Informationen
OT:Slaughtered Vomit Dolls
ca.71 Minuten
Kanada, USA 2006
- Lucifer Valentine
- Ameara Lavey
- Pig Lizzy
- Maja Lee
- Princess Pam
- u.a.
Story
"Slaughtered Vomit Dolls" folgt den Ereignissen um die 19jährige, unter Magersucht leidende Angela (Ameara Lavey), die sich für ihren Lebensunterhalt prostituiert und immer mehr in wahnwitzige Halluzinationen abdriftet. Satanische Wahnvorstellungen, in denen die bizarrsten und widerlichsten Fantasien Wirklichkeit werden, rauben der jungen Frau alsbald den Verstand…
Kritik
Jeder eifrige Horrorfilm-Konsument gelangt irgendwann an den Punkt, an dem er mit gutem Gewissen davon ausgehen kann, mittlerweile von nichts mehr geschockt werden zu können und eigentlich schon alles gesehen zu haben. Im Jahr 2005 erschien dann allerdings ein Machwerk, dass diese Überzeugung verdrängen dürfte und der Welt ein gänzlich neues Genre präsentierte, das alles zuvor gesehene noch einmal in den Schatten stellen sollte: "Vomit-Gore". Wer seinerzeit im Englischunterricht einigermaßen aktiv war, dürfte an dieser Stelle bereits 1 und 1 zusammenzählen und sich ausmalen können, was einen in dieser Filmgattung erwartet. Allen anderen sei es an dieser Stelle kurz erläutert Vomit-Gore bezeichnet eine Filmgattung, die nicht nur auf reichlich exzessive Gewalt setzt, sondern dies zudem mit sich übergebenden Akteuren verbindet. Der 08/15-Horrorfan, dessen Kenntnis extremer Machwerke bereits bei Titeln wie "Hostel" und Co. endet, wird sich an dieser Stelle natürlich fragen, was einige Leute dazu verleitet, sich so etwas freiwillig anzusehen. Dies lässt sich wohl nur mit dem Reiz begründen, den das Exploitation-Genre schon immer auf seine Zuschauer ausgeübt hat und der einen ständig dazu bringt, seinen Horizont in Sachen grenzüberschreitender Unterhaltung zu erweitern. Eines darf man dem Regisseur mit dem klangvollen Namen Lucifer Valentine definitiv respektvoll zugestehen. In einer Zeit, in der selbst im extremen Underground-Bereich alles gezeigt wurde, was das Publikum schocken könnte, hat er kurzerhand ein neues Genre ins Leben gerufen und die Exploitation auf ein ganz neues Level gehoben. "Slaughtered Vomit Dolls" war für seinen Schöpfer jedoch weit mehr als nur bloße Provokation. Valentine selbst bezeichnet sich als Emetophiler, der sexuelle Erregung von Erbrochenem bezieht, was deutlich macht, in welche Richtung sich sein Filmdebüt bewegt. "Slaughtered Vomit Dolls" ist, wenn man so will, Pornographie für Kotzfetischisten. Das wird nicht nur mit Gewaltszenen, sondern auch mit einer wirren und äußerst surrealen Inszenierung verbunden, was aus "Slaughtered Vomit Dolls" definitiv eine einmalige Erfahrung macht. Aber: Will man das wirklich sehen? Hat man, auch als Fan des Exploitation-Genres, wirklich das Bedürfnis, minutenlange Kotzszenen zu verfolgen? Und das ist in diesem Fall noch längst nicht alles. Hinzu kommt, dass das Werk keinerlei vernünftige Story aufweist und sich bestenfalls jenen halbwegs erschließen dürfte, die währenddessen dem Audiokommentar lauschen oder sich im Voraus über das Geschehen kundig gemacht haben. Für sich betrachtet ist "Slaughtered Vomit Dolls" lediglich eine Ansammlung extremer und zusammenhangloser Bilder, die zwar anfangs noch schockieren, später aber sehr schnell langweilen. Hier beweist sich wieder einmal eindrucksvoll, dass ein Film noch so grenzüberschreitend oder widerwärtig sein kann, ohne einen roten Faden geht selbst daran alsbald jedes Interesse verloren. "Slaughtered Vomit Dolls" ist nichts anderes, als eine epileptische, 71-minütige Schnittreihenfolge, die zwar einen enormen Ekelfaktor für sich verbuchen kann, dabei aber weder Spannung, noch inhaltliche Qualitäten bietet. Wer das Werk nur aufgrund seiner Ekelszenen sehen möchte, kommt natürlich auf seine Kosten. Minutenlang kotzen sich die Darsteller die Seele aus dem Leib, was zu keiner Sekunde gefaked wurde. Alle derartigen Szenen sind echt. Das ist jedoch längst nicht alles. In einer Sequenz kotzt ein übergewichtiger Mann beispielsweise munter in ein Bierglas, nur um diesen Inhalt dann kurz darauf wieder zu trinken. Stellenweise wird derartiges dann auch mit technisch durchaus überzeugenden Goreszenen verbunden, etwa wenn einem Opfer die Schädeldecke geöffnet wird, nur um sich daraufhin munter in dessen Kopf zu erbrechen. Natürlich bietet "Slaughtered Vomit Dolls" noch viele derartiger Szenen mehr, die jedoch an dieser Stelle nicht weiter erläutert werden, da ansonsten noch der Eindruck entstehen könnte, dass sie das Werk eventuell sehenswert machen. Dies ist ganz klar nicht der Fall. Ein gewisses künstlerisches Gespür darf Valentine dennoch hinsichtlich der Regie attestiert werden, denn obwohl dem Streifen offensichtlich kaum ein Budget zur Verfügung stand und mit einer verwackelten Handkamera gefilmt wurde, so erweist sich die Inszenierung doch als recht experimentell. Valentine arbeitete mit Bildverfremdungen, Wiederholungen und einer sehr intensiven Geräuschkulisse, was den grenzwertigen Inhalt angemessen transportiert. Schauspieler im eigentlichen Definitionssinn bekommt man in diesem Werk nicht zu sehen. Die Hauptdarstellerin Ameara Lavey etwa ist eine Prostituierte, die nicht nur mit dem Regisseur befreundet ist, sondern wohl auch dessen Vorlieben teilt, anders lässt sich ihre Zusage, in diesem Werk aufzutreten, nicht erklären. Selbiges gilt auch für die anderen Akteure, die allesamt kein Problem damit zu haben scheinen, in beinahe schon pornographischen Nacktszenen aufzutreten und sich permanent in eigener oder auch fremder Kotze zu suhlen.
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so ist es auch zu akzeptieren, dass "Slaughtered Vomit Dolls" in vielen Kritiken sehr gute Wertungen bekam und als neuer Underground-Hit in der Tradition von "Mordum" & Co. gefeiert wurde. Sicherlich – einzigartig und grenzüberschreitend mag das Gezeigte definitiv sein, doch permanente Schock- und Ekelszenen über die gesamte Laufzeit machen eben noch keinen guten, wirklich sehenswerten Film aus. Geschätzte 95% aller Horror- und Experimentalfans würden sich dieses Werk zwar ohnehin niemals freiwillig antun, doch auch allen anderen sei von dieser Erfahrung abgeraten. Neben all dem Ekel und dem skandalösen Ruf ist "Slaughtered Vomit Dolls" im Grunde einfach nur überaus belanglos und all das um ihn herum entstandene Aufhebens nicht wert.
Ähnlicher Film:
- Mordum
1 Kommentar
Schlechte Kritik zu einem sehr tiefgreifenden Film > Was tun wenns brennt?