Informationen
OT:Shaolin Traitor
ca.83 Minuten
Taiwan 1977
- David Lin
- Carter Wong
- Polly Chan-Kuan
- Dorris Lung Chun-Erh
- Chang Yi
- u.a.
Story
Eine Mordserie hält die Mönche eines Shaolin- Klosters in Atem. Der unbekannte Täter tötet nicht nur einen Mönch nach dem anderen, sondern stiehlt obendrein den wertvollen Jadeschatz, eine Leihgabe des alten Kaisers. Der junge Mönch Lee Ping Fei wird unschuldig als Täter verdächtigt. Er kann jedoch fliehen.
Der neue Kaiser und seine Schwester sind dem Kloster gegenüber nicht gerade wohlgesonnen. Als sie von den Geschehnissen im Kloster erfahren, nutzen sie die Gunst der Stunde und packen die Mönche bei ihrer Ehre: Sollten die Mönche nicht binnen weniger Tage den Mörder gefasst und den Schatz wiedergefunden haben, verspricht der Abt, dass die Mönche das Kloster zerstören und sich umbringen werden. Die Jagd auf Lee Ping Fei ist eröffnet. Mönche und Kopfgeldjäger sind hinter ihm her. Doch die tapfere Lu Chi-Lan glaubt an seine Unschuld. Gemeinsam wollen sie den wahren Verräter finden und das Kloster retten…
Kritik
Als "Old Skool Kung Fu" preist das Cover der englischen DVD den "Rebell der Shaolin" an – und das völlig zurecht!!! "Rebell der Shaolin" ist wirklich ein klassischer KungFu- Film. Kämpfe, die von ihrer Akrobatik und Abstimmung her schon an die Ästhetik eines Tanzes erinnern; Darsteller, die der Schwerkraft trotzend durch die Lüfte fliegen; bunte Kostüme; allerlei exotische Waffen; Shaolin, Schurken, Schläge. Was wäre so ein richtiger Old-School-Eastern ohne entsprechend namhafte Stars? Carter Wong, Polly Shan-Kuan, Chang Yi, Dorris Lung-Chun Erh…
Eine Besetzung, die sich wahrlich sehen lassen kann!!! Bekannte Namen, bekannte Gesichter. Und alle Darsteller machen ihre Sache wie gewohnt gut.
Okay, Carter Wong gehört ja nicht unbedingt zu den Darstellern, die mit einer großartigen schauspielerischen Gabe gesegnet sind. Erschwerend kommt in diesem Fall allerdings hinzu, dass seine Rolle auch nicht gerade sehr ergiebig ist. Als etwas ungeschickter Jung-Mönch tappt er in so ziemlich jedes Fettnäpfchen, das die Story für ihn bereithält. Gleich zweimal hintereinander findet er alleine die Leiche eines Mönches, um von den Mönchen "auf frischer Tat ertappt" zu werden. Da braucht er sich dann nicht zu wundern, dass man ihn für den Mörder hält. Wundern könnte er sich allenfalls über diesen doch etwas weit hergeholten Einfall des Drehbuchautors. Gestik und Mimik sind nicht gerade Carter Wongs Stärke. Man könnte ihn vielleicht mit einem Jean-Claude Van Damme vergleichen: Großartige Technik, wenig schauspielerisches Talent. Macht nix: Carter Wong soll ja schließlich nicht den Hamlet geben, sondern seinen Gegnern ein paar Watschen verpassen 😉
Ein Blickfang sind mal wieder die beiden Damen der kämpfenden Zunft: Polly Shan Kuan und Dorris Lung-Chun Erh. Sie dürfen sich gegenseitig an die Wäsche gehen, vor allem aber auch ihre männlichen Kollegen ordentlich verdreschen. Grazil, anmutig und doch durchschlagend. Chang Yi ist einmal mehr auf der dunklen Seite der Macht. 😉 Der Schurke vom Dienst spielt einen Eremit, der einst unehrenhaft aus dem Kloster verbannt wurde. Dabei unterliegt er in seiner Rolle im Laufe der Handlung einem interessanten äußerlichen Wandel. In einer Rückblende werden die Ereignisse, die zu dem Rauswurf aus dem Kloster führten gezeigt. Als junger Kung-Fu-Kämpfer mit wehenden schwarzen Haaren, der seine Gegner meist verkrüppelt zurückließ, hatte er im Eifer des Gefechts drei Männer getötet. Jetzt im hohen Alter hat er zottelige graue Haare, ebenso zottelige Augenbrauen und einen wirren Bart. Chang Yi ist dabei wirklich sehr schön verkleidet. Man erkennt ihn kaum wieder, einzig an seinen wie immer hervorragenden akrobatischen Kampfszenen. Hier stiehlt er sogar Carter Wong die Show.
