihrem Kleinbus auf den Weg zu DER Party überhaupt, zum Konzert der härtesten Rockband Pakistans. Von Musik und Drogen bedröhnt, bemerken sie nicht, dass sie sich auf einem Trip in die Hölle befinden. Denn im Umland grassiert eine merkwürdige Seuche, die die Menschen dahinrafft. Eine vermeintliche Abkürzung entpuppt sich als Sackgasse ohne Wiederkehr. Bald sind die Teenies von Zombies umgeben. Doch es kommt noch schlimmer. Im dichten Dickicht des Waldes treibt ein geheimnisvoller Killer mit Burka und Morgenstern sein Unwesen…
Kritik
Mal Hand aufs Herz: Beim Gedanken an Horrorfilme kommt einem wohl kaum unweigerlich Pakistan in den Sinn. Das könnte sich bald ändern. Omar Khan leistet mit seinem Regiedebüt „Zombies Hell’s Ground“ – dem ersten pakistanischen Splatterfilm – nicht nur bemerkenswerte Aufbauarbeit für das Lollywood-Kino, sondern liefert einen ebenso unterhaltsamen wie erfrischenden Beitrag zum Genre ab. Dabei braucht der kurzweilige Mix aus Zombiefilm und Hinterwäldler-Schocker nicht einmal den Exotenbonus zu bemühen. Seinen Charme bezieht die Low-Budget-Produktion in erster Linie daraus, dass es sich hier um einen Film von einem Liebhaber des Horrorfilms für die große Fangemeinde eben dieses Genres handelt. Omar Khan, seines Zeichens neben Filmemacher auch Besitzer der wohl coolsten Eisdiele der Welt – wie in der Dokumentation „Ice Cream Zombieland“ im Rahmen der DVD-Extras zu sehen, zieren sein Ladenlokal unzählige Poster und Souvenirs aus Horrorfilmen – macht keinen Hehl aus seiner Verehrung für die großen Meister der Zunft. Er zitiert munter bekannte Genreklassiker. So beginnt der Film mit einem blutrünstigen Mord im Unterholz. „Ja ist denn schon wieder ‚Freitag, der 13’?“; wird sich dabei nicht nur Sean Cunningham denken. Danach wandelt Khan auf den Pfaden von George A. Romero’s „Night of the Living Dead“, indem er Heerscharen von zerfledderten Untoten durch die Gegend schleichen und über die Menschen herfallen lässt. Im Verlauf des Geschehens verlässt der Film aber die eingeschlagenen Pfade, um zum lupenreinen, blutigen Backwood-Terrorfilm zu mutieren. Dass dabei Tobe Hooper’s Klassiker „The Texas Chainsaw Massacre“ Pate stand, ist mehr als offensichtlich. Manche Momente des Originals sind fast 1:1 übernommen. Den Vorwurf des Plagiats kann und darf man dem Film jedoch nicht machen, schließlich bringt Regisseur Khan seine eigene ganz spezielle handwerkliche Note mit ein. Diese hebt den Film auf seine Art aus der Dutzendware der Splatterschnellschüsse hervor, die ihr Dasein auf den Krabbeltischen der Filmbörsen fristen. Comicstrips als Intro der einzelnen Handlungsepisoden, experimentelle Kameraeinstellungen, das geschickte Spiel mit den Lichtverhältnissen, teilweise poetisch anmutende Bilder (wie der sich blutrot färbende Mond nach dem Mord in der Anfangssequenz oder die kurze zwischenzeitliche Einblendung einer Spinne im Netz) sind solche Elemente. Dazu kommt das zweifelsohne innovative Motiv eines Killers mit Burka und Morgenstern anstelle von Ledermaske und Kettensäge. Nicht zuletzt gibt es im Vergleich zum Original auch gut eins auf die Nuss, so dass sich Gorehounds nicht beklagen können… Einen besonderen Reiz bekommt der Film zudem durch seine Musik, die eine interessante Mischung aus orientalischen Klängen und Anleihen an den Soundtrack alter Spaghetti-Western bietet. Zusätzlich wird noch gut gerockt, immerhin steuerte der pakistanische Künstler ZUJ seinen Chart-Hit „Phook Lay“ zum Soundtrack bei. Erfreulich anzusehen sind auch die Schauspieler, die ihren Part wirklich sehr solide machen und dafür dann auch in der deutschen Fassung mit einer für Low-Budget-Produktion ungewöhnlich guten Synchronisation belohnt werden. Zwar neigen einige wenige Darsteller zum Overacting. Dies sei ihnen verziehen, allen voran Schauspieler Rehan, dessen besondere Verdienste Omar Khan mit einem amüsanten Cameo-Auftritt würdigt. Als Dracula-Darsteller leistete Rehan nämlich seinerzeit in dem ersten pakistanischen Horrorfilm überhaupt („Zinda Laash“, 1967) Pionierarbeit für die Filmbranche seines Landes. Über 40 Jahre später ist nun Omar Khan mit seinem „Zombies Hell’s Ground“ auf dem besten Weg, den pakistanischen Horrorfilm zu etablieren. Weiter so!
DVD
Als Sahnehäubchen auf das gepflegte exotische Splattertainment bietet die DVD noch weitere interessante Features. Weiß der Hauptfilm knapp 80 Minuten bestens zu unterhalten, so laden die Extras zu weiterem filmischen Vergnügen ein. Die Trailershow (Vorschau auf weitere Titel des Vertriebs) und der Filmtrailer „Zombies Hell’s Ground“, die heutzutage als Standard-Features bezeichnet werden können, sind schnell angesehen und inzwischen regelmäßiger DVD-Standard. Das Musikvideo zu „Phook Lay“ von ZUJ ist als Zusammenschnitt von Filmszenen auch eher unspektakulär, wenngleich nett anzusehen und anzuhören. Herausragend sind allerdings die drei mitgelieferten Dokumentationen. So gibt es einen Zusammenschnitt des Films mit Audiokommentar von Regisseur Omar Khan. In (auch für deutschsprachige Zuschauer) sehr gut verständlichem Englisch erklärt der sympathische Filmemacher Hintergründe und berichtet von manch amüsanten Ereignissen beim Dreh. Darüber hinaus werden auch sehr interessante gesellschaftliche Aspekte des Lebens in Pakistan beleuchtet. Ebenfalls sehr interessant ist der Bericht über die Filmpremiere, in dem sowohl Darsteller als auch Zuschauer zu Wort kommen. Absolutes Highlight ist jedoch die Dokumentation „Ice Cream Zombieland“, die den Regisseur Omar Khan privat zeigt: Als Eisverkäufer, als Horrorfan, als Regisseur. Essentiell und mal was anderes…
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