Informationen
OT:Thriller – En grym film
ca.107 Minuten
Schweden 1974
- Bo Arne Vibenius
- Christina Lindenberg
- Heinz Hopf
- u.a.
Story
Seit Christina (Hab den Namen vergessen und nenne sie in diesem Bericht jetzt einfach mal so) als Kind von einem Penner sexuell missbraucht wurde ist sie, hervorgerufen durch den Schock, stumm. Mittlerweise ist sie 17 Jahre Alt und lebt bei ihren Eltern auf einem Bauernhof und es scheint als ob sie dieses Erlebnis von damals einigermaßen vergessen hat. Eines Tages will sie in die Stadt fahren und trampt. Ein freundlicher Mann hält auch schon kurz darauf an und nimmt sie mit. Ein schwerer Fehler, denn der freundliche Mann, der sie auch noch zum Essen einlädt und sie schließlich mit in seine Wohnung nimmt hat ganz andere Pläne mit ihr.
Er macht Christina betrunken und spritzt ihr Beruhigungsmittel und Heroin. Er hält sie nun gefangen und spritzt ihr jeden Tag mehrmals Heroin und macht sie süchtig. Nun ist Christina abhängig und braucht jeden Tag zwei Rationen, die sie von dem Mann bekommt. Dafür muss sie aber von nun an zur Nutte werden und die „Kunden“ des Mannes beglücken. Als sie aber dem ersten Kunden das Gesicht verkratzt wird ihr Boss sehr sauer und sticht ihr mit einem Skalpell ein Auge aus. Als dann noch ihre neue Freundin umgebracht wird und sich ihre beiden Eltern, nach einem erbosten, erlogenen Abschiedsbrief von Christina, den in Wahrheit der Mann geschrieben hat, umbringen sieht sie rot und will Rache.
Von nun an nutzt Christina ihren einen freien Tag um Autofahren, schießen und Karate zu lernen. Nach ein paar Monaten beherrscht sie dann schließlich alles und es ist Zeit für Vergeltung. Sie besorgt sich eine Waffe und startet einen blutigen Rachefeldzug gegen ihren Boss und dessen Kunden.
Kritik
Hier haben wir es mit einem Film zu tun, der in der Fachsprache als Rape and Revenge Movie bezeichnet wird. Das bedeutet soviel das die Hauptperson ausgenutzt, gefoltert, missbraucht, oder was auch immer, wird und sich dann am Ende an ihren Peinigern rächt, bis alle tot sind. Solche Art von Filmen sind bei den Jugendschützern ganz besonders unbeliebt, da sie meistens allesamt grausam sind und am Ende eine geballte Ladung Selbstjustiz bringen. Sehr bekannt in diesem Genre sind vor allem „Mondo Brutale“/“Last house on the left“ und „Muttertag“, welche hierzulande beide verboten sind. Es gibt aber eine ganze Menge Filme der Art, die aber oft auch mehr schlecht als recht sind. „Thriller“ gehört meiner Meinung nach neben „Mondo Brutale“ zu den besten Filmen dieser Art. „Muttertag“ ist zwar auch ziemlich gut, aber der ist durch seine teilweise starke Unernstheit mehr unterhaltend als schockierend.
Der Film selber ist eigentlich die ganze Zeit über relativ ruhig gehalten und braucht schon ein bisschen bis er mal los geht, was aber mit einer Länge von fast 2 Stunden absehbar ist. In der ersten Stunde werden wir Zeuge von Christinas Schicksal, wie sie heroinsüchtig gemacht wird, ein Auge verliert (Autsch, wenn ich nur dran denke) und von den Kunden missbraucht wird. Man bekommt als Zuschauer richtig mitleid mit ihr, vor allem da sie mit 17 (In Echt war sie natürlich schon volljährig) noch nicht mal erwachsen ist. In der zweiten Hälfte ist dann Rache angesagt. Und die gönnt man ihr auch richtig, vor allem als dann der fiese Boss am Ende dran glauben muss (ich verrate das jetzt, weil es sowieso von Anfang an logisch ist).
Es herrscht eigentlich die ganze Zeit über eine recht beklemmende Atmosphäre, aber so muss es bei einem Film dieser Art auch sein. Am besten vergleichen kann man in dieser Hinsicht „Thriller“ wohl mit „Mondo Brutale“. Spannungsgeladene Szenen gibt es jetzt zwar keine, der Film bleibt aber trotzdem von Anfang an interessant. Was wohl einigen nicht passen wird, ist dass sehr sehr wenig gesprochen wird, was unter anderem wohl auch auf Christina zurückzuführen ist, die ja stumm ist. Es gibt teilweise sogar minutenlange Passagen in denen kein einziges Wort fällt, was dann manchmal schon etwas ermüdend wirkt, auf der anderen Seite aber irgendwie auch sehr gut zu Film passt. „Thriller“ ist jedenfalls ein Film, der die Bilder sprechen lässt und durch sie auch die Handlung voran treibt.
Zimperlich geht der Film mit den Darstellungen aber nicht gerade um, was die Gewalt und auch Vergewaltigungsszenen angeht. Die Erschießungsszenen am Ende sind beispielsweise alle in extremer Zeitlupe dargestellt, was das ganze gleich noch viel brutaler wirken lässt. Es ist eben schon ein Unterschied, ob jemand einfach von weiten erschossen wird, oder man in Grossaufnahme und Zeitlupe sieht, wie die Schrotkugeln in den Kopf des Opfers reinfetzen und dieser mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sinkt. Am heftigsten ist aber die Szene, in der Christina ihr linkes Auge verliert und das sieht man richtig in Großaufnahme wie das Skalpell in die Pupille eindringt. Für diese Szene wurde übrigens ein echtes (natürlich totes) menschliches Auge genommen, was das ganze gleich noch sehr realistisch aussehen lässt. Erwartet aber kein Splatterfilm, denn dies ist die einzige richtige Goreszene im Film. Der Boss darf zwar auch auf eine unschöne Methode sterben, aber dort blendet die Kamera im entscheidenden Moment weg. Aber „Thriller“ hat auch keine Splatterszenen nötig um zu schocken, er ist auch so knallhart.
