Informationen
OT:Rogue
ca.89 Minuten
Australien, USA 2007
- Greg Mclean
- Radha Mitchell
- Michael Vartan
- Sam Worthington
- Caroline Brazier
- u.a.
Story
Für den US-Reisejournalisten Pete McKell (Michael Vartan) ist es nichts weiter als ein Routine-Auftrag, als er von seinem Vorgesetzten ins australische Outback geschickt wird, um dort einen Bericht über die Touristen-Flussfahrt "Crocodile watching" zu verfassen. Gemeinsam mit einigen anderen Reisenden aus der Großstadt, sowie der sympathischen Bootsführerin Kate (Radha Mitchell) nimmt er an dem Unterfangen teil, begegnet dem Ganzen allerdings eher gelangweilt. Zuerst verläuft alles nach Plan. Kate steuert das Boot über die bekannte Touristenstrecke und zeigt ihren Fahrgästen einige Sehenswürdigkeiten, bis die Gruppe irgendwann am späten Nachmittag auf ein Leuchtfeuer am Himmel aufmerksam wird. Obwohl sie damit auf vereinzelten Protest stößt, geht Kate dem vermeintlichen Hilferuf auf den Grund und verlässt dafür die vorgegebene Route. Tatsächlich stößt man kurz darauf auf ein gekentertes Schiff und noch ehe die Frage aufkommen kann, wie es zu diesem Unfall kam, wird das Touristenboot von einem riesigen Krokodil angegriffen. Kate, Pete und die anderen Touristen müssen sich auf eine kleine Insel inmitten des Flusses retten, doch auch dort sind sie von der monströsen Bedrohung nicht sicher. Das Wasser steigt gnadenlos, während das Krokodil immer wieder zuschlägt…
Kritik
Wer an Tierhorrorfilme, in diesem Fall an jene mit gefräßigen Krokodilen denkt, dem tun sich im ersten Augenblick billige Trashwerke mit peinlichen Gummi-Monstern vor dem inneren Auge auf. Eine Übersicht brauchbarer Vertreter aus diesem Subgenre ist schnell angelegt, gerade aus Australien kamen 2007 zwei Werke, welche die Glaubwürdigkeit in den Tierhorror zurückbrachten und auf ihre Art beide zu überzeugen wissen. Da wäre auf der einen Seite David Nerlich’s und Andrew Traucki’s "Black Water", der aus einem verhältnismäßig niedrigen Budget das bestmögliche herausholte und seinem Zuschauer klaustrophobischen, realistischen Kroko-Horror präsentierte. Als zweiter Kandidat ging Greg McLean’s "Rogue" ins Rennen, an den viele Genre-Fans im Voraus schon hohe Erwartungen stellten, nachdem mit "Wolf Creek" bereits ein absolut solides Debütwerk auf McLean’s Konto ging. Storytechnisch unterscheiden sich die beiden Filme dabei nicht einmal enorm voneinander. Während "Black Water" seinen Fokus auf drei Freunde setzt, deren Boot im australischen Sumpfgebiet zum Kentern gebracht wird und die sich daraufhin auf einen Baum flüchten, um dort im Folgenden von einem Krokodil belauert zu werden, spielt sich eine ähnliche Handlung in "Rogue" auf einer kleinen Insel ab, zudem haben wir hier eine etwas größere Personengruppe. Der nennenswerteste Unterschied ist dabei allerdings die Inszenierung, da "Rogue" etwas mehr finanzielle Mittel zur Verfügung standen und hier somit eindeutig versucht wurde, ein Film für das breite Publikum zu schaffen. Von einem B-Movie kann hierbei keine Rede mehr sein. Das zeigt sich schon in den Anfangsszenen, wenn das Auge des Zuschauers mit grandiosen Landschaftsbildern Australiens verwöhnt wird. Ganz allgemein sucht der Genre-Kenner hier vergebens nach den Merkmalen einer Billigproduktion, denn die optische Präsentation weiß ebenso zu überzeugen wie die