Informationen
OT:Shtolnya
ca.83 Minuten
Ukraine 2006
- Lubomyr Kobylchuk
- Svitlana Artamonova
- Mykola Kartzev
- Pavlo Li
- u.a.
Story
Vor mehreren hundert Jahren brachten die Slawen der Gottheit Perun Menschenopfer dar, bis sie von den Christen gestoppt werden konnten. In der Neuzeit macht sich nun ein Professor (Mykola Kartzev) mit fünf Archäologie-Studenten der Universität Kiew auf den Weg zu einem uralten Höhlensystem in den Wäldern, um dort nach eventuellen Überresten des einstigen Perun-Kultes zu suchen. Zuerst reagieren die fünf jungen Studenten euphorisch, als sie einen neuen Schacht entdecken, doch bereits nach kurzer Zeit verlieren sie in dem komplexen System nicht nur den Anschluss an den Professor, sondern auch ihre Orientierung. Die schnell innerhalb der Gruppe aufkeimenden Spannungen sind dabei das geringste Übel der Fünf, denn irgendetwas scheint in den labyrinthartigen Gängen auf sie zu lauern…
Kritik
Es hat ganz den Anschein, als wäre Neil Marshall’s klaustrophobischer Höhlen-Horror "The Descent" auch in der Ukraine ganz gut angekommen, dies scheint die einzig vernünftige Erklärung zu sein, wieso der Regie-Neuling Lubomyr Kobylchuk auf die Idee kam, sich an einer Kopie seines scheinbaren Vorbilds zu versuchen und den Streifen "Shtolnya" auf die Beine zu stellen, der der besseren Verständlichkeit wegen im Ausland als "The Pit" vermarktet wird. Nun ist es allerdings sicherlich kein Geheimnis, dass die Ukraine im Allgemeinen nicht gerade als Exportschlager für erfolgreiche Filme gewertet werden darf. Genau genommen kam bis heute noch nie irgend eine nennenswerte Produktion aus der osteuropäischen Republik. Dies wirft die Frage auf, wieso es gerade ein B-Movie aus der Ecke des Horrorfilms, dessen Beteiligte allesamt keinerlei Erfahrung in der Filmerstellung vorzeigen dürfen, schaffen sollte, an diesem Faktum etwas zu ändern?
Doch wenn nun schon beinahe jedes hinterletzte, filmtechnisch noch so unbedeutende, europäische Land in den letzten Jahren seinen eigenen Beitrag zum Horrorfilm geleistet hat, wieso nicht auch die Ukraine? Blöderweise ging der Versuch gehörig nach hinten los und resultierte darin, dass nun ein weiterer Streifen in den deutschen Regalen stehen wird, den die Welt nicht braucht, der aber dank seines relativ passablen Covers sicherlich noch einige Käufer findet, die sich im Nachhinein grün und blau ärgern werden. Was aber macht denn "The Pit" nun so grottenschlecht? Es liegt natürlich die Vermutung nahe, dass das Werk letztendlich an seiner, bereits tausendmal in ähnlicher Form da gewesenen, Story krankt, doch dies ist nicht einmal der Hauptgrund. Schließlich lehrt die Erfahrung den Horrorfilm-Fan des Öfteren, dass begabte Regisseure in Ausnahmefällen auch aus den ältesten Plots noch etwas Vernünftiges zaubern können. Doch nicht nur, dass Lubomyr Kobylchuk scheinbar nicht zu diesen Talenten zählt, er setzt "The Pit" auch auf allen anderen Ebenen vollends in den Sand.
Bereits der Prolog tut sich schwer damit, das Publikum atmosphärisch einem Geschichtsunterricht zu unterziehen, so dass die billig animierten Bilder zu den Erklärungen über die slawische Gottheit Perun eher peinlich und deplaziert wirken. Weiter geht es im Folgenden mit den immer wieder gerne gesehenen Klischee-Studenten und hier ist sich "The Pit" keiner noch so lachhaften Nullnummer zu schade. Da hätten wir den angesehenen und großmäuligen Sportler, die junge Idealistin und den bebrillten Außenseiter, den keiner dabeihaben will und der später, wer würde es erwarten, noch seine heldenhaften Momente hat. Charakterisiert wird hier gar nichts, stattdessen darf man sich auf grausamste musikalische Untermalung durch irgendeine, vermutlich ukrainische, Hip Hop Formation gefasst machen, deren Töne allerdings bestenfalls dafür sorgen, dass man schnellstmöglich die "Mute" Taste auf seiner Fernbedienung sucht.