Aber unbedingt erwähnen sollte man auch die Sexszenen, welche einen richtigen Skandal ausgelöst haben. Der Regisseur hat nämlich tatsächlich Hardcoreszenen mit eingebaut und das sogar im Jahre 1974, zu welchem Zeitpunkt eh alle noch ziemlich verklemmt waren in dieser Hinsicht. Und zwar auch gleich mehrere, was den Film an machen Stellen schon ein bisschen pornohaft wirken lässt. Diesen aber auf einen Porno zu reduzieren wäre aber nicht fair, da alle Hardcoreszenen zusammengerechnet vielleicht gerade mal 5 Minuten Spielzeit haben und lediglich dazu dienen das Geschehen härter wirken zu lassen. Über Sinn und Unsinn kann man sicher Stunden diskutieren, ich persönlich denke aber das der Regisseur dadurch einfach etwas provozieren wollte ;-).
Mir persönlich ist es jetzt eigentlich relativ egal ob in einem Film derartige Szenen vorkommen, solange der Regisseur nicht übertreibt. Sind nämlich zu viele Hardcoreszenen in einem Film, landet dieser schnell in der Pornoecke, was aber auf „Thriller“ Gott sei dank nicht zutrifft. Als Gesamteindruck am Ende bleibt jedenfalls ein harter Rape and Revenge Film und das Wort Porno wäre eine Beleidigung. Die Hardcoreszenen wurden übrigens nicht mit der Hauptdarstellerin gedreht, dafür hat man extra eine Pornodarstellerin angagiert und die Szenen wurden letztendlich passend zusammen gefügt.
Wo wir schon bei den Darstellern sind, muss ich erst einmal ein großes Lob an Christina Lindenberg aussprechen, die für die Christina im Film einfach perfekt besetzt ist. Sie redet zwar kein einziges Wort, ist aber trotzdem die ganze Zeit über immer sehr überzeugend, vor allem als Racheengel am Ende. Ihre Figur (Schwarzer Mantel und Augenklappe) hat Quentin Tarantino übrigens als Vorlage für die Figur Elle Driver in „Kill Bill“ verwendet (Jedenfalls was das Aussehen angeht). Auch der „Boss“ von Christina gibt einen richtig guten Fiesling ab, der zwar immer nett rum tut, in Wahrheit aber ein Schwein ist. Alle anderen sind zwar nur Kanonenfutter, machen ihre Sache aber trotzdem ordentlich.
„Thriller“ gehört übrigens, ganz nebenbei erwähnt, zu Quentin Tarantinos Lieblingsfilmen und diente unter anderem auch als Vorlage zu „Kill Bill“. Nachdem dies jedenfalls bekannt wurde, ging die auf 25.000 Stück limitierte US DVD von Synapse wie warme Semmeln weg, was die Firma, die die Rechte zuvor unwissend für lächerliche 10000 Dollar an Synapse verkaufte sehr verärgerte.
Meine Meinung basiert auf der US DVD von Synapse, welche den Film komplett ungeschnitten zeigt und auf 25.000 Stück limitiert ist. Für einen Film von 1974 kann man sich über eine sehr gute Bild und Tonqualität freuen, lediglich bei den eingefügten Szenen wird es ein kleines bisschen schlechter. Das Bildformat ist 1,78:1 und der Ton Dolby Digital 2.0 Mono. Bei den Sprachen kann man zwischen englisch und schwedisch (Originalsprache) wählen und je nach bedarf englische Untertitel ein und ausblenden. Da im ganzen Film sehr wenig gesprochen wird kann man selbst mir sehr schlechten Englischkenntnissen problemlos der Handlung folgen. Extras gibt es auch einige. Da wären Kinotrailer und TV Spots zum Film selber, Outtakes, alternative Szenen, Infos zu den Schauspielern, eine Bildergalerie und ein sehr interessantes kleines Booklet. Die DVD hat als Freigabe unrated, was wohl soviel wie NC-17 bedeutet und die höchste, sehr selten vergebene Freigabe in der USA ist. Die Scheibe selber hat mich 27 Euro gekostet.
Über andere Versionen ist mir nichts bekannt. Ich weiß nur, dass die amerikanische Erstauflage um 20 Minuten geschnitten wurde (wo zum Teufel haben die nur so viel zum Kürzen gefunden?!) und das der Film 1975 auch in Deutschland im Kino zu sehen war, aber auch geschnitten. Es scheint jedenfalls so, dass diese DVD neben der total verstümmelten Erstauflage die einzige offizielle Version ist und die ist auch noch limitiert. Wenn ihr den Film also sehen wollt, solltet ihr Euch die Scheibe so schnell wie möglich holen, wer weiß wann ihr ansonsten das nächste mal die Gelegenheit dazu habt ohne eventuell ein Monatsgehalt zahlen zu müssen.
Obwohl es auch die ein oder andere Länge gibt, ein sehr interessanter und vor allem knallharter Rape and Revenge Film, den man mal gesehen haben sollte. Ich fand ihn jedenfalls sehr gut und vergebe eine 7,5 von 10. Auch die US DVD ist sehr empfehlenswert und wahrscheinlich die weltweit beste Veröffentlichung des Films.
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