Informationen
OT:Rest Stop
ca.85 Minuten
USA 2006
- John Shiban
- Jaimie Alexander
- Joey Mendicino
- Deanna Russo
- Diane Salinger
- u.a.
Story
Zusammen mit ihrem Freund Jess (Joey Mendicino) macht sich Nicole (Jaimie Alexander) mit dem Auto auf den Weg nach Kalifornien, um ihr altes Leben in Texas und ihre Eltern hinter sich zu lassen. Während ihrer Fahrt durch die verlassene Einöde machen die Beiden irgendwann an einer verlassen wirkenden Raststätte halt, wo Nicole sogleich die Toiletten aufsucht, während Jess außerhalb wartet. Als sie zurückkehrt, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass Jess nicht mehr auf sie wartet, und mitsamt Auto spurlos verschwunden ist. Zuerst denkt Nicole noch an einen Scherz ihres Freundes, doch als Jess selbst nach Stunden nicht wieder auftaucht, wird ihr klar, dass irgendetwas nicht stimmt. Der blanke Horror beginnt jedoch für Nicole, als ein Fremder in einem gelben Truck auftaucht, der sie fortan einem Martyrium an Psychoterror aussetzt. Mitten im Nirgendwo gibt es für Nicole keine Möglichkeit zur Flucht…
Kritik
Seitdem Sadismus, Grausamkeiten und Folter wieder ihren Weg in unsere Kinos und Videotheken gefunden haben, versuchen immer mehr Label und Regisseure, den Erfolg von Filmen wie "Saw" oder "The Hills Have Eyes" zu kopieren. So entschied sich das weltbekannte Label Warner irgendwann auch dazu, die Produktionsschmiede Raw Feed zu gründen, welche sich ausschließlich mit der Herstellung neuer Horrorschocker befassen soll und der blutgierigen Meute nun die erste Kostprobe vorgelegt hat. Diese nennt sich recht unspektakulär "Rest Stop" und wurde von einem gewissen John Shiban inszeniert, der bislang meist bei unterschiedlichen Serien wie "Akte X" oder "Virtual Reality" als Produzent tätig war. Für "Rest Stop" übernahm der Gute nicht nur den Regieposten, sondern schrieb auch das Drehbuch, welches klare Ähnlichkeiten mit dem noch recht jungen "Wolf Creek" aufweist. Um sich erst einmal im Horrormarkt etablieren zu können und unter Horrorfans ins Gespräch zu kommen, gingen die Verantwortlichen hierbei auf Nummer sicher und drehten mit "Rest Stop" einen soliden Horrorfilm nach altbekanntem Muster.
Die Story von "Rest Stop" ist mittlerweile nicht mehr die Neuste und kann niemanden mehr überraschen. Im Mittelpunkt steht ein junges Paar, das auf dem Highway von einem fremden, geisteskranken Killer tyrannisiert wird. So etwas gab es schon in "Hitcher" zu sehen und wurde ähnlich auch schon für zahlreiche Filme aufgewärmt, von denen etwa Streifen wie "Joyride" oder "Wolf Creek" zu nennen sind. Da das Horrorgenre aber allgemein dafür bekannt ist, nicht immer mit innovativen Ideen zu glänzen, kann man über diesen Punkt einfach mal hinwegsehen und "Rest Stop" die Chance geben, die er verdient.
Bei dem hier vorliegenden Werk handelt es sich um Direct-to-Video Kost, der prinzipiell eine Kinoaufführung nichts im Weg gestanden hätte. Der zum Teil mit Handkameras gedrehte, nicht unbedingt teuere Film kann seinen erfolgreichen Genrekollegen, die hier schon mehrfach genannt wurden, optisch in nichts nachstehen. Unterteilt wurde "Rest Stop" in typische Abschnitte. Zuerst lernen wir die beiden Hauptfiguren kennen, was hier sogar so gut inszeniert wurde, dass einem Nicole und Jess später durchaus sympathisch sind und einem deren Leidensweg nicht gänzlich an der Leitplanke vorbeigeht. Es handelt sich um ein Horrorfilm-typisches, junges Liebespaar, das von einer gemeinsamen Zukunft träumt und kurz darauf mit der Hölle konfrontiert wird. Um zuerst eine Ruhepause wirken zu lassen, präsentiert "Rest Stop" im ersten Viertel schöne Landschaftsaufnahmen sowie eine Sexszene zwischen Nicole und Jess, bevor der Streifen dann klar macht, wieso er ins Horrorgenre gehört.