Das finale Duell zwischen ihm, Carter, Polly und Dorris ist ein richtiges Highlight. Hier fließt dann auch ein bisschen Blut, Augen werden ausgestochen. Doch keine Panik: Die Gewalt ist eher nur angedeutet (zumindest in der deutschen Kinofassung) und hält sich dezent zurück, so dass das Hauptaugenmerk ganz auf der Choreographie der Kämpfe liegt.
Gekämpft wird zum Glück recht häufig. Gelegenheiten dazu ergeben sich aus der Handlung zu Genüge. Ob Carter Wong auf seiner Flucht mal wieder einem Kopfgeldjäger in die Falle tappt, ob Chang Yi seine Kampfkunst präsentiert, ob Polly und Dorris sich in die Wolle kriegen: Ständig fliegen die Fäuste. Aber auch andere, teilweise exotische Waffen kommen zum Einsatz. In choreographischer Hinsicht sehr schön sind beispielsweise die Szenen, in denen Dorris Lung-Chun Erh ein Fächer als Waffe dient, oder wenn Carter Wong sich gegen unzählige Mönche mit Speeren behaupten muss.
Nicht nur die Fäuste fliegen. Auch die Akteure, und zwar meterweit durch die Luft. Das mag für Zuschauer mit eher westlich orientierten Sehgewohnheiten etwas verwirrend, vielleicht auch nervig sein, zumal sich der Einsatz von Wire-Work bei "Rebell der Shaolin" wirklich stark an der Grenze zur peinlichen Übertreibung bewegt. Allerdings sind es ja unter anderem gerade diese Elemente, die den klassischen Kung-Fu-Film ausmachen. Auch moderne Filme des fernöstlichen Kinos bedienen sich sehr häufig dieser Technik. Als Beispiel sei da nur "Heroic Trio" genannt, wo das Spiel mit den unnatürlichen Bewegungen der Darsteller ja wirklich schon überstrapaziert wird.
Kostüme und Kulissen sind, wie könnte es auch anders sein, mal wieder sehr farbprächtig, stilvoll und traditionell. Traditionell ist ebenfalls, dass hier einmal mehr ein Shaolin Kloster als Schauplatz des Geschehens dient. Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern des Kloster-KungFu-Kinos 😉 wird bei "Rebell der Shaolin" zumindest ansatzweise auch auf das Leben und den Glaube der Mönche eingegangen. Also nix von wegen den ganzen Tag trainieren, kämpfen und Weisheiten aus dem Nähkästchen zum besten geben. Zwar lassen sich die Mönche hier auch nicht lumpen, wenn es um die Präsentation ihres Handkanten-Könnens geht, allerdings wird hier zwischendurch auch mal gebetet, ein Abt gewählt, beerdigt und rituell geselbstmordet 😉 "Rebell der Shaolin" zeichnet somit ein wesentlich authentischeres Bild vom Klosterleben ab, als viele andere seiner filmischen Kollegen. Gewissermaßen the REAL Shaolin-Experience.
Die Handlung ist vom Prinzip her eigentlich eine typische Revenge-Geschichte. Hier allerdings etwas verschachtelt. Eine unterhaltsame Mischung aus KungFu und Kloster-Krimi ("Der Name der Rose" lässt grüßen). Gegen Ende des Films weht in einem Geheimgang (inklusive heimtückischer Fallen) sogar noch ein Hauch von "Indiana-Jones". Muss man bei einem klassischen Eastern eigentlich noch erwähnen, dass Norbert "Homer Simpson" Gastell mal wieder als Synchronsprecher fungiert? 😉
Fazit: Old-School-KungFu? Ja bitte!!! Und zwar genau so wie "Rebell der Shaolin"!!!
Ähnlicher Film:
- Silberfaust der Shaolin
- Duell der Giganten
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