Informationen
OT:Poltergeist II: The Other Side
ca.87 Minuten
USA 1986
- Brian Gibson
- JoBeth Williams
- Craig T. Nelson
- Heather O’Rourke
- Oliver Robins
- u.a.
Story
Nachdem ihr Haus komplett von einem bösen Poltergeist zerstört wurde, zieht die Familie Freeling, bestehend aus Vater Steve (Craig T. Nelson), Mutter Diane (JoBeth Williams) und den Kindern, Sohnemann Robbie (Oliver Robins) und Töchterchen Carol Anne (Heather O’Rourke) zu Diane’s Mutter, um das Geschehene möglichst weit hinter sich zu lassen. Zuerst scheint es, als wäre der Spuk vorbei, doch mit dem Auftauchen von Reverend Kane (Julian Beck), einem Wanderpriester, dem Carol Anne in einem Kaufhaus begegnet, und der die Fähigkeit zu haben scheint, durch Menschen hindurchzugehen, beginnt das Grauen von Neuem. Das Medium Tangina Barrons (Zelda Rubinstein) ahnt, dass etwas Furchtbares im Begriff ist, über die Familie hereinzubrechen und schickt ihnen zur Unterstützung den weisen Indianer Taylor (Will Sampson). Als Diane’s Mutter stirbt und Steve immer mehr von den bösen Mächten in Besitz genommen wird, gerät die kleine Carol Anne in höchste Gefahr, denn auf sie hat es der Poltergeist abgesehen…
Kritik
Als der von Tobe Hooper inszenierte und von keinem geringeren als Steven Spielberg produzierte Horrorfilm "Poltergeist" 1982 erschien und das Publikum weltweit durch fantastische Effekte und wohldosierten Schauer scharenweise in die Kinos strömen ließ, war schnell klar, dass eine Fortsetzung nicht auszuschlagen war. Ob es am überraschenden Tod einer der Hauptdarstellerinnen, Dominique Dunne, lag, die im ersten Teil die jugendliche Tochter der Familie Freeling spielte, oder ob es andere Gründe hatte, es sollte noch einmal 4 Jahre dauern, bis "Poltergeist 2" das Licht der Welt erblickte. Das Team blieb in wesentlichen Teilen das selbe, das Drehbuch wurde wieder von Mark Victor und Michael Grais geschrieben und erneut fanden sich die altbekannten Gesichter ein, die die Hauptfiguren bereits im ersten Teil verkörperten. Als Regisseur wurde allerdings nicht mehr Hooper, sondern Brian Gibson verpflichtet, der seine Sache souverän erledigte, dem der große Durchbruch bis heute aber verwehrt blieb.
"Poltergeist" funktionierte damals so gut, weil er nicht auf blutigen Horror setzte, den das Publikum aus den 70ern und 80ern irgendwann schon bis zur Übersättigung gesehen hatte, sondern weil er den Spuk meist sehr subtil entstehen ließ. Genau da schließt auch "Poltergeist 2" an, in dem die gesamte Spielzeit über niemand getötet wird, der aber wesentlich mehr Spannung als so manch anderer Horrorfilm bietet. Die Grundidee ist dabei die selbe wie gehabt und außerdem hatten die Macher dieses Mal den Vorteil, dass die Zuschauer die Charaktere schon kannten und diese nicht mehr eingeführt werden mussten. Das Verschwinden von Tochter Dana wird nicht erklärt, was aber zu verkraften ist. Vermutlich wollte man den tragischen Tod von Dominique Dunne respektieren und ihn nicht durch peinliche Erklärungsversuche in die Handlung einbauen. Ansonsten sind es aber die selben Personen, die widerwillig in einen ähnlichen Albtraum befördert werden, wie sie ihn schon einmal erleben mussten.