Wer sich auf viel Blut und Gemetzel freut, für den ist "Rest Stop" vermutlich nicht der richtige Film. Der Streifen ist eher ruhiger Gangart und konzentriert sich auf das subtile Grauen, stellt die leidenden Hauptfiguren in den Vordergrund. Jess verschwindet urplötzlich und Nicole bleibt ganz alleine an einer verlassenen Raststätte zurück, wo sie immer wieder vom mysteriösen Trucker heimgesucht wird, dessen Methoden immer brutaler werden. Dieses "ausgeliefert sein" und die Hilflosigkeit der Frau in dieser extremen Situation fängt "Rest Stop" hervorragend ein, wodurch schnell eine, für einen guten Terrorfilm übliche, bedrückende Atmosphäre entsteht. Obwohl sich hier durchaus Gemeinsamkeiten mit "Wolf Creek" bemerkbar machen, erweist sich "Rest Stop" als etwas übernatürlicher als sein Genrekollege und stellt den fremden Killer als scheinbar unmenschliches, unbesiegbares Wesen dar. Der Trucker wird nie richtig gezeigt, ebenso wenig wird seine Motivation erklärt, was für um so mehr Schauer sorgt.
Das größte Problem des Films ist, dass er einfach zu vorhersehbar daherkommt und sich durch seine Fixierung auf nur einen Handlungsort als nicht sehr abwechslungsreich herausstellt. Zwar stoßen im späteren Verlauf noch weitere Leidensgenossen zu Nicole hinzu, doch großteils spielt sich der Streifen in immer ähnlichen Situationen ab und ist zudem nicht einmal sehr einfallsreich. Viel zu oft hat man das Gefühl, dass man das, was sich da abspielt, schon irgendwo gesehen hat. So ist "Rest Stop" zwar unterhaltsam, aber nicht wirklich "neuartig". Was den Film auf die Stufe mit anderen "Folterfilmchen" stellt sind einige harte Szenen im Truck des Killers, die wirklich nicht ohne sind und zart besaiteten Zuschauern durchaus auf den Magen schlagen können. Mit Bohrmaschinen öffnet der Fremde die Körper seiner gefesselten Opfer, und es kommen hin und wieder auch mal große Zangen zum Einsatz, um Zungen herauszureißen. Direkte, blutige Gewalt spielt in "Rest Stop" eher eine Nebenrolle, ist aber durchaus vorhanden und stets so in Szene gesetzt, dass es seine Wirkung nicht verfehlt.
Es ist immer gut, wenn ein Horrorfilm über genug Atmosphäre verfügt, doch leider überwiegt die Atmosphäre die Spannung in "Rest Stop" deutlich. Es gibt einige Momente, in denen zu wenig passiert, oder in denen die Handlung eine Wendung nimmt, die so eigentlich nicht ins Geschehen passt, etwa wenn Nicole in den Wohnwagen einer verrückten Hinterwäldlerfamilie gerät.
Das Schauspiel ist sehr überzeugend ausgefallen und weiß positiv zu überraschen. Joey Mendicino hat als Jess nicht überragend viel zu tun, da er schnell aus der Handlung ausscheidet, doch gerade Jaimie Alexander erledigt den Part der Nicole mit Bravour. Sie steht stets im Mittelpunkt des Geschehens und agiert ausnahmslos glaubwürdig und nachvollziehbar.
Mit "Rest Stop" ist dem neu gegründeten Label Raw Feed weder ein besonders schlechter, noch ein überragend guter Einstieg ins Horrorgenre gelungen. Was hier geboten wird ist bestenfalls Terror-Fast-Food, das man sich mal ansehen kann und dabei durchaus gut unterhalten wird, an das man sich aber nicht lang erinnern wird. Der Streifen setzt sich aus den typischen Versatzstücken eines solchen Werkes zusammen und hat dabei durchaus seine einprägsamen Momente, ist alles in allem aber etwas eintönig in Szene gesetzt. Wer sich mit Streifen wie "Wolf Creek" und "Joyride" anfreunden kann, darf hier durchaus mal einen Blick riskieren.
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