Informationen
OT:Jekyll + Hyde
ca.85 Minuten
USA 2006
- Nick Stillwell
- Bryan Fisher
- Bree Turner
- Jeff Roop
- Zachary Bennett
- u.a.
Story
Der Medizinstudent Jay Jekyll (Bryan Fisher) forscht gemeinsam mit seiner Freundin Mary (Katrina Matthews) an einer eigens entwickelten Droge. Diese soll es ermöglichen, die eigenen positiven Anlagen weiterzuentwickeln und Jay und Mary zu Genies zu machen. Als Mary jedoch einen Selbstversuch unternimmt, stirbt sie kurz darauf an den unabsehbaren Folgen der Droge. Jay wird davon nicht abgeschreckt, sondern ist nur noch entschlossener, sein Experiment erfolgreich zu beenden. Je mehr er die Dosierung bei seinem Selbstversuch erhöht, desto mehr dringt ein bislang unbekanntes, zweites Ich in seinen Verstand vor und macht Jay zu dem gewissenlosen Mörder Hyde, der alles und jeden aus dem Weg räumt, der seiner Forschung im Weg steht…
Kritik
Die im Jahr 1886 erschienene Geschichte "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Robert Louis Stevenson gehört zu den unbestrittenen Klassikern der Weltliteratur und wurde bisher schon zahlreiche Male verfilmt. Von ernsthaft bemühten Umsetzungen (beispielsweise "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Rouben Mamoulian aus dem Jahr 1931), über starbesetzte Vehikel (wie etwa "Mary Reilly"), bis hin zu trashigen 70er Jahre Softerotik-Verunstaltungen ("The Adult Version of Jekyll & Hide") hat die Welt dabei schon allerlei unterschiedliche Versuche einer Umsetzung des Stoffes gesehen. Und obwohl die Liste an "Jekyll & Hyde" Verfilmungen mittlerweile lang genug ist, kam letztes Jahr der noch unbekannte Regisseur Nick Stillwell auf die Idee, das Ganze in einen blutigen, auf die heutige Zeit zugeschnittenen Horrorthriller einzubauen. Im Original erhielt das Werk dabei den einfallslosen Titel "Jekyll + Hyde", im deutschen Sprachraum hat man den Film zwecks mehr Wiederkennungswert den Titel "Reborn – The new Jekyll & Hyde" verpasst.
Betrachtet man die Geschichte aber genau, ist der Jekyll & Hyde Part nur ein Aufhänger, um mit einem bekannten Schlagwort werben zu können, der Film selbst geht in seiner Interpretation der Geschichte äußerst frei zu Werke. So handelt er von einigen angehenden Medizinstudenten, die den lieben langen Tag nichts anderes zu tun haben, als Alkohol zu konsumieren, auf dem Obduktionstisch Sex zu haben oder die erlernten Fähigkeiten anzuwenden, um daraus lustige Drogen zu mixen. Was sich nach einem handelsüblichen Teeniefilmchen anhört, erhebt an sich selbst den unerreichbaren Anspruch, ein intelligenter und harter Thriller sein zu wollen und scheitert dabei vollkommen. Der Film wird von Nick Stillwell nicht wie üblich von Anfang bis Ende erzählt, sondern nimmt das Ende sehr schnell vorweg und wird im weiteren Filmverlauf durch Rückblenden vermittelt. Hier hätten wir schon ein großes, vernichtendes Problem des Films: Die Präsentation der wirr zusammengeschusterten Story ist weder plausibel, noch nachvollziehbar. Es gibt so manche Filme, denen eine kreuz und quer durcheinander erzählte Handlung gut steht, allerdings muss man dabei als Regisseur auch ein gewisses Talent mitbringen.
"Reborn – The new Jekyll & Hyde" wechselt ständig zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Jay’s Videotagebuch hin und her. Nun gilt es aber zu differenzieren, ob eine derartige Erzählstruktur einem Film einen anspruchsvollen Anstrich verleiht oder ob er ihn einfach unnötig schwer verständlich macht. Und, man ahnt es schon, bei Nick Stillwell’s Regiedebut ist leider letzteres der Fall. Durch die nicht klar lineare Handlung fällt es einem zuerst schwer, sich in der Handlung zurechtzufinden. Sobald einem dies gelungen ist, tut sich "Reborn – The new Jekyll & Hyde" äußerst schwer, eine Spannung oder Dramaturgie zu erschaffen. Das Geschehen ist weder fesselnd, noch gefährlich langweilig, wodurch es die meiste Zeit eigentlich nur so vor sich herdümpelt. Man nimmt das Gesehene zwar zur Kenntnis, entwickelt aber keine Emotionen während des Films und ist so auch beinahe froh, wenn der Streifen vorbei ist.
