Informationen
OT:The Zombie Diaries
ca. 88 Minuten
GB 2006
- Michael Bartlett
- Kevin Gates
- Russell Jones
- Craig Stovin
- Jonnie Hurn
- James Fisher
- u.a.
Story
Die Weltbevölkerung wird von einem neuartigen Virus überschwemmt, dem selbst die besten Forscher und Ärzte ratlos gegenüberstehen. Was sich zuerst nur in Asien ausbreitet, greift kurz darauf auf die die gesamte Welt über: Menschen geraten in eine Art Wachkoma und fallen, offensichtlich nicht mehr Herr ihrer Sinne, über ihre Mitmenschen her um sich an deren Fleisch zu sättigen. "The Zombie Diaries" erzählt die Geschichten dreier verschiedener Gruppierungen, die, jeweils mit Handkameras ausgestattet, zu unterschiedlichen Zeitpunkten Zeugen des Ausbruchs werden und die Geschehnisse festhalten. – Zu Beginn der Epidemie reist eine Crew junger Dokumentarfilmer in eine ländliche Gegend, um dort den Fortschritt des Ausbruchs festzuhalten und die Bevölkerung zu interviewen. Dabei stoßen sie alsbald auf die ersten Untoten. – Einen Monat später begeben sich ein paar Überlebende in eine Provinz, um dort ihren Proviant aufzustocken. Dabei werden sie von zahlreichen Zombies überrascht. – Der letzte Mitschnitt verfolgt den verzweifelten Überlebenskampf einer Gruppe Menschen, die sich auf einem Bauernhof zu verbarrikadieren versucht.
Kritik
Als "The Blair Witch Project" im Jahr 1999 erschien, hätte zum damaligen Zeitpunkt wohl niemand damit gerechnet, dass der Film beinahe ein Jahrzehnt später als großes Vorbild einer vollkommen neuen Kategorie des Horrorfilms dienen würde. Realismus ist neuerdings angesagt, denn was schon bei der Suche dreier Studenten nach einer Hexe in den Wäldern Marylands funktionierte, muss doch auch bei größeren Produktionen machbar sein. So setzen unter anderem die aktuellen Streifen "Cloverfield", "[Rec]" und "Diary of the Dead" auf Handkameras, scheinbare Amateur-Verhältnisse und Authentizität. Das Resultat ist dabei nicht immer jedermanns Sache, doch auf alle Fälle hat man damit eine weitere Nische des Horrorfilms entdeckt, die mit Sicherheit vor allem in der nahen Zukunft von vielen weiteren Filmemachern erkundet wird. Den Anfang machen dabei einige Low-Budget-Filmer aus Großbritannien, deren erstes Projekt, "The Zombie Diaries", nicht nur zufällig an George Romero’s neusten Teil der "Dead"-Reihe erinnert. Genau wie in "Diary of the Dead" schicken Kevin Gates und Michael Bartlett, die hierbei Regie führten, das Drehbuch schrieben, als Produzenten in Erscheinung traten und sich für den Schnitt verantwortlich zeichnen, ein paar junge Leute mit Handkameras bewaffnet gegen eine Horde Untoter, wobei das Resultat ein Höchstmaß an Realismus garantieren soll. Den Verantwortlichen darf dabei sicherlich ein sehr gute Idee attestiert werden, da man gerade bei dieser Art von "Fake-Doku-Horror" vieles in den Kasten bringen kann, was bei einer herkömmlichen Methode undenkbar wäre. Defizite, wie etwa schlechte Schauspieler oder fehlende Effekte, lassen sich im Problemfall einfach unter dem Deckmantel des Realismus verhüllen. Schließlich und letztendlich soll der Zuschauer das Gefühl erhalten, das alles, was in "The Zombie Diaries" zu sehen ist, die Aufnahmen von Amateurfilmern sind, denen diese Mitschnitte während einer Zombie-Epidemie gelangen. An und für sich ist das Resultat, gemessen an dem kleinen Budget der Crew, nicht einmal zu verachten. "The Zombie Diaries" könnte sicherlich vielen anderen Low-Budget-Regisseuren als Vorlage für eine ordentliche Erstproduktion dienen, auch wenn das Werk einem Vergleich mit "Diary of the Dead" natürlich nicht standhalten wird. Wenn man bedenkt, dass Romero bereits mit wenig finanziellen Mitteln filmte, dann darf "The Zombie Diaries" quasi als die noch günstigere Low-Budget-Kopie eines Low-Budget Films betrachtet werden. Das Problem des Film ist allerdings nicht einmal die Finanzierung oder die Inszenierung an sich, sondern vielmehr die höchst seichte Story. Die Idee, das Ganze zu einem Episodenfilm, bestehend aus drei unterschiedlichen Storys, die sich dann am Ende überkreuzen, werden zu lassen, war dabei nicht einmal die schlechteste. Blöderweise bringen die einzelnen Geschichten jedoch nicht genügend Abwechslung mit, so dass sich das Geschehen oftmals wiederholt, zudem muss sich der Zuschauer im Verlauf des Films einfach mit zu vielen Charakteren anfreunden, die sich allesamt nicht großartig voneinander unterscheiden, worunter schnell der allgemeine Überblick leidet. "The Zombie Diaries" verspricht durch drei unterschiedliche Geschichten zwar Kurzweiligkeit, kann diese aber dadurch, dass stets etwas Ähnliches passiert, nicht wirklich einhalten. Für hollywoodverwöhnte Horrorfans ist "The Zombie Diaries" ungeeignet, wer jedoch bereits Erfahrungen im Low-Budget Bereich sammeln durfte, wird von diesem Werk sehr passabel unterhalten werden. Die Zombie-Masken sehen überraschend gut aus, die großteils unbekannten Darsteller agieren überzeugend und die Inszenierung via Handkamera tut ihr Übrigens, dass man dem Film seinen Realismus abkaufen kann. Als enttäuschend muss dafür der Gore-Level betrachtet werden, denn bis auf einige blutige Erschießungen und eine altbekannte Fress-Szene hat "The Zombie Diaries" kaum etwas zu bieten. "The Zombie Diaries" bietet vor allem für Low-Budget-Sympathisanten und Zombie-Allesseher eine ordentliche Alternative zum derzeit um sich greifenden Einheitsbrei. Der Film, der den Fußstapfen von "Diary of the Dead" und "The Blair Witch Project" folgt, schafft es, eine einigermaßen glaubhafte Atmosphäre entstehen zu lassen, auch wenn man in diesem Bereich definitiv schon spannenderes sehen durfte. Auch der geringe Gore-Anteil, die wenig überraschende Story und die unüberschaubare Anzahl von Charakteren ändern nichts an der Tatsache, dass man "The Zombie Diaries" Low-Budget-geneigten Genrefans durchaus ans Herz legen kann. Von einem Kauf ist allerdings abzuraten, ein einmaliges Ansehen ist hierbei ausreichend.
Kommentare