Informationen
OT:Small Town Folk
ca. 87 Minuten
GB 2007
- Peter Stanley-Ward
- Simon Stanley-Ward
- Dan Palmer
- Warwick Davis
- Greg Martin
- u.a.
Story
Grockleton ist ein seltsamer Ort, an den es nur selten eine Menschenseele verschlägt und der auf keiner Landkarte verzeichnet ist. Wehe denjenigen, welche die Warnungen der ansässigen Rednecks in den Wind schlagen und sich dennoch blindlings in die Kleinstadt begeben! Diesen Fehler begeht eines Tages auch der vom Weg abgekommene Jon (Greg Martin), der sich inmitten dieses Hinterlandes verfahren hat und nun gemeinsam mit seiner schwangeren Frau in Grockleton landet, wo die Beiden auf eine Unterkunft für die kommende Nacht hoffen. Schon bald darauf sieht sich das Paar mit einem Haufen grenzdebiler Rednecks konfrontiert, unter anderem bestehend aus einem schielenden Scharfschützen oder zwei Vogelscheuchen mit eigens geschärften Sicheln. Um von den Verrückten nicht gelyncht zu werden, stellt sich das Paar ihnen entgegen…
Kritik
Es mag keine besonders überraschende Tatsache sein, dass viele angehende Regisseure ihr (mal mehr und mal weniger vorhandenes) handwerkliches Geschick zuerst in Form eines kostengünstig gedrehten Horrorfilms unter Beweis stellen, bevor sie sich mit einem gewissen Namen in der Szene dann an größere Projekte heranwagen. Dass dabei in Hinsicht auf eben diese Filme auf der einen Seite zwar oftmals von Schund gesprochen wird, sie auf der anderen Seite aber dennoch häufig international vermarktet werden, mag dem einen oder anderen zwar paradox erscheinen, ist mittlerweile aber gängiges Mittel im Horrorfilm-Sektor. Dem Fan fällt es so zunehmend schwerer, vernünftig einschätzen zu können, was eines Blickes würdig ist und was hingegen vielmehr in den Regalen der Videotheken vergammeln sollte. Mit "Small Town Folk" erscheint in Kürze ein Film in Deutschland, der sich eindeutig am großen Vorbild "2001 Maniacs" orientiert und dabei dank einer ansprechenden Covergestaltung, sowie eines relativ berühmten Namens in der Schauspielerliste durchaus den einen oder anderen Genre-Konsumenten hellhörig machen wird. Erst bei genauerer Betrachtung wird dann ersichtlich, dass es sich hierbei um ein Regie-Debut der Marke "unerträglich" handelt, bei dem selbst der offensichtlich gute Wille des Verantwortlichen nichts mehr retten kann. Eines muss man sich in Anbetracht eines Low-Budget-Filmes immer bewusst vor Augen führen: Diese Werke kosten in den meisten Fällen nur den minimalen Bruchteil dessen, was Hollywood-Produktionen schon für einzelne Aspekte wie Schauspieler oder Effekte springen lassen. Im Gegensatz dazu liegt oftmals jahrelange Arbeit und sehr viel Herzblut in diesen Independent-Produktionen. Letztendlich werden diese Argumente aber, mögen sie auch der Wahrheit entsprechen, leider all zu oft von untalentierten Filmemachern als Entschuldigung oder Retuschierung ihres Unvermögens zweckentfremdet. Auch "Small Town Folk" ist letztendlich eines dieser Werke, das gerne viel mehr wäre, als es überhaupt ist. Newcomer Peter Stanley-Ward versuchte sich hier an einer Backwood-Persiflage, die mit viel schrägem Humor und Splatter Unterhaltung garantieren sollte – vergaß dabei aber offensichtlich, dass es nicht nur auf die Menge von Blut und Witz, sondern auch auf deren Qualität ankommt. "Small Town Folk" ist ein Sammelsurium durchweg abgefahrener Einfälle, die aber nur in den wenigsten Fällen für Begeisterung beim Zuschauer sorgen wollen. Eines aber muss man Regisseur Ward und seinem Team lassen: Um die ausgelutschte Story vergessen zu machen, versuchten sie sich an einem optischen Element, das bislang in fast keinen Genre-Filmen dieser Art zu sehen war. Obgleich es sich hier um eine Low-Budget-Produktion handelt, wurde ein Großteil des