Dass einige vorhandene Chancen durchaus verpasst worden sind, macht der Film leider sehr oft deutlich. Obwohl dem Ganzen sicherlich kein überwältigendes Budget zu Grunde lag, sieht "Reborn – The new Jekyll & Hyde" optisch durchaus ansprechend und auf annehmbaren Niveau gefilmt aus. Kein nervtötendes Handkamera-Gewackel und keine billigen Effekte stören das Filmgeschehen, so dass der Eindruck entsteht, dass Nick Stillwell durchaus Ahnung von der Inszenierung eines Films hat. Leider kann er sein eventuell vorhandenes Talent kaum einsetzen, da es an der öden Story scheitert. Einen weiteren Jekyll & Hyde Aufguss hätte es nun wirklich nicht gebraucht. "Reborn" ist dabei sowohl Teenagerfilm, wie auch ein seichter Thriller, doch von Horror bewegt sich das Ganze meilenweit weg. Die Verwandlung des bebrillten, nicht unbedingt beliebten Jay Jekyll in den angesehenen Hyde ist nicht wirklich als Verwandlung anzusehen, sondern wird durch minimale, optische Veränderungen, etwa einer anderen Frisur und dem Ablegen der Brille dargestellt. Sobald Jay dann von seinem bösen Ich Hyde übernommen wird, darf er hin und wieder mal morden, doch auch unter diesem Aspekt enttäuscht der Film.
Zum Einen sind die blutigen Szenen kaum der Rede wert, des weiteren hinken sie quantitativ weit hinter dem zurück, was man anhand der FSK 18 und den großen Tönen, die die Verleiher bei e-m-s spuckten, erwarten konnte. Eine Szene, in der Hyde mit einem Opfer russisches Roulette spielt, sorgt zwar durchaus für Stimmung, doch ansonsten kann das Gezeigte keinen Splatterfan zufrieden stellen. Die harten Szenen sind immer recht kurz gehalten und werden nie überaus blutig, weshalb die Freigabe ab 18 vielleicht doch eher auf die Zurschaustellung von nackter Haut und Drogenkonsum zurückzuführen ist. Anbei sei erwähnt, dass sich der Film selbst viel zu ernst nimmt und niemals einen gewillt komischen Moment durchschimmern lässt. Das Einzige, was bei dem Ganzen wirklich in Erinnerung bleibt, ist der fantastische Soundtrack, der aus beinahe anmutigen, klassischen Stücken besteht. Ob eine derartig schöne Musik etwas in einem derartigen Film verloren hat, ist dabei unwichtig, da sie Stimmung des enttäuschten Zuschauers zumindest etwas hebt.
Die Darsteller sind großteils schon in anderen B-Movies aktiv gewesen und konnten so schon genug Erfahrung für ein anspruchsloses Filmchen wie "Reborn" sammeln. So überrascht es auch nicht, dass die Schauspielerleistungen passabel ausfallen, im Nachhinein aber nicht lang in Erinnerung bleiben. Bryan Fisher spielt den bösartigen Hyde allerdings leider nicht mit der nötigen Bedrohlichkeit, was eine Menge an Stimmung kostet. Der restliche Cast besteht aus den üblichen Teenie-Akteuren, die aber zumindest nicht ganz so sehr nerven, wie man es aus verwandten Produktionen kennt.
"Reborn – The new Jekyll & Hyde" ist ein relativ bemühtes, im Großen und Ganzen aber aufgrund seiner unschlüssigen Erzählstruktur scheiterndes Low-Budget Movie. Bis man seinen Zugang zu dem Werk gefunden hat ist schon einige Zeit vergangen und dann bemerkt man um so mehr, dass der Streifen kaum etwas zu bieten hat. Der Look des Films und der tolle Soundtrack machen durchaus etwas her, dennoch ändert das nichts daran, dass hier eine Menge Möglichkeiten verschenkt wurden. "Reborn – The new Jekyll & Hyde" kann weder Horror – noch Thrillerfans zufrieden stellen und darf daher ruhigen Gewissens in den Regalen der Videothek stehen gelassen werden.
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