Informationen
OT:Red Riding Hood
ca.95 Minuten
Italien 2003
- Giacomo Cimini
- Susan Satta
- Kathleen Archebald
- Robert Purvis
- u.a.
Story
Rotkäppchen mal anders: Die zwölfjährige Jenny ist eigentlich Amerikanerin, lebt aber in Rom. Ihr Vater, ein ehrenwerter Politiker, wurde ermordet und ihre Mutter zieht es vor, lieber mit ihrem jungen Liebhaber zusammenzuleben, als mit ihrer Tochter. Daher lebt Jenny auch ganz alleine in einem riesigen Apartment. Für ein so junges Mädchen ist Jenny überdurchschnittlich intelligent und bestimmend.
Aufgrund ihrer Vergangenheit, hat sich Jenny wohl vorgenommen den moralischen Sittenverfall zu bekämpfen. Zusammen mit George, einem mit einer Wolfsmaske vermummten Unbekannten, zieht sie des Nachts los, um diejenigen zu bestrafen, die tagsüber ein Fehlverhalten gezeigt haben. Egal ob sie Fahrerflucht begangen, geklaut haben oder ihr Eheversprechen brechen – Alle müssen büßen.
Und zwar mit ihrem Leben. Jenny und George sind skrupellose Killer. Der mörderische Feldzug für die Gerechtigkeit gerät aber in Gefahr, als Jennys Großmutter zu Besuch kommt. Sie will sich nicht nur das schöne Rom angucken, sondern das junge Mädchen mit nach Hause, in die USA, nehmen. Um dies zu verhindern gibt es nur eine Möglichkeit: Oma muss gefoltert werden…
Kritik
Das dies hier kein Film für Großmütter ist, das steht fest. Und ob es ein Streifen für Freunde des Märchenfilms ist, darf zumindest bezweifelt werden. Denn "Red Riding Hood" ist schon eine sehr eigenwillige Interpretation des 1812 erschienenen Märchens der Gebrüder Grimm. Aber eines ist klar: "Red Riding Hood" ist ein ausgesprochen guter Film, der ein wenig an die Giallo-Kunst von Argento & Co. erinnert.
Und das freut natürlich die Fans des Italienischen Kinos. Hier und da gab es in der Neuzeit ja immer mal wieder Einwürfe, doch an die glorreichen alten Zeiten konnte man nie so richtig anknüpfen. Warum dann nicht einfach mal probieren, ein wenig wie Großmeister Argento zu sein? Das dachte sich vielleicht auch Regisseur Giacoma Cimini, der sich offensichtlich von Argento beeinflusst wurde. Vielleicht sind die roten Handschuhe, die Jenny überstreift wenn es Nacht wird, ein kleiner Verweis auf " Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" von Argento?
Giacoma Cimini kupfert aber keinesfalls von irgendjemand ab, sein Film ist schon ziemlich einzigartig. Die schräge Geschichte wird durch die kleine Protagonistin noch schräger als sie ohnehin schon ist. Die Kleine liefert sicherlich keine Schauspielerische Glanzleistung ab, verbreitet durch ihr teilweise sehr fieses Auftreten eine bedrückte Stimmung, die sich manchmal bis ins Verstörende ausdehnt. Nachhaltig beeindruckend ist das aber nicht, sodass man nicht unbedingt die Lust auf eine frische Dusche nach dem Betrachten hat. Dafür ist der Stoff viel zu weit weg von der Realität. Entsprechend ist das Ganze auch aufgebaut. Die Maske des seltsamen, unwirklichen Freundes der Jenny vermittelt das Gefühl, dass der "Wolf" gerade von einer venezianischen Karnevalsfeier kommt und hat nicht mal ansatzweise etwas Erschreckendes.
Erschreckend sind dann aber, zumindest für Zartbesaitete, die Spezialeffekte, die ebenfalls an die gute, alte Zeit des Italo-Films erinnern. "Red Riding Hood" muss sich vor keinem Fulci, Argento oder Soavi verstecken. Hier gibt es mal die Hände abgehackt, da wird ein Kopf mit einer Nagelpistole beschossen, ein großes Küchenmesser kommt natürlich auch zum Einsatz und das alles wird in astreiner Spezialeffekt-Qualität wiedergegeben.
Wie bereits angesprochen, sind die Parallelen zum Märchen eher weniger zu erkennen. Jenny macht Teamwork mit dem Wolf und ist sogar in der komischen Beziehung die Führerin. Zudem macht der Wolf keine Anzeichen, dass junge Mädchen fressen zu wollen. Hier und da werden vom Regisseur kleine Einspieler gezeigt, die zumindest auf eine Nähe zum Märchen schließen lassen. Zum Beispiel Dokumentationen über Wölfe im Fernsehen oder auch bei einer Flucht Jennys, bei der sich die Großstadt in einen Wald zu verwandeln scheint.
Aber die fehlende Nähe schadet dem Film auf keinen Fall. "Red Riding Hood" kommt sehr experimentierfreudig mit einer cleveren Geschichte daher, die vom Anfang bis zum Ende spannend, schräg und abwechslungsreich ist. Einige kleine Längen sind zwar vorhanden, mit denen man aber gut leben kann. Es bleibt nur zu hoffen, dass ihn mehr Leute zu Gesicht bekommen, als die „Szene-Gucker“ und Fans des alten Italo-Horrors, denn er verfügt über viel filmisches Potential.
Ähnlicher Film:
- Zeit der Wölfe
- Terror in der Oper
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