Informationen
OT:P2
ca. 94 Minuten
USA 2007
- Franck Khalfoun
- Wes Bentley
- Rachel Nichols
- Simon Reynolds
- Philip Akin
- u.a.
Story
Es ist Heiligabend und Karrierefrau Angela (Rachel Nichols) muss selbst an diesem Festtag Überstunden schieben. Bepackt mit Geschenken für die Lieben zu Hause, begibt sie sich spät Abends, als alle anderen Kollegen längst bei ihren Familien sind, in die Tiefgarage zu ihrem Wagen, um auch endlich das traute Heim anzusteuern und Weihnachten feiern zu können. Doch dann der Schock: Ihr Wagen will nicht anspringen. Glücklicherweise trifft Angela sogleich auf den freundlichen Wachmann Thomas (Wes Bentley), der in seinem kleinen Büro auf Parkdeck P2 sein eigenes, kleines Weihnachtsfest zu feiern scheint. Als dieser ihr bei ihrem Problem unglücklicherweise nicht helfen kann, bestellt Angela ein Taxi, welches sie dann allerdings nicht erreicht, da der Haupteingang verschlossen wurde. Als Angela wieder auf dem Weg zu Thomas ist, um das Problem zu schildern, geht plötzlich in der kompletten Tiefgarage die Beleuchtung aus und jemand betäubt die junge Frau hinterrücks. Als Angela wieder zu sich kommt, findet sie sich angekettet in Thomas‘ Büro wieder, der dieses Jahr um keinen Preis alleine Weihnachten feiern möchte. Um seinen Willen durchzusetzen, ist dem Psychopathen jedes Mittel recht…
Kritik
Es gibt derzeit kein anderes Land, das das Horror-Genre so sehr in Schwung bringt, wie Frankreich. Alles begann im Jahr 2003, als Alexandre Aja mit seinem äußerst blutrünstigen Schocker "High Tension" international für Furore sorgte und schließlich, drei Jahre später, mit seinem US-Remake zu "The Hills Have Eyes" noch einmal kräftig nachlegte. Von dem Erfolg ihres Landsmannes ermutigt, stehen bereits die nächsten Genre-Beiträge aus Frankreich in den Startlöchern, die "High Tension", laut bisherigen Informationen, in nichts nachstehen sollen: "Inside", "Frontier(s) und "Martyrs". Doch auch um Aja selbst wird es bei all dem Rummel um französische Produktionen nicht still, im Gegenteil: Während sein neues Werk "Mirror", eine Neuverfilmung eines Südkoreanischen Horrorfilms, in Kürze seine Premiere feiert, erschien mit "P2" erst vor kurzem ein nicht weniger beachtenswerter Horrorthriller, bei dem Aja als Drehbuchautor und Produzent fungierte, während ein gewisser Franck Khalfoun die Regie übernahm. Khalfoun, der seine schauspielerischen Talente bereits in "High Tension" unter Beweis stellte, lieferte mit "P2", natürlich mit Unterstützung seitens Aja und dessen Team, sein Regiedebüt ab und dieses kann sich durchaus sehen lassen. Erzählt wird im Grunde die Story eines klassischen Thrillers, der, trotz seiner Effizienz, nicht einfacher gestrickt sein könnte. Eine Frau wird Nachts in einer Parkgarage verfolgt und anschließend von einem Geisteskranken terrorisiert, dies ist der komplette Plot dieser US-Produktion. In den Händen vieler anderer Filmemacher könnte daraus sicherlich ein einschläferndes, sich ständig selbst wiederholendes und belangloses Stück B-Thriller werden, doch unter dem wachsamen Auge von Aja inszenierte Khalfoun einen spannungsgeladenen und nervenaufreibenden Horrorthriller. Mit den Werken seines Mentors kann Khalfoun’s Erstling dabei noch nicht ganz mithalten, dennoch dürfte der Regisseur, Schauspieler und Drehbuchautor für "P2" großteils sehr positive Resonanzen einfahren. Dunkle Tiefgaragen gehören zu den unüberwindbaren Ängsten vieler Menschen. Gerade alleine und spät Nachts ist die Angst vieler Frauen in derartigen Anlagen nur all zu gut nachvollziehbar und somit baut "P2" auf einer großen Phobie zahlreicher Personen auf. Dennoch schlägt der Streifen nicht unbedingt den Weg ein, den viele sicherlich erwartet hätten. Statt unablässigem Terror und einer großen Menge brutalster Gore-Effekte, die nur all zu deutlich die Handschrift Aja’s tragen, kommt "P2" eher gemächlich in die Gänge und legt ein Großteil seines Vertrauens in seine Figuren. Da hätten wir auf der einen Seite Angela. Eine junge, zielstrebige und selbstbewusste Karrierefrau, die an Heiligabend nur nach Hause zu ihrer Familie