Vergeltung – Sie werden dich finden

Informationen

OT:Altered

ca. 84 Minuten

USA 2006

Regie

  • Eduardo Sánchez
Darsteller

  • Adam Kaufman
  • Michael C. Williams
  • Brad William Henke
  • Paul McCarthy-Boyington
  • u.a.

Vergeltung - Sie werden dich finden

Story

Vor 15 Jahren kam es zu einem unvorstellbar schrecklichen Ereignis, welches das Leben der vier Freunde Wyatt (Adam Kaufman), Otis (Michael C. Williams), Duke (Brad William Henke) und Cody (Paul McCarthy-Boyington) für immer verändern sollte. Als Jugendliche wurden sie von Aliens entführt, die über Tage hinweg grausame Experimente an ihnen ausübten und sie schwer traumatisiert wieder auf die Erde brachten. Auch heute noch macht die Erinnerung an das Geschehene ein normales Leben für die Vier unmöglich. Duke greift regelmäßig zur Flasche, Cody geriet auf die schiefe Bahn und wurde erst kürzlich wieder aus dem Knast entlassen, Otis legt schwere Verhaltensstörungen an den Tag. Wyatt ist der Einzige, der die Ereignisse, so gut es ihm möglich war, verdrängen konnte und nun ein einigermaßen geregeltes Leben mit seiner Frau Hope (Catherine Mangan) führt. Der Gedanke an Rache lässt Duke, Otis und Cody nicht los und so begeben sie sich bereits seit Jahren regelmäßig zu der alten Farm, von der sie einst entführt wurden. Inständig hoffen sie darauf, eines Tages noch einmal eines der Aliens zu Gesicht bekommen, um es mit speziellen Vorrichtungen fangen und töten zu können. Auf diese Weise erhoffen sich die Männer, endlich von ihren Traumata befreit werden zu können. Und tatsächlich gelingt es ihnen, nach jahrelangem Warten, einen der Außerirdischen zu fangen, den sie kurzerhand zu Wyatt bringen. Der ist überhaupt nicht erfreut, seine ehemaligen Freunde mit einer derartigen Überraschung im Gepäck zu sehen, lässt sie aber dann doch herein. Schnell kommt es zu Streitereien innerhalb der Gruppe, wie bestenfalls weiter zu verfahren ist. Wyatt warnt ausdrücklich davor, das Alien zu töten, denn dies könne dessen Artgenossen auf den Plan rufen und eventuell eine ganze Invasion der Außerirdischen heraufbeschwören. Als sich Cody mit einem fleischfressenden Virus infiziert und Hope unter den telekinetischen Einfluss des Außerirdischen gerät, läuft die Situation schon bald aus dem Ruder…