"Poltergeist 2" kopiert das Original erfreulicherweise nicht einfach, sondern setzt neue Aspekte und bringt auch frische Ideen ein. War der Poltergeist einst noch ein unerklärliches, fremdartiges Etwas, wird er hier durch einen unheimlichen alten Priester verkörpert, bei dessen Anblick einem ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Die Geschichte lebt insbesondere davon, das man als Zuschauer erfährt, wie es zu den Geschehnissen im Original kam und weshalb gerade die Familie Freeling zum Opfer gespenstischer Ereignisse wurden. Es wird in einer Rückblende eine kleine Vorgeschichte präsentiert, die sich sehen lassen kann und die längst nicht so aufgesetzt wirkt, wie es bei anderen Horrorfilmen der Fall ist. So erfahren wir, dass Reverend Kane zu Lebzeiten ein wahnsinniger Sektenführer war, der seine Anhängerschaft in einer dunklen Felshöhle gefangen hielt, um dort das Ende der Welt zu überdauern. Als dies aber nicht kam und die Welt nicht unterging, wollte Kane seine Anhänger trotzdem nicht gehen lassen und ließ sie alle einen jämmerlichen Tod sterben. Wie es der Zufall so will, geschah dies alles genau an der Stelle, an der später einmal das Haus der Freeling’s stehen sollte.
Kane kehrt nun in menschlicher Gestalt zurück, um die kleine Carol Anne erneut in sein Reich zu holen. Dabei fährt "Poltergeist 2" auf der Seite der Effekte ähnliche Geschütze auf wie im ersten Teil, auch wenn sich das Grauen hier nicht nur durch unerklärliche Geschehnisse im Haus äußert. Vielmehr werden die Familiemitglieder dieses Mal gegeneinander ausgespielt und den Geistern so zum offenen Ziel gemacht. Die Effekte, die sogar für einen Oscar nominiert wurden, erinnern zum Teil an die weltbekannte "Nightmare" Reihe und sind sehr einfallsreich. In einer beeindruckenden Sequenz wird etwa die Zahnspange des kleinen Robbie lebendig und wickelt diesen von Kopf bis Fuß mit Draht ein. Ebenso sehenswert ist es, wenn Steve versehentlich einen kleinen Wurm verschluckt und später ein großes Monster erbricht. "Poltergeist 2" bietet genau die richtige Mischung aus subtilen Methoden, die Urängste des Menschen anzusprechen, wie auch aus effektlastigen Schockszenen.
Für viele kann "Poltergeist 2" nicht mehr mit dem Original mithalten, doch mich persönlich hat die Story und deren tolle Umsetzung noch immer angesprochen. Im Horrorgenre ist es üblich, dass erfolgreichen Erstlingen oftmals billige Direct-to-Video Sequels folgen, doch dies war im Fall von "Poltergeist" nicht so. Das Sequel ist sogar noch etwas unterhaltsamer als das Original, da es sich nicht derart auf mystische Tiefsinnigkeit und lange Dialoge festfährt. Hier passiert nonstop etwas, das einen bei Laune hält und dank frischer Ideen nicht langweilt. Natürlich ist "Poltergeist 2" kein Meisterwerk geworden, doch das war schon das Original nicht. Mich persönlich konnte der Streifen und der Kampf der Familie und des sympathischen Indianers Taylor gegen den bösartigen Reverend Kane noch immer überzeugen, da hier auf der inszenatorischen Seite alles richtig gemacht wurde.
Die schauspielerischen Leistungen sind immer noch überragend. Craig T. Nelson als Familienvater Steve hat eine Präsenz wie eh und je und JoBeth Williams hat es immer noch nicht verlernt, die aufopferungsvolle Mutter glaubhaft zu spielen. Die Kinderdarsteller Heather O’Rourke und Oliver Robins agieren genau so sympathisch wie im Erstling.
Mit Will Sampson als Indianer und Julian Beck als diabolischer Reverend sind zudem zwei Neuzugänge zu verzeichnen, die dem Streifen eine neuartige Note verleihen. Beide machen ihre Sache auf ihre Art einmalig. Erwähnenswert ist hierbei noch, dass Julian Beck kurz nach Beendung der Dreharbeiten starb und somit schon der zweite Schauspieler war, der kurz nach Erscheinen eines "Poltergeist" Films das Zeitliche segnete. Dies geschah auch bei Dominique Dunne, Will Sampson und der kleinen Heather O’Rourke, so dass irgendwann das Gerücht aufkam, dass ein Fluch auf der Reihe lastet.
Brian Gibson ist es gelungen, das Werk von Hooper und Spielberg gekonnt fortzusetzen und auf dem selben Niveau zu halten. "Poltergeist 2" unterhält immer noch sehr und wartet zudem mit einigen neuen Ideen, wie auch mit überragenden Effekten auf, die für einen Oscar nominiert wurden. Auch, wenn viele Kritiker in "Poltergeist 2" eine enttäuschende Fortsetzung sehen, muss ich sagen, dass mir der Streifen überraschend gefallen hat.
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