möchte und dabei in die Fänge eines Geisteskranken gerät. Dessen Charakterisierung wird derweil auch nicht außer Acht gelassen. Thomas erscheint wie eine Art fanatischer Stalker, der in seinem kleinen Büro in der Tiefgarage das perfekte Weihnachtsessen für sich und Angela vorbereitet hat und um jeden Preis ihre Freundschaft erlangen möchte. Erst als seine Annäherungen immer wieder harsch zurückgewiesen werden, beginnt die Situation, drastisch zu eskalieren. Über einen gewissen Zeitraum scheint es, als gehen von Thomas keine direkten Gefahren aus, als sei er einfach nur ein einsamer, armer Spinner. Doch als er Angela mit einem außerordentlich brutalen Mord an einem Unbeteiligten seine Machtposition demonstriert, entwickelt sich "P2" langsam zum schonungslosen Katz- und Mausspiel. Über insgesamt vier Etagen der Tiefgarage verfolgen Thomas und sein aggressiver Rottweiler die flüchtende Angela, wobei sich die Situation in eine immer ausweglosere Lage zu entwickeln scheint. Der Verfolger scheint in einer übermächtigen Position, da er die Schritte seines Opfers über die Überwachungsanlage jederzeit verfolgen kann. Ab diesem Zeitpunkt inszeniert Khalfoun dann einen durchaus harten Psycho-Horror-Thriller, der seinem Publikum mit gezielten Schockeffekten und wenigen, dafür aber um so drastischeren Gewaltszenen ein ums andere Mal den Atem stocken lässt. "P2" fehlt die konsequente, schweißtreibende Spannung eines "High Tension", auch dessen bedrückende und kompromisslose Atmosphäre wird in dieser Produktion nicht ganz erreicht. Nichtsdestotrotz fesselt Franck Khalfoun’s Debüt seine Zuschauer unnachgiebig und wartet zwar mit einer wenig überraschenden, dafür aber sehr unterhaltsamen Dramaturgie auf. Nur wenig des Gezeigten war dabei nicht vorauszusehen, was dem Unterhaltungsfaktor allerdings keinen Abbruch tut. Horrorfans werden, so lange sie sich mit der Tatsache anfreunden, dass dies kein vollwertiges Aja-Projekt war, sondern dieser eben nur produzierte und das Drehbuch schrieb, bestens unterhalten. Splattertechnisch sollte dabei quantitativ nicht zu viel erwartet werden, doch wenn "P2" dann mal das Kunstblut auspackt, dann in einer unverkennbar französischen Härte und Brutalität, was in diesem Fall in einer drastischen Sequenz gipfelt, in dem ein menschlicher Körper von einem Wagen äußerst drastisch und ebenso graphisch zerschmettert wird. "P2" wird beinahe komplett von zwei Schauspielern getragen, alle anderen Akteure dürfen lediglich kleine Nebenrollen einnehmen. Rachel Nichols und Wes Bentley überzeugen in ihren Rollen gleichermaßen, wobei als Nichols‘ Besetzungsgrund vordergründig sicherlich ihr pralles und jederzeit zur Schau gestelltes Dekollete herhalten durfte. Doch von dem abgesehen mimt sie auch das verängstige und panische Opfer sehr glaubhaft. Mit Wes Bentley auf der anderen Seite, gelang den Verantwortlichen sicherlich eine für viele Filmkenner überraschende Besetzung, hatte sich Bentley doch seit seinem grandiosen Auftritt in "American Beauty" im Filmbusiness eher rar gemacht und war seitdem nur noch vereinzelt vor Kameras getreten. In P2" darf er nun unter Beweis stellen, dass er die Rolle des stillen Psychopathen noch immer wie kein Zweiter beherrscht und daher war seine Besetzung mit Sicherheit die richtige Wahl. "P2" ist zwar nicht der ganz große Streich, den manch einer sicherlich erwartet hätte, dafür liefert der Streifen aber kurzweilige und zeitweise überaus spannende Thriller-Kost der gehobenen Klasse. Als einziges Manko, sofern überhaupt als solches auszumachen, ist die vorhersehbare Story zu benennen, die zwar jederzeit sehr gut funktioniert, dabei aber nur selten mit Überraschungen aufwarten kann. Innerhalb der beschränkten Handlung hat Franck Khalfoun allerdings alles richtig gemacht und liefert einen nervenaufreibenden Psycho-Thriller mit überzeugenden Charakteren, wenigen, aber sehr effektiven Gore-Szenen und einem steten Unterhaltungswert. Kein potentieller Klassiker, aber ein Must Have beim nächsten Gang in die Videothek des Vertrauens.
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