Informationen
OT:El Laberinto del Fauno
ca.114 Minuten
Mexico, Spanien, USA 2006
- Guillermo del Toro
- Ivana Baquero
- Doug Jones
- Sergi López
- Ariadna Gil
- u.a.
Story
Kurz nach dem Ende des spanischen Bürgerkriegs: Das elfjährige Mädchen Ofelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter nach Nordspanien – dem Stiefvater hinterher. Dieser kämpft energisch als Offizier gegen die republikanischen Rebellen. Er hat sich mit seinem Trupp in einem kleinen Dorf niedergelassen wo es alles andere als sicher ist.
Ofelia hat ein sehr schwieriges Verhältnis zu Vidal, der grob und roh im Umgang ist und das kleine Mädchen nicht besonders achtet. Er freut sich nur auf sein Neugeborenes, dass ein Sohn zu sein hat, und sonst auf offensichtlich auf nichts im Leben.
Aufgrund der misslichen Situation flieht das kleine Mädchen in eine unwirkliche Fantasiewelt, voller obskurer Kreaturen. Schon bald bekommt sie von einem gewissen Pan Aufgaben, die sie lösen muss. Nur wenn sie erfolgreich ist, kann sie ein glückliches Leben führen…
Kritik
Nach Betrachtung von „Pans Labyrinth“ muss man sich erst mal sammeln und das Gesehene verarbeiten. Der mexikanische Star-Regisseur Guillermo del Toro nimmt den Betrachter mit auf einen ganz besonderen Trip. Einen Trip in eine fremde Welt, in der es von Seltsamkeiten nur so wimmelt. Dazu kommen dann Szenen aus der Realität des Spaniens, der 40er Jahre. Grausam, brutal und definitiv nichts für einen Wohlfühl-Filmabend. Wer Toro kennt, der weiß ja was auf ihn zukommen könnte. Wer ihn nicht kennt, der wird ihn in diesem Film kennen lernen. Auch wenn „Pans Labyrinth“ wohl nicht das Beste ist, was Toro bis jetzt filmisch in den Kasten brachte. Denn „Pans Labyrinth“ ist sicherlich nichts für die breite Masse.
Um den Film kurz, knapp und treffend zu beschreiben müsste man wohl sagen, dass es sich hierbei um ein phantastisches Halbmärchen für Erwachsene handelt. Denn die Geschichte der kleinen Ofelia wird zum einen in der Realität und zum anderen in ihrer ganz eigenen, vorgestellten Welt gezeigt. Und die ist nicht immer gut zu ihr. Aber immerhin besser als die Welt da draußen. Wo ihr gehasster Stiefvater äußerst brutal gegen seine Gegner vorgeht. Und das äußerst brutale Handeln wird in ein paar Szenen auch äußerst brutal, vielleicht schon übertrieben, auf die Leinwand gebracht. Szenen die an die Schrank-Szene in „High Tension“ erinnern, der in der Bundesrepublik ja nicht ungeschnitten erscheinen durfte, sind schon harte Kost. Auch für erprobte Horror-Seher.
Die Optik in der Welt der Ofelia ist extrem gelungen. Schön gezeichnet, in kräftigen Farben. Ähnlich wie es schon im japanischen Filmbeitrag „Re-Cycle“ gezeigt wurde. Störend sind nur einige CGI-Effekte, die alles andere als gelungen sind (z.B. die Kröte). Hier gibt es dann auch ein paar Ekelszenen, die herrlich abscheulich sind. Schauspieltechnisch bewegt sich alles im Rahmen. Die Darsteller treten sehr professionell auf.
Was Toro mit dem Film sagen will scheint leicht zu erraten: Vor Problemen musst du wegrennen. Oder: Augen zu und weg. Na ja… vielleicht soll die Flucht des Mädchens aus der Realität auch etwas anderes, tiefsinnigeres bedeuten, damit können sich dann aber andere Autoren befassen. Der „intellektuelle“ Zirkel dürfte sich auf jeden Fall sehr über diesen Film freuen, da er doch genug Spiel für Deutungen, Interpretationen und Spekulationen lässt. Der einfach gestrickte Horror-Fan, der ja in der Vergangenheit auch schon mal von Toro bedient wurde („Cronos“ (1993), „Mimic“ (1997) und „Blade 2“ (2002)) und vielleicht gerade deswegen zu diesem Streifen greift.
Aber viel Spaß wird er damit voraussichtlich nicht haben. Die Geschichte beinhaltet kaum Spannung und ist nicht gerade durchgehend logisch. Klar, als Horror-Fan ist man das gewohnt, dennoch erhofft man sich bei einem solchen Film, der mit soviel Lob im Vorfeld überschüttet wurde, etwas anderes. Auch die Charakterisierung der einzelnen Rollen ist nicht gut. Durch die mangelhafte Vorstellung der Protagonisten erfährt man nur recht wenig von ihnen, diese Informationen werden dann aber des Öfteren wiedergegeben. Das weckt natürlich ebenso wenig Interesse wie die fehlende Tiefenwirkung im Film. Alles ist blass und oberflächlich wiedergegeben.
Wer Bock auf ein „phantastisches Halbmärchen für Erwachsene“ hat und mal etwas anderes sehen will, der dürfte mit Toros „Pans Labyrinth“ einen guten Griff landen. Es gibt eine nette Atmosphäre, nette Sets, komische Sachen und auch genügend Brutalität. Allerdings sollte man, wenn man sich zur Zunft der Normalos zählt, einkalkulieren, dass der Film eher die Augen als den Geist inspiriert. Und hier noch ein Tipp am Rande: Gar nicht erst versuchen zu verstehen, warum die kleine Ofelia drei Aufgaben lösen muss… denn dies ergibt ebenso wenig einen Sinn, wie vieles anderes.
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