Werkes mittels Greenscreen gedreht und die jeweiligen Hintergründe später digital eingefügt. Der gesamte Film erhält durch dieses Element einen unwirklichen und künstlichen Touch, was aber nicht negativ auszulegen ist. Tatsächlich gewöhnt sich das Publikum sehr schnell daran, "Small Town Folk" kreiert alsbald eine ganze eigene, leicht surreale Atmosphäre. Blöd nur, dass der Streifen inhaltlich und dramaturgisch komplett in die Hose ging, andernfalls hätte mit der Grundidee der verfremdeten Optik durchaus ein interessanter Film entstehen können. Was man hier geboten bekommt, ist über kurz oder lang aber nichts anderes als übelster und dilettantischster Trash aus den tiefsten Kategorien sämtlicher Horror-Sparten. Inhaltlich hat das Werk nichts anderes zu bieten, als dass ein paar bekloppte Rednecks Jagd auf einige Opfer machen, sei es nun ein Paar aus der Großstadt oder eine vögelwillige Gruppe junger Leute. Dies wäre an und für sich noch zu verschmerzen, würde es hier nicht in absoluter Unfähigkeit und Langeweile abgehandelt werden. In jeder Weise spannungsarm und dramaturgisch unbrauchbar hangelt sich die Story von einer Splattersequenz zur nächsten, streut dazwischen immer wieder äußerst bemühte und vorhersehbare Gags ein. Eines der Vorbilder des Regisseurs war wohl "Bad Taste", der eine ähnliche Inhaltsarmut vorzuweisen hat, diese aber zumindest noch mit tatsächlichem Witz aufzufüllen weiß. "Small Town Folk" allerdings wird mit fortschreitender Laufzeit von Minute zu Minute anstrengender und dämlicher, bis es den Zuschauer zum Ende hin regelrechte Überwindung kostet, sich dieses Fiasko bis zum Schluss anzusehen. Der Humor des Films ist so derart over the top, dass es zwar anfangs noch für ein paar Lacher sorgen wird, auf Dauer aber einfach nur noch ermüdet und regelrecht ärgert. Die Splattereffekte erfüllen derweil ihren Zweck, auch wenn sie in punkto Qualität stets zwischen akzeptabel und grottig hin- und herschwanken. Nimmt man dem Streifen den ein oder anderen Mord durchaus ab, ist das Blut in so manch anderen Szenen plötzlich als rot gefärbtes Wasser zu erkennen, was hier aber nicht einmal für unfreiwillig-trashigen Charme sorgt. Was "Small Town Folk" dann aber die Krone aufsetzt, sind die Schauspieler, die diese Bezeichnung natürlich keinesfalls verdient haben. Es ist nur all zu deutlich zu bemerken, dass ein Großteil der Akteure zum ersten Mal vor der Kamera stand und so bekommt der Zuschauer hier ein Overacting der aller ersten Kajüte vorgesetzt. Die Laiendarsteller verkörpern die Rednecks derart übertrieben und penetrant, dass man sich schnell nichts sehnlicher als das baldige Flimmern des Abspannes wünscht. Wieso sich der immerhin einigermaßen bekannte Schauspieler Warwick Davis ("Leprechaun","Harry Potter", "Willow") für einen Gastauftritt in diesem Machwerk hergab, ist letztendlich absolut nicht ersichtlich, allerdings kam seine Vorliebe für das Mitwirken in schlechten C-Movies schon bei "Skinned Deep" zum Vorschein, wo er eine noch wesentlich peinlichere Rolle übernahm.
"Small Town Folk" ist zwar anzusehen, dass eine gewisse Mühe und Anstrengung der Verantwortlichen dahintersteckt, das Ganze unterhaltsam und aufs Zielpublikum ausgerichtet zu gestalten, doch das Resultat kann leider nur als missglückt tituliert werden. Miserable Akteure und auf Dauer penetrant wirkende Pseudo-Komik werden auch von dem interessanten, optischen Stilmittel nicht gerettet, das hier mittels Greenscreens zum Einsatz kam. Letztendlich sollten sich Genre-Fans lieber noch ein weiteres Mal "2001 Maniacs" oder im Zweifelsfall auf dessen Sequel warten – "Small Town Folk" aber ist weder Zeit- noch Geldaufwand wert.
Ähnlicher Film:
Skinned Deep
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