Informationen
OT:The Blair Witch Project
ca. 77 Minuten
USA 1999
- Daniel Myrick
- Eduardo Sanchez
- Heather Donahue
- Joshua Leonard
- Michael Williams
- u.a.
Story
Die drei jungen Filmstudenten Heather (Heather Donahue), Josh (Joshua Leonard) und Mike (Michael Williams) begeben sich mit Film-Equipment ausgerüstet nach Burkitsville, Maryland, um dort eine Dokumentation über die sagenumwobene Hexe von Blair zu drehen. Elly Kedward, so will es die Legende, soll im 18. Jahrhundert in Burkittsville gelebt haben und damals wegen Hexerei aus der Stadt vertrieben worden sein. Plötzlich verschwanden daraufhin einige Kinder, was natürlich auf Elly Kedward zurückgeführt wurde. Doch damit noch nicht genug. Mehr als 150 Jahre später kam es erneut zu grausamen Kindermorden, die von dem verrückten Einsiedler Rustin Parr begangen wurden. Er lockte die Kinder tief in seine kleine Hütte im Wald, um sie dort in einem verließartigen Keller zu töten. Parr gab vor Gericht an, von der Stimme einer Frau zu den Bluttaten getrieben worden zu sein.
Heather, Josh und Mike interviewen zuerst einige Passanten in Burkittsville und fahren anschließend in den Black Hills Forest. Dort wollen sie, ausgerüstet mit Verpflegung, Videokameras, Schlafsäcken und Zelten die Schauplätze der einstigen Bluttaten aufsuchen. Der Wald gestaltet sich größer und labyrinthischer als zuerst vermutet, weshalb Heather die Karte für unbrauchbar erklärt und die Gruppe nach ihrem Gefühl anführt. Es dauert nicht lange, bis die drei sich eingestehen müssen, dass sie sich hoffnungslos verirrt haben. Als ob das noch nicht genügen würde, kommt es in den Nächten immer wieder zu unerklärlichen Geschehnissen, so ist etwa ein entferntes Kinderschreien zu vernehmen. Panik und Aggressivität bricht innerhalb der Gruppe aus, es scheint als gebe es keinen Weg hinaus aus dem Wald. Ist die Hexe von Blair mehr als nur ein Mythos?
Kritik
Derartige Hypes, wie ihn "The Blair Witch Project" schon vor seinem Erscheinen auslöste, sind in der Kinogeschichte selten und verlangen nach einer perfekt durchdachten Vermarktungsstrategie. Gemeinsam erschufen die beiden Regieneulinge Daniel Myrick und Eduardo Sanchez ein bis in den noch so kleinsten Winkel gut durchdachtes Franchise, und bewiesen Hollywood, dass es nicht immer teure Effekte und namenhafte Schauspieler braucht, um aus einem Film einen Millionenerfolg zu machen. "Blair Witch Project" ist Independent-Kino, das allerdings mehr durch seine geschickte Vermarktung, als durch den Film an sich zu einem bekannten Namen kam. Die Geschichte, die die beiden Regisseure entwarfen, behauptete von sich, auf wahren Tatsachen zu beruhen, und um diesen Schein zu wahren, war den Machern keine Mühe zu groß. Es wurden Bücher über die Hexe Elly Kedward auf den Markt gebracht, die im 18. Jahrhundert in Burkittsville gelebt haben soll, es wurden Internetportale mit angeblich echten Polizeiakten des Falles der drei verschwundenen Filmstudenten ins Leben gerufen und noch vieles mehr. Alles sollte den Anschein erwecken, dass "Blair Witch Project" die gefundenen Aufnahmen von Heather Donahue, Joshua Leonard und Michael Williams waren. Zum damaligen Zeitpunkt waren keine Infos über diese Akteure im Umlauf und selbst auf der internet movie database wurden sie als "vermisst" gekennzeichnet. All dies führte dazu, dass das amerikanische Publikum dem Schwindel Glauben schenkte und "Blair Witch Project" ins Unermessliche hypte. Mittlerweile ist natürlich längst bekannt, dass nichts Wahres an der ganzen Sache dran ist, doch der Film büßt dadurch nichts an seiner Faszination ein.