Nachdem die Studenten im Höhlensystem angelangt sind, gehen die unfassbaren Lächerlichkeiten munter weiter. In welcher Beziehung die Fünf zu dem Professor stehen, wird nie ganz ersichtlich, jedenfalls scheinen sie ihm von Anfang an zu Misstrauen, was die Frage aufwirft, wieso sie ihn überhaupt begleiten? Das sogenannte Höhlensystem sieht indessen mehr nach einem beliebigen Bunker aus. Wenn die Studenten im späteren Filmverlauf durch immer wieder die selben Räume und Gänge stolpern und kriechen, dann wird man dabei an alles, aber nur nicht an ein Höhlensystem irgendwo im Wald erinnert, was auch dadurch verstärkt wird, dass es unter der Erde noch jede Menge funktionierender Lampen zu geben scheint.
Die sogenannten Dialoge der Studenten sind nicht einmal einen abwertenden Kommentar wert, während der Professor irgendwann einfach verschwindet, was den Zuschauer aber nicht kümmert, hatte der Herr doch zuvor ohnehin rein gar nichts zur Handlung beigetragen. Und so nimmt das Unheil, für den Zuschauer, nicht für die Studenten, versteht sich, seinen Lauf. Ein Klischee folgt das Nächste, während man sich immer genervter fragt, wo denn hier nun eigentlich der Horror stattfindet? "The Pit" wartet mit typischen Konfliktsituationen und Streitereien auf, die entfernt an "The Hole" erinnern, der es jedoch nicht verdient, mit diesem Schwachsinn überhaupt verglichen zu werden. Die einzige positive Leistung des Regisseurs ist es, das ganze Geschehen nicht tot langweilig ablaufen zu lassen, da man jeden Moment darauf wartet, dass endlich etwas passiert – und dabei ein ums andere Mal enttäuscht wird.
Ja, die letztendliche Auflösung, was denn nun in den Gängen auf die kleine Gruppe lauert, könnte dämlicher nicht sein und auch der Weg zum finalen Storytwist fällt da nicht aufregender aus. Hin und wieder wird jemand verschüttet oder kommt anderweitig zu Tode, ein Killer hat dabei allerdings nie seine Hand im Spiel, deshalb darf man auch nicht mit Blut oder Splatter rechnen. In dieser Hinsicht ist "The Pit" vollkommen harmlos und hätte mit Sicherheit auch die FSK 12 Plakette erhalten können. Auch für ein ansonsten ängstliches Publikum ist der Streifen derweil eine bestens geeignete Einschlafhilfe, da das Werk vollständig ohne Spannung oder Atmosphäre auskommt. Auch auf die Schauspieler sollte erst gar nicht eingegangen werden, diese wirken wie beliebige, bezahlte Laien, die vom Straßenstrich aufgegabelt wurden.
"The Pit" ist der dilettantischste Dünnschiss der letzten Zeit. Lubomyr Kobylchuk bringt schon einiges an Mut auf, diesen Totalreinfall überhaupt als Horrorfilm vermarkten zu wollen. Gut möglich, dass so etwas in der Ukraine, einem Land ohne nennenswerte Filmindustrie, gut ankommt, aber in vielen Teilen der restlichen Welt ist man eben höhere Maßstäbe gewohnt. Die 08/15 Story des Films wird hier durch so viele Peinlichkeiten scheinbelebt, dass einem das Mittagessen wieder hochkommt. Alleine das Ende spricht Bände, wenn die beiden Überlebenden aus dem Bunker klettern, fröhlich, als wäre nichts gewesen, über eine Wiese hüpfen und das "Höhlensystem" im Hintergrund in billigen CGI-Feuereffekten in die Luft fliegt. "The Pit" ist sicherlich ein weiterer guter Grund, um ukrainische Filme weiterhin einen Bogen zu machen. Einzig der unfreiwillige Trash-Faktor macht den Streifen noch erträglich, was aber nichts daran ändert, dass wir es hier mit einem absoluten Griff ins Klo zu tun haben.
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