spätere CGI-Animationen des Krokodils. Ja, der Ursprung aus dem Computer ist dem Tier anzusehen, was es aber nicht weniger bedrohlich wirken lässt. Der minimal künstliche Look des Riesenkrokodils stört zu keinem Zeitpunkt, zumal es auch erst gegen Ende mehr Screentime erhält und man sich bis dahin längst daran gewöhnt hat. Zu Beginn stehen ohnehin mehr die Charaktere, sowie der eigentliche Spannungsaufbau im Vordergrund, auch in dieser Hinsicht kann "Rogue" bereits punkten. Die Hauptfiguren wirken sympathisch, glaubwürdig und nicht überzogen, was eine gesunde Abwechslung zu ähnlichen Werken darstellt. Natürlich stehen die Charaktere nie zu deutlich im Vordergrund, doch sie leisten durchaus ihren Beitrag und liefern dem Zuschauer Identifikationsfiguren, was nötig ist, um später eine bedrohliche Atmosphäre entstehen zu lassen. Diese ist hier in jedem Fall gegeben. Nicht nur, dass die Gruppe auf einer Insel festsitzt und von einem übergroßen, aggressiven Krokodil bedroht wird, das Wasser steigt zudem unnachgiebig und zwingt Kate und die verzweifelten Touristen zur Tat. Neben diesem absolut spannenden Grundplot wartet "Rogue" noch mit einer gewissen Härte auf, die in diesem Fall nicht unbedingt von blutigen Details bestimmt wird. Vielmehr ist es das gnadenlos realistische Szenario, das den Ausgang der Situation sehr ungewiss werden lässt und jeden zum potenziellen Opfer des Krokodils macht. Wenn dieses dann zuschlägt, dann stets im Bruchteil von Sekunden. Eine Sicherheit gibt es für die Menschen auf der Insel nicht, die Bedrohung ist allgegenwärtig. "Rogue" ist extrem spannend, mitreißend und realistisch, lediglich zum Ende hin wird das Ganze zu Gunsten eines furiosen Showdowns etwas unglaubwürdig. Dennoch wartete der Tierhorrorfilm schon lange nicht mehr mit einem derartig fiesen und atmosphärischen Beitrag auf, was "Rogue" zum Pflichtprogramm aller Fans dieses Subgenres macht. Selbst die Schauspieler wissen hier zu gefallen, mit Radha Mitchell ("Silent Hill", "Mann unter Feuer") findet sich sogar ein einigermaßen bekannter Name im Cast. Mitchell verkörpert die Bootsführerin, die sich später die Schuld für die Situation gibt, sehr charismatisch und auf ihre ganz spezielle Art. Michael Vartan ("One Hour Photo", "Das Schwiegermonster") hingegen gibt den etwas eingebildeten Großstadtmenschen, der zu Beginn über den Dingen zu stehen scheint und später über sich selbst hinauswachsen muss. Innerhalb des Casts sind keinerlei Ausfälle zu vermelden, die Schauspieler sind also ein weiterer Pluspunkt des Films. "Rogue" ist ein packender und spannender Tierhorrorfilm, der die vielen peinlichen Trash-Eskapaden dieses Subgenres beinahe wieder vergessen macht und zeigt, dass es eben auch anders geht. Wer Massen an Blut erwartet, ist hier im falschen Film, im Vordergrund steht die permanente Bedrohung und die scheinbare Aussichtslosigkeit der Lage, woraus sich eine ungemeine Spannung ergibt. Das Krokodil weiß dabei trotz seiner Herkunft aus dem Computer zu überzeugen, auch die Schauspieler machen ihre Sache durchgehend hervorragend. Ein spannender, atmosphärischer Film, für all jene, die genug von billigen B-Movie-Krokodilen haben und schon lange auf einen guten Film aus dieser Ecke gewartet haben. Voilà, hier ist er.
Ähnlicher Film:
- Black Water
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