Informationen
OT:Rituals
ca. 95 Minuten
Kanada, USA 1977
- Peter Carter
- Hal Holbrook
- Lawrence Dane
- Robin Gammell
- Ken James
- u.a.
Story
Die fünf befreundeten Ärzte Harry (Hal Holbrook), Mitzi (Lawrence Dane), Martin (Robin Gammell), Abel (Ken James) und D.J. (Gary Reineke) unternehmen wie jedes Jahr einen Ausflug, dieses mal soll ihre Reise sie in die Northern Woods führen. Das Gebiet gilt als äußerst undurchdringlich und schwierig, was die Fünf aber nicht abschreckt, sondern vielmehr als Herausforderung betrachten. Kaum angekommen, geht aber alsbald Merkwürdiges vor sich: Nach der ersten Nacht in den Wäldern stellen die fünf Ärzte am nächsten Morgen fest, dass ihnen allen die Schuhe gestohlen wurden. Es kommt zum Streit und allgemeiner Beunruhigung, der Abenteuertrip scheint beendet. D.J. entschließt sich, alleine aufzubrechen und bei einem nahegelegenen Staudamm nach Hilfe zu suchen. Als D.J. zum verabredeten Zeitpunkt nicht zurückkehrt, machen sich Harry, Mitzi, Martin und Abel widerwillig alleine auf den weiteren Weg. Schnell kommt es jedoch zu weiteren, beunruhigenden Zwischenfällen. Zuerst wird die Gruppe von einem Schwarm Bienen angegriffen, anschließend tritt Martin bei der Überquerung eines Flusses in eine scheinbar absichtlich dort präparierte Bärenfalle und verletzt sich schwer am Bein. Irgendwas oder irgendwer scheint es auf die Gruppe abgesehen zu haben. Der verletzte Martin macht ein schnelles Weiterkommen fortan unmöglich und so sind die Ärzte den weiteren Angriffen des Unbekannten hilflos ausgeliefert…
Kritik
"Rituals", der auch als "The Creeper" bekannt wurde, ist einer der Filme, die durch eine vollkommen falsche Vermarktung seitens des Labels Erwartungen bei den Käufern schüren, die der Film dann nicht einhalten kann. Glaubt man den Covern, den Werbezeilen und den Bildern auf der Rückseite der DVD-Verpackung, dann handelt es sich bei diesem Werk um eine Gore-Granate und einen der seltensten Horrorfilme überhaupt. Das alles klingt zwar ganz nett, dient aber nur dazu, den Streifen für Horrorfans interessanter zu machen, obwohl er sich bei objektiver Betrachtung nicht einmal ansatzweise in das Horrorgenre einordnen lässt. Obwohl vom Verleih und von den gängigen Film-Portalen als Horrorfilm bezeichnet, ist "Rituals" nichts weiter als ein Survival-Thriller, der in Sachen Härte vielleicht ungewohnte Drastigkeit an den Tag legte, deshalb aber noch lange nicht als Horrorfilm durchgeht. Übernatürliche Elemente suchen sich in der ersten, nennenswert großen Produktion des Regisseurs Peter Carter vergebens, vielmehr geht die akute Bedrohung stets von einem Menschen aus Fleisch & Blut aus, dessen Taten auch nicht wirklich Anlass zur begründeten Vermutung geben, dass ein "Monster" oder dergleichen hinter den Angriffen stecken könnte. Dass "Rituals" aus heutiger Sicht aber nicht mehr ganz so überzeugt, wie er es vermutlich zu seiner Entstehungszeit tat, liegt nicht nur an der großteils falschen Erwartungshaltung seiner Käufer, sondern ist auch darauf zurückzuführen, dass es auf dem Gebiet des Survival-Thrillers bereits spannendere Unterhaltung zu sehen gab – auch anno 1977. Fünf Jahre zuvor erlangte der mit Burt Reynols und Jon Voigt prominent besetzte Film "Beim Sterben ist jeder der Erste" großes Aufsehen, der richtig macht, was "Rituals" später leider nicht gelang. Die Quintessenz der Story ist dabei noch recht interessant: Fünf Ärzte begeben sich in die Natur und geraten dort an einen Verfolger, der aus scheinbar unerfindlichen Gründen ihren Tod will und dazu allerhand Einfallsreichtum ins Spiel bringt. Die Inszenierung des Films entspricht sogar in etwa den Erwartungen des Publikums. Vor einer prächtigen Naturkulisse, die das wahre Highlight von "Rituals" darstellt, kommt es zu allerlei Zwischenfällen, wie dem Durchqueren eines reißenden Flusses, der Attacke eines Bienenschwarms und letztlich der direkten Konfrontation mit dem unbekannten Angreifer. Das einzige Problem: Trotz ordentlicher Inszenierung will der Funke nie wirklich überspringen. Es wäre sicherlich verkehrt, "Rituals" als schlechten Film zu bezeichnen. Die Schauspieler machen ihre Sache wirklich ordentlich und auch die Story fällt durch eine gewisse Intelligenz auf, die man durch die Vermarktung des Streifens nicht erwartet hätte. Ein großer Teil der Atmosphäre resultiert aus dem Verhalten der Gruppe, der Dynamik untereinander, sobald klar wird, in welch brenzliger Situation sich die Männer befinden. Alsbald legen die Ärzte äußerst unterschiedliche Ansichten an den Tag, es entbrennt Streit, immer mehr Konfliktsituationen kommen zu der ohnehin schon beklemmenden Lage hinzu. "Rituals" hangelt sich also nicht nur von einer actionreichen Szene zur nächsten, sondern fokussiert durchaus auch mal auf gruppeninterne Auseinandersetzungen und zeigt, wie der Mensch angesichts einer solchen Extremsituation reagiert. An und für sich ist "Rituals" ein Film, der nicht sonderlich viel falsch macht und den man unter anderen Umständen sicherlich loben könnte. In diesem Fall fand der Rezensent aber keinen wirklichen Zugang zu dem Geschehen. Die Charaktere wirken, trotz talentierter und namhafter Schauspieler, eindimensional und unsympathisch, das Geschehen zu keinem Zeitpunkt wirklich fesselnd. Hardcore-Fans von Abenteuerfilmen und Survival-Thrillern kommen vielleicht noch auf ihre Kosten, alle anderen sollten die Finger von "Rituals" lassen, was insbesondere für Horrorfilm-Fans gilt, die von den Verleihern fast schon verarscht werden.
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