Informationen
OT:Vampires Anonymous
ca.89 Minuten
USA 2003
- Michael Keller
- Paul Popowich
- Michael Madsen
- Judith Scott
- Neil D’Monte
- u.a.
Story
Vampir Vic (Paul Popowich) hat langsam aber sicher genug von seinem Dasein als Blutsauger. Immer, wenn er ein hübsches und nettes Mädchen kennen lernt und sich mit diesem anfreundet, meldet sich irgendwann der Fluch seiner Art zu Wort und er ist gezwungen, seinen Blutdurst zu stillen. Vic fürchtet, dass er seinen größten Traum von einem schönen Haus und einer netten Familie niemals erfüllen kann und schließt sich deshalb dem Club der anonymen Vampire an, wo er auf Blutsauger mit dem gleichen Problem trifft und sogleich von Geno (Michael Madsen) unter dessen Fittiche genommen wird. Wie alle anderen muss Vic einen individuellen Fragebogen ausfüllen, der erschließen soll, welcher Ersatz für Menschenblut am Besten für ihn geeignet wäre. Es stellt sich heraus, dass Schafsblut in Vic’s Fall die bestmögliche Alternative wäre, weshalb er sich kurz darauf in ein, für seine vielen Schafzuchten bekanntes, Kleinstadtnest in North Carolina begibt.
Inmitten von verblödeten Hinterwäldlern, selbsternannten Sheriffs und brutalen Rowdys ist das Leben für einen Vampir auf Entziehungskur allerdings nicht gerade einfach. Als sich Vic dann auch noch in die Verkäuferin Maggie (Nicole Forester) verliebt und zudem eine gefürchtete Vampirjägerin in der Stadt auftaucht, droht die Situation endgültig aus den Fugen zu geraten…
Kritik
Vampire bevölkern nun schon länger als ein halbes Jahrhundert die Kinoleinwände und Fernsehschirme, da ist es klar, dass den Drehbuchautoren aller Welt irgendwann die Ideen für frisches Material ausgehen. So kommt es vielleicht, dass die Blutsauger in den letzten Jahren immer mehr entmystifiziert und an die heutige Zeit angepasst wurden. Die Vampire der Moderne sind cool und längst keine einsamen Grafen mehr, weg von den alten Schauergeschichten und auf zu flotter Action heißt neuerdings die Devise. Auch Regisseur Michael Keller, der gemeinsam mit J.P. Srinivasan auch das Drehbuch schrieb und das Projekt produzierte, entschied sich dazu, die Untoten in seinem Regiedebüt "Vampires Anonymous" etwas anders darzustellen, als wir sie sonst kennen. Obwohl es sich bei alledem um ein B-Movie aus dem Independentsektor handelt, ist Michael Keller kein absoluter Neuling im Filmgewerbe, war er doch schon des öfteren als Regieassistent tätig, unter anderem bei dem namenhaften Drama "American History X".
Dass es sich bei "Vampires Anonymous" nicht gerade um einen wirklichen Horrorfilm handelt, darüber gibt schon das mehr als Genre-untypische Filmcover Aufschluss. Und tatsächlich werden all jene, die in dem Ganzen einen althergebrachten Vampirfilm erwartet haben, schon nach wenigen Minuten enttäuscht feststellen, dass sie in einen Fehlkauf investiert haben. Denn schon die Grundidee des Films ist so absurd und komisch zugleich, dass sie einfach funktionieren muss – wenn auch nicht als Horrorfilm. Das muss aber auch nicht sein, denn Keller beweist mit seinem Regie-Einstand, dass man mit etwas Mut zum Risiko auch durchaus eine neuartige Idee passabel umsetzen kann. Mittelpunkt des Streifens ist der Vampir Vic, der die Schnauze von seinem verfluchten Dasein endgültig voll hat und einfach nur ein ganz normales Leben führen möchte. Deshalb begibt er sich zu einer Sitzung der anonymen Vampire, die sein Leben von Grund auf umkrempeln sollen.
Dass das leichter gesagt als getan ist, versteht sich von selbst. Bis Vic sein Ziel erreicht hat und sein Dasein als friedlicher Blutsauger fristen kann, muss er erst einmal ein mühseliges 12 Schritte Programm durchlaufen, das die komplette Handlung des Films durchzieht. Der Streifen ist in kleinere Abschnitte gegliedert, die sich alle mit einem jeweiligen Schritt befassen, so zum Beispiel "Admit You Have A Problem", "Deal With The Sun", "Apologize to those you’ve Maimed, Killed, or Debaucherized" und ganz wichtig: "Beware The Sheep Shagger". Der etwas andere Vampirfilm besticht in erster Linie durch seine verrückte Story, denn von der Inszenierung sollte man sich nicht all zu viel erhoffen. Es handelt sich trotz der Teilnahme von Michael Madsen nämlich noch immer um ein günstiges B-Movie, das auch wirklich nur für Sympathisanten dieser Filmrichtung zugänglich ist. Obwohl das Geschehen stets souverän in Szene gesetzt wurde, und "Vampires Anonymous" auch mit einigen größeren Effekten und sogar Explosionen aufwartet, werden sich Mainstream-Konsumenten wohl nicht mit dem billigen anmutenden Look und der simpel gestrickten Herangehensweise des Regisseurs anfreunden können.
