Informationen
OT:Urban Explorer
ca.94 Minuten
Deutschland 2011
- Andy Fetscher
- Brenda Koo
- Andreas Wisniewski
- Nick Eversman
- Max Riemelt
- u.a.
Story
Vier Rucksacktouristen aus aller Herren Länder treffen sich auf einem leeren Berliner Gelände. Es ist bereits dunkel, als der unbekannte deutsche „Urban Explorer“ eintrifft. Er nennt sich Dante und verspricht den Vieren, ein unvergessliches Erlebnis in den Tiefen von Berlin. 300 Euro soll der Spaß kosten. Das Entgelt ist aber erst zu entrichten, wenn es den Weltenbummlern gefallen hat.
Das Ziel soll ein alter Nazi-Bunker sein, der rund zwei Fußstunden entfernt zu finden sein soll. Nach seiner Entdeckung hat man ihn wieder zugemauert, damit er nicht zur Pilgerstädte für Neo-Nazis wird. Die Reisegruppe freut sich auf ein unvergleichliches Erlebnis. Doch bereits nach wenigen Minuten im Untergrund, treffen die Erfahrungshungrigen auf kriminelle Elemente. Das Treffen endet zwar glimpflich, sorgt aber für Anspannung. Dass diese bald größer werden soll, wissen sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn es geschieht etwas Unvorhersehbares…
Kritik
Deutscher Horror ist zumeist anders als anderer Horror. Die deutschen Filmemacher haben auf diesem Gebiet einige Defizite. Einige, wenige Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Mit Andy Fetscher soll sich der generelle Zustand nun ändern. Fetscher ist ein aufstrebender deutscher Filmemacher. Der studierte Regisseur legt nach seiner Abschlussarbeit „Bukarest Fleisch“ nun einen waschechten Horror-Film nach und will/wird so auf sich aufmerksam machen.
„Urban Explorer“ fängt auch in der Tat so an, wie ein Horror-Film anfangen sollte. Optisch gelungen baut er gleich zu Beginn eine dichte Atmosphäre auf, die sich fast über den ganzen Film hält. Als sich die Rucksack-Reisenden treffen, ahnt man, etwas wie „Hostel“ angedreht zu bekommen. Denn dass der Trip nicht gut enden wird, weiß das fachkundige Horror-Publikum. Die ersten Minuten sind wirklich brillant. Man lernt sich kennen, geht gemeinsam in die Unterwelt und bekommt vom Reiseführer einige Nazi-Geschichten erzählt, welche eine super Grusel-Stimmung erzeugen. Dies klingt vielleicht komisch, ist aber so. Übrigens unterhalten sich die Protagonisten meist auf Englisch, was glücklicherweise nicht synchronisiert wurde. Für Leute, die dieser Sprache nicht so mächtig sind, werden Untertitel eingeblendet.
Die ersten Minuten in dem Untergrundsystem sind auch noch extrem sehenswert. Man meint es fast, es mit einem perfekten Horror-Erlebnis zu tun zu haben. Doch mit der Zeit wird man feststellen, dass das hohe Niveau nicht ganz gehalten werden kann. Weil der Film etwas steril wird. Man konzentriert sich nicht mehr so auf die eigene Geschichte, sondern fügt, seitens der Macher, Sachen ein, die lediglich Horror-Standard sind. Auch die Richtung des Films ändert sich. Vom Ungewöhnlichen geht es ebenfalls Richtung Standardisierung.
Das dabei immer noch ein ordentlicher Horror-Genuss bei rumkommt, ist gut. Vor allem, weil „Urban Explorer“ mit guten Spannungsmomenten daherkommt. Wie man diese aufbaut und am Leben erhält, hat Andy Fetscher auf jeden Fall an der Uni gelernt. Die dazugehörige Atmosphäre und der gut gewählte Soundtrack lenken etwas von der gewordenen Stangenware ab.
Schauspielerisch bekommt man solide Kost geboten. Richtig gut wird nicht gespielt, schlecht aber auch nicht. Am auffälligsten ist sicherlich Klaus Stiglmeier, der erst später in das Geschehen eingreift. Was er macht und warum dies auffällig ist, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, um dem eventuellen Guckvergnügen keine Spannung zu rauben. Mit von der Partie, als Dante, ist Max Riemelt, der aus dem Film „Die Welle“ bekannt sein dürfte.
Freunde der blutigen Spezialeffekte bekommen hier ein paar Sachen geboten, die den Fan solcher Szenen aber sicherlich nicht vom Hocker hauen werden. Es gibt allerdings ein paar, gut gemachte, fiese Szenen, die das FSK 18 Siegel des Medium rechtfertigen.
Während die Rucksack-Touristen das Besondere suchen und finden, bekommt es der geneigte Betrachter nur stellenweise mit einem besonderen Filmerlebnis zu tun. Das Potential des Tunnelsystems wurde nicht vollends ausgereizt. Aus den beeindruckenden Locations hätte sicherlich noch etwas mehr rausgekitzelt werden können. Was das Guckvergnügen weiterhin mindert, ist die Tatsache, dass es irgendwann zu standarisiert wird und einige Logiklücken auftauchen. Unterm Strich muss aber festgehalten werden, dass „Urban Explorer“ mehr als nur in Ordnung geht. Für einen deutschen Horror-Film-Beitrag ist das gezeigte respektabel. Anschauen loht da auf jeden Fall!
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