Informationen
OT:La Notte che Evelyn usci dalla tomba
ca.103 Minuten
Italien 1971
- Emilio Miraglia
- Antonio De Teffè
- Marina Malfatti
- Erika Blanc
- Giacomo Rossi-Stuart
- u.a.
Story
Lord Cunningham, ein junger wohlhabender Aristokrat kann den Tod seiner geliebten Frau Evelyn nicht verwinden. Noch immer befindet er sich in ihrem Bann und wird von Visionen heimgesucht, in der er seine rothaarige Gattin vor ihrem Tod der Untreue überführt. Seine Psychosen haben in ihm einen Hass gegenüber rothaarigen Frauen aufkeimen lassen, der ihn sogar zu einem krankhaften Frauenmörder werden lässt. Immer wenn ihn seine „Gefühle“ übermannen, reist er aus London in das Landschloss seiner verstorbenen Frau, um dort zuvor aufgelesene Prostituierte, die seiner Evelyn ähneln, zu foltern und anschließend zu töten.
Als er die blonde Gladys kennen lernt, heiratet er sie vom Fleck weg, nicht zuletzt auch deshalb, um endlich sein Trauma überwinden zu können. Alles scheint zu seiner Zufriedenheit zu verlaufen, das Paar lebt harmonisch im Kreise Cunningham’s Familie im Schloss. Da taucht plötzlich des Nachts eine rothaarige Frau im Schloss auf. Bald darauf gibt es auch schon die ersten Toten. Ist etwa Evelyn zurückgekehrt? Ihr Sarg leer…
Kritik
Würde man Filme mit Fußballspielen vergleichen, so könnte man hinsichtlich „Stumme Schreie“ sagen: Eine bis zur Halbzeit hochgradige Partie, nach der Halbzeit verflachte das Spiel dann leider ein wenig…
„Stumme Schreie“ kann in zwei verschiedene Abschnitte gegliedert werden. Während sich die ersten ca. 30 Minuten als Sleaze-Kino der besten Unterhaltung präsentiert, entwickelt sich der Film im restlichen Verlauf zu einem eher durchschnittlichen, trotzdem aber spannenden Giallo mit Horrorelementen.
Erika Blanc lässt sich als Opfer in Schenkel hohen Lackstiefeln nackt auspeitschen und räkelt sich dabei (zumindest anfangs) genussvoll zum Knallen der Peitsche. Laut eigener Aussage in einem Interview stammt übrigens die Idee der makabren Striptease-Nummer, bei der sie sich lüstern mit ihrem spärlich bedeckten Po voran aus einem Sarg schält, von ihr selber. Respekt!! Frau Blanc, Sie haben durch „Stumme Schreie“ sicherlich auf ewig einen ganz dicken Stein im Brett vieler Filmfans!!! 😉
Untermalt wird der Film von einem abwechslungsreichen Soundtrack, der sich gelungen an die jeweiligen Szenerien anpasst. Die Musikpalette reicht dabei von dezenter Klavierbegleitung ruhigerer Handlungspassagen, wie sie für viele typische Gialli üblich zu sein scheint, über gruselig-düstere Töne bis hin zu fetziger 70ies-Musik. Dabei erinnert gerade in besagter Striptease-Szene mit Fräulein Blanc die Musik mitunter sehr stark an den grandiosen „VAMPYROS LESBOS“ – Soundtrack von Manfred Hübler und Sigi Schwab.
Hauptdarsteller Antonio de Teffè hat sich vor allem in den späteren 60er Jahren durch sein Mitwirken in zahlreichen Italowestern wie z.B. „Sartana“ („Mille dollari sul nero“, Alberto Cardone, 1966) oder „Der Fremde von Paso Bravo“ („Los Pistoleros de Paso Bravo“, Salvatore Rosso, 1969) einen großen Namen geschaffen. Später konzentrierte er sich dann vorwiegend auf das Giallo-Genre, u.a. 1972 unter der Regie von Sergio Pastore in „The Crimes of the Black Cat“ („Sette scialli di seta gialla“). In „Stumme Schreie“ agiert er einmal mehr unter dem Pseudonym Anthony Steffen und überzeugt in der Rolle des „Prügelprinzen“ Lord Cunningham.
Dieser ist zu Beginn des Films als fieser perverser Frauenmörder noch eindeutig als diabolischer Bösewicht identifizierbar. Nicht zuletzt aufgrund seiner adligen Abstammung, sondern auch wegen seiner charismatischen Ausstrahlung und vor allem zunächst charmanten Art den Frauen gegenüber drängen sich dabei fast schon Parallelen zu einem berühmten vampirischen Grafen der Film- und Literaturgeschichte auf. Im weiteren Verlauf des Films wird er jedoch zunehmend zur tragischen Figur, die sehr unter der Qual ihrer Visionen leidet und langsam aber sicher in den vollkommenen Wahnsinn abzudriften droht.
Atmosphärisch kann der Film durchaus überzeugen. Jedoch sieht man ihm schon nach wenigen Minuten an, dass der dem Zuschauer vorgegebene Schauplatz „England“ reiner Etikettenschwindel ist, und man wohl doch aus Kostengründen auf heimische, italienische Standorte ausgewichen ist. Nichtsdestotrotz zieht Regisseur Emilio Miraglia, der sich ein Jahr später für den sehr schönen Thriller „La Dama rossa uccide sette volte“ (in Deutschland unter dem etwas unpassenden Namen „Horror House“ veröffentlicht) verantwortlich zeigte, alle Register des Giallo- und Horror- Genres:
Da knarren die Türen der spinnwebendurchsetzten Gemäuer, fast jede vorgestellte Person macht sich in irgendeiner Weise verdächtig, schwarze Handschuhe fehlen ebenso wenig, wie das völlig überraschende relativ blutige Ende. (Wobei man in diesem Fall trotz aller Verdachtsmomente nun wirklich nicht unbedingt mit einer derartigen Auflösung der Geschichte rechnen würde…)
Schade eigentlich nur, dass der wunderschön trashige Sleaze-Faktor nicht über die gesamte Laufzeit aufrecht erhalten wird. Der Film ist in Deutschland übrigens auch unter dem Titel „Die Grotte der vergessenen Leichen“ bekannt. Wo jedoch nun besagte Grotte, geschweige denn vergessene Leichen zu finden sein sollen, bleibt wohl das Geheimnis der deutschen Titelgeber. Passender wäre da wohl gewesen: „Frauen – entführt und zur Ekstase gepeitscht“…
Bleibt also noch die Moral von der Geschicht’ zu verkünden:
Wenn die Nacht am tiefsten ist,
und Du ein leichtes Mädchen bist:
Folge keinem irren Freier,
der Dich am roten Haare zupft
und Dich einlädt in sein Spuk-Gemäuer,
denn sonst wirst Du dort gerupft!!!
Fazit: Sehr schöner 70ies- Horror-Giallo, insbesondere wegen seiner sleazigen Anfangsminuten und einer wunderschönen Erika Blanc ein MUST-SEE!!!
Ähnlicher Film:
- Der Triebmörder
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