Betrachtet man den Streifen an sich, so ist er nichts besonderes und auf den ersten Blick dürfte es für manch einen fraglich sein, wie die Hysterie zustande kam. Wir sehen drei junge Leute, die mit verwackelter Kamera einige Passanten interviewen und Essensrationen für ihre bevorstehenden Ausflug in den Wald kaufen. Das Ganze sieht wirklich so aus als hätten es drei junge Nachwuchsfilmemacher mit ihren Amateurkameras gedreht. So entsteht ein authentischer, echter Eindruck. Bereits jetzt kann einem schon das kalte Grauen den Rücken hinunterlaufen, wenn man sich so die Schilderungen der Bewohner von Burkittsville über die Hexe von Blair anhört. Es überkommt einen ein ungutes, bedrohliches Gefühl.
Der folgende Teil des Films beschäftigt sich dann ausschließlich nur noch mit der Wanderung der drei jungen Leute durch die Wälder. Hierfür haben sich Daniel Myrick und Eduardo Sanchez etwas ganz besonderes einfallen lassen. Die Regisseure schickten ihre Hauptdarsteller alleine in den Wald und unterteilten ihnen lediglich per Walkie Talkie ungefähre Instruktionen. Sie gaben ihnen zwei Kameras mit und teilten ihnen auf, den Film per Improvisation in den Kasten zu bringen. Alles, was man sieht, ist also insofern authentisch, dass es keine Drehbücher und keine anderen Personen im Wald abgesehen von Heather, Josh und Mike gab. Die drei wurden zwar jeweils unterrichtet, wie diverse Szenen auszusehen hatten, doch das meiste war von den jungen Schauspielern spontan gespielt. Um ein noch größeres Realitätsgefühl einfließen zu lassen, wurden die drei Darsteller in den Nächten förmlich von den Regisseuren in Angst und Schrecken versetzt und irgendwann ging es zudem auch mit der Nahrung zu neige. Heather, Josh und Mike wussten übrigens bis nach Fertigstellung des Films nicht, dass die Legende um die Hexe von Blair frei erfunden war.
"Blair Witch Project" hebt sich dadurch von anderen Horrorfilmen ab, dass er einen das Grauen zwar ständig spüren lässt, es aber nie klar zeigt. Wir bekommen im gesamten Film keine Hexe zu sehen und auch sonst keine garstigen Horrorgestalten. Vielmehr sind es einfache, gut nachvollziehbare Elemente, die für Angst sorgen. Wenn Heather, Josh und Mike etwa völlig die Orientierung verlieren und in der Nacht von unerklärlichen Geräuschen geweckt werden und in Panik geraten, dann ist das authentischer und unheimlicher als es jeder überteuerte Hollywood-Horrorfilm es jemals vermitteln könnte. Man fühlt sich beim Betrachten des Films alleine schon dadurch unwohl, da man sich gut mit den Hauptdarstellern identifizieren kann. Ihre Situation wird von Tag zu Tag aussichtsloser, sie verlaufen sich immer tiefer in dem riesigen Wald. Als selbst Karte und Kompass nichts mehr nützen bricht Streit und alsbald schon pure Verzweiflung aus. Die Angst vor der Nacht und vor dem, was in der Dunkelheit auf sie lauern könnte, wird für die drei jungen Leute unerträglich.
Wer sich nur an Schauwerten und blutigen Effekten aufgeilt, wird mit "Blair Witch Project" keine Freude haben. Es ist vielmehr ein psychologischer Gruselfilm und wirkt als solcher überaus gut. Obwohl es heute kaum noch jemanden geben dürfte, der diesen Streifen für echt hält, macht ihn das nicht weniger beklemmend und unheimlich. Mit diesem Independent-Film ist den beiden Machern ein kleines Meisterwerk gelungen, das sich vor keiner Großproduktion verstecken muss. Hier stimmt einfach alles, Spannung ist ständig vorhanden und die Atmosphäre steigert sich von Minute zu Minute mehr. Auch die damals noch unbekannten Schauspieler agieren überragend und lassen keinen Zweifel an der -gefakten- Authentizität von "Blair Witch Project" aufkommen. Wer sich zu Halloween mal wieder richtig schön gruseln möchte, ist hiermit bestens bedient!
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