Es ist schon erstaunlich, dass ein Werk mit einer derartigen Handlung überhaupt verfilmt wurde, jedoch kann man sich schnell denken, in welche Richtung das Ganze sich bewegen wird. Obwohl ein direkter Vergleich nicht möglich ist, kamen mir immer wieder mal Parallelen zur Independet-Filmschmiede Troma in den Sinn, denn trashig ist auch "Vampires Anonymous" enorm. Zwar nicht an allen Ecken und Enden, doch zumindest was die Charaktere anbelangt, muss man sich schon fragen, welches Gras die Verantwortlichen da bei der Inszenierung geraucht haben. Die Bewohner der kleinen Stadt irgendwo in North Carolina werden als absolut verblödete, Schafe-poppende Vollidioten dargestellt, so dass man sich nicht wundern darf, dass einige Späße schon sehr dämlich rüberkommen. Wie erwähnt, eine Affinität zum B-Movie ist hier schon von Nöten, ansonsten wird man schnell Opfer eines bösen Erwachens.
Auch ich benötigte meine Zeit, um mich in den Streifen einzufinden, doch sobald man sich mit dem Hauptcharakter angefreundet hat, stellt das kein Problem mehr dar. Vic ist überaus sympahtisch angelegt und so folgt man seinem schwierigen Pfad zum freundlichen Blutsauger bereitwillig, zumal sich die Spannung bei fortwährendem Verlauf des Geschehens auch mehr und mehr bemerkbar macht. Nicht nur, dass eine äußerst gefährliche und tödliche Vampirjägerin in der Stadt eintrifft, Vic hat zudem seine Probleme mit der Liebe, ganz zu schweigen natürlich von verblödeten Redneck-Rowdys, die nicht viel von Schönlingen halten, die bei strahlendem Sonnenschein mit einem schwarzen Regenschirm durch die Gegend spazieren. Obwohl "Vampires Anonymous" nicht unbedingt fesselt, ist es doch interessant zu verfolgen, wie sich Vic in dem verschlafenen Dörfchen anstellt und ob es ihm gelingt, sein 12 Schritte Programm durchzuführen. So ganz vergessen werden die treuen Vampirfans dabei natürlich nicht, denn ab und an geschieht Vic schon einmal ein "Ausrutscher", das heißt er darf auch mal seine Eckzähne blecken und für den einen oder anderen Blutverlust sorgen – was stets annehmbar in Szene gesetzt wurde. Für Splatterfans ist der Streifen dennoch absolut ungeeignet, denn bis auf gelegentliches Aussaugen gibt es hier nichts zu sehen.
Die Schauspieler agieren, zumindest in den wichtigen Hauptrollen, sehr zufriedenstellend. Paul Popowich war sicherlich die richtige Wahl für die Rolle des unglücklichen Vampirs, da er nicht nur die nötige Verzweiflung ausstrahlt, sondern optisch auch einiges hermacht und zudem absolut sympathisch erscheint. Des weiteren dürfen wir noch einen seit langer Zeit wieder mal sehr gut aufgelegten Michael Madsen bewundern, der sich zwar nur noch in derartigen Billigmovies herumzuschlagen scheint, hin und wieder aber dennoch mal zu einer Topform aufläuft. In die Rolle des Geno passt er wie die Faust aufs Auge, er gibt den vollbärtigen Vampir in teuren Anzügen, der nebenbei noch in der Mafia tätig ist, auf eine für ihn typisch coole Art. Sonst lässt sich allerdings nur wenig positives zu den Darstellern sagen, für die dummen Rednecks war ein unbeholfenes Herumblödeln vor der Kamera wohl vorgesehen, während manche der wichtigen Nebendarsteller neben dem tollen Paul Popowich schier verblassen.
"Vampires Anonymous" hat mich deshalb zufriedengestellt, da ich das bekommen habe, was ich erwartete und mir den negativen Aspekten schon im Voraus bewusst war. Die Geschichte um einen eigentlich gutherzigen Vampir, der durch ein 12-Schritte Programm sein Leben ändern möchte, wurde unterhaltsam, aber kostengünstig und ohne all zu viele Höhepunkte inszeniert. Etwas schade ist, dass der Streifen wohl doch keine reinrassige Komödie sein wollte, denn richtig lustige Momente sind rar gesät, dafür wird der Unterhaltungswert aber immer auf einem ordentlichen Niveau gehalten. Wer gerne mal B-Movies sieht und auch nichts gegen etwas ungewohnte Vampire einzuwenden hat, dem sei dieser Film ans Herz gelegt, alle anderen sollten aber Distanz wahren.
Ähnlicher Film:
- Teen Vamp
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