Kritik

Ganze neun Jahre ist es nun schon wieder her, seitdem ein revolutionärer Horrorfilm mit dem Titel "The Blair Witch Project" dank einer perfekt ausgeklügelten Werbestrategie für Schlagzeilen sorgte und dadurch zum Kassenhit avancierte. Es wurde damals behauptet, es handele sich bei dem Werk um zufällig gefundenes Material, auf dem die letzten Tage dreier Studenten zu sehen sind, die in den Wäldern Marylands einen unerklärlichen Tod fanden. Heute weiß man natürlich, dass alles nur ein perfekt inszenierter Promotiontrick war, für den man den Beteiligten allesamt Tribut zollen muss. Um so mehr verwundert es, dass sich Regisseur Eduardo Sánchez ganze 6 Jahre Zeit ließ, bevor er an ein neues Projekt herantrat. Mit Universal als Geldgeber konnte Sánchez ein vielversprechendes Drehbuch von Jamie Nash umsetzen und brachte 2006 schließlich den Horrorstreifen "Altered" auf den Markt. Wer sich nun etwas in der Richtung von "Blair Witch Project" erhofft, wird sehr schnell feststellen, dass Eduardo Sánchez den Handkameras und auf real getrimmte Geschichten den Rücken gekehrt hat und mit "Vergeltung" einen handelsüblichen Horrorfilm ohne irgendwelchen Schnickschnack liefert. Dennoch durfte man gerade bei einem derartigen Regisseur sehr gespannt sein, ob er das Niveau seines sehr bekannten und erfolgreichen Debuts halten konnte – "Vergeltung" enttäuscht in dieser Hinsicht absolut nicht. Im ersten Moment glaubt man zwar, Sánchez hätte mit seiner Alien-Thematik einen Griff ins Klo getätigt, doch diese Zweifel verflüchtigen sich bereits nach wenigen Filmminuten. Der Horrorfan bekommt hier eine Erzählung geboten, die sich nur schwer mit sonstigen, zu großen Teilen unfrewillig-trashigen, Alienfilmen vergleichen lässt. "Vergeltung" bietet absolut düsteres, ernstzunehmendes und atmosphärisch dichtes Horrorkino mit nur wenigen Schwächen. Der Einstieg wird dabei sehr leicht gemacht. Ohne irgendwelchen Erklärungen einer Vorgeschichte oder sonderlicher Charaktereinführung wird der Zuschauer mitten in die Alienjagd von Otis, Duke und Cody geworfen. Alles Wissenswerte erschließt sich schnell aus Dialogen, dank seines raschen Einstiegs behält der Streifen seine Glaubwürdigkeit. Die Aliens sind hier keine kleinen, lustigen, grünen Männchen, sondern brutale, gnadenlose und visuell erschreckende Monster, deren Ursprung und Herkunft nie erklärt wird. Der Zuschauer erfährt genau so viel wie die vier Protagonisten, welche in erster Linie mit ihrem inneren Konflikt beschäftigt sind, an dem das Publikum demzufolge auch teilhaben wird. "Vergeltung" braucht nicht sonderlich lang, um in die Gänge zu kommen, so dass man sich sehr schnell in Wyatt’s Gerage wiederfindet, wo die vier Freunde den Außerirdischen zuerst auf einem Tisch festspannen, um dann ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Doch dabei kommt es sehr schnell zu Konflikten innerhalb der Gruppe, insbesondere zwischen der tumben Hillbilly Cody und dem rationalen, vorsichtigen Wyatt. "Vergeltung" entwickelt sich alsbald zu einem Kammerspiel erster Güte. Beinahe die komplette Spielzeit über spielt sich das Ganze stets vor den selben Kulissen, innerhalb des Hauses ab, doch Langeweile kommt dadurch nie auf, im Gegenteil. Durch den konstant oben gehaltenen Spannungsgrad und die immer ausweglos scheinendere Situation kann man sich der Geschichte schon frühzeitig nicht mehr entziehen. Obwohl die vier Protagonisten das Alien gefesselt haben, sind im Grunde sie es, die in der Falle sitzen. Durch telekinetische Gedankenmanipulation und übertragbare Viren dezimiert der Außerirdische die Gruppe nach und nach, während Wyatt sich sicher ist, dass sie mit einer Invasion zu rechnen hätten, würden sie die monströse Kreatur töten. Die Situation scheint von Minute zu Minute auswegloser, die Atmosphäre verdichtet sich immer mehr. Durch die beengenden Kulissen und dem steten Zerfall der Gruppe wird die Hilflosigkeit und Panik der Vier sehr schnell deutlich. Auch an Ekeleffekten, die es wirklich in sich haben, wurde dabei nicht gespart. So darf der Außerirdische in einer Sequenz beispielsweise Tauziehen mit den Eingeweiden seines wimmernden und sich vor Schmerzen krümmenden Opfers spielen, während ein anderer dabei zusehen muss, wie sich sein Fleisch langsam von den Knochen schält. Operationen an offenen Leibern und detaillierte Wunden in Nahaufnahmen sorgen zudem dafür, dass man sich "Vergeltung" nur mit starken Nerven ansehen sollte. Die Inszenierung weist keinerlei Schwächen auf. Das Alien sieht optisch durchaus ansprechend aus und wirkt wie ein glaubhaftes, bedrohliches und unberechenbares Monster. Die Sound-Untermalung von Tony Cora und Exiquio Talavera ist an dieser Stelle ebenfalls zu nennen, ist diese doch absolut gelungen und kratzt stellenweise erheblich am Nervenkostüm des Zuschauers. Von den Schauspielern her hätte es des weiteren keine besseren Besetzungen geben können. Michael C. Williams, den man noch aus "Blair Witch Project" kennt, macht seine Sache als verschüchterter und permanent ängstlicher Otis fabelhaft, Paul McCarthy-Boyington gibt hingegen ebenso glaubhaft den Redneck, der das Alien trotz den Warnungen Wyatt’s um jeden Preis töten möchte. Dieser letztendlich wird gespielt von Adam Kaufman und scheint auf unerklärliche Weise bestens über die Aliens bescheid zu wissen und war vor 15 Jahren auch derjenige, der am Längsten auf deren Schiff gefangen gehalten wurde. Kaufman liefert eine absolut authentische, glaubhafte Darstellung.

"Vergeltung" ist der perfekte Beweis dafür, dass sich Horrorfilme, welche sich der Alien-Thematik annehmen, nicht zwangsweise in niedere Trash-Gefilde abrutschen müssen. Was uns "Blair Witch Project" – Regisseur Eduardo Sánchez hier stattdessen vorsetzt, ist ein fieses, unberechenbares und atmosphärisch hochwertiges Kammerspiel, das zudem mit einigen denkwürdigen Gore- und Ekeleffekten garniert wurde. Die Aufmerksamkeit eines "Blair Witch Project" wird "Vergeltung" zwar nie bekommen, dennoch sollte jeder Horrorfan diesem Werk eine Chance geben.

Bewertung

SplatterVergeltung - Sie werden dich finden
SpannungVergeltung - Sie werden dich finden
StoryVergeltung - Sie werden dich finden
EkelfaktorVergeltung - Sie werden dich finden
AtmosphäreVergeltung - Sie werden dich finden
GesamtVergeltung - Sie werden dich finden

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