Informationen
Drehland |
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Drehjahr | 1981 |
Laufzeit | ca. 93 Minuten |
Regie | Hans-Christof Stenzel |
Darsteller | Volker Spengler Lydia Kreibohm Karina Fallenstein Heinz Schubert Hanno Pöschl u.a. |
Bild |
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Ton | DD2.0 |
Sprachen | Deutsch |
Untertitel | — |
LC | 2 |
FSK | KJ |
Story
Peter Herzl, Sozialarbeiter und Linkssympathisant aus Wuppertal, wird auf der Rückfahrt von Jugoslawien nach Deutschland überfallen und ausgeraubt. Aufgrund einiger Missverständnisse sucht ihn daraufhin die Polizei als mutmaßlichen Terroristen.
In Wien findet er Unterschlupf bei der Prostituierten Kathi. Kathi, Tochter eines ermordeten Kommunisten, hat ein inzestuöses Verhältnis mit ihrer pubertären Tochter. Die Tochter ist Peter gegenüber zunächst abweisend. Fasziniert beobachtet sie ihre Mutter und Peter jedoch beim Liebesspiel. Bald möchte auch sie an dem Spiel teilnehmen…
Währenddessen läuft die Fahndung nach Peter auf Hochtouren. Und Kathis Zuhälter sieht eine Chance, durch Verrat an leicht verdientes Geld zu kommen…
Kritik
Puh…
Es gibt Filme, nach deren Konsum man erst mal Abstand gewinnen muss, um das soeben Gesehene zu verdauen. Ein Spaziergang, Jogging, vielleicht ein bisschen "Vera am Mittag" gucken…
Bei "Obszön" scheinen derlei Ablenkungsmanöver irgendwie nicht direkt zu funktionieren. Zu verstörend ist das Gezeigte, als dass es sich nach ein paar Stunden aus dem Kopf verdrängen ließe. Die Geschichte um den bierbäuchigen Pseudo-Terroristen Herzl, Nutten, Inzest, dezent angedeutete Pädophilie hinterlässt beim Zuschauer einen nachhaltigen Eindruck. Als Vergleich fallen am ehesten die Filme von Christoph Schlingensief ein, mit dem Unterschied, dass Schlingensief’s Werke durch Provokation unterhalten.
Bei "Obszön" ist es anders: Hier provoziert die Unterhaltung. Das Dargestellte überschreitet die Grenzen des guten(?), von der Gesellschaft definierten Geschmacks, bricht Tabus und ist letztendlich doch als einfacher Unterhaltungsfilm gedacht: Es wird in der Küche während des Teigknetens doggy-style gefickt, zusammen mit der minderjährige Tochter gebadet, später auch mit ihr zusammen in die Kiste gehüpft. Die Tochter sehnt sich nach ihren ersten "Fick" mit Peter, dabei bekommt sie erst am Ende des Films überhaupt ihre erste Periode.. Peter begleitetet die Minderjährige als "Jude" verkleidet in ein Sado-Maso-Theater, wo die beiden der Vergewaltigung ihrer Mutter beiwohnen. In den Einschüben der Parallelhandlung macht sich dann noch "Ekel Alfred" Heinz Schubert über seine Gummipuppe her..
Starker Tobak, der dem Zuschauer allein schon von der Story her präsentiert wird. Verstärkt wird der morbide Grundton des Films dann allerdings noch durch die wirklich grandios intensive Leistung der Darsteller. Allen voran Volker Sprengler.
Volker Spengler ist als Peter Herzl, ungepflegter schmierbäuchiger Lockenkopf mit Pilotenbrille, weit davon entfernt, zum Sympathieträger zu avancieren. Das, obwohl er ja eigentlich unschuldig verfolgt wird und sich eben einfach nur so durchschlägt. Allerdings ist Peter auch nicht gerade abgeneigt, Nutten zu prellen, dumme Sprüche angesichts einer ermordeten Prostituierten zu reißen oder es sich eben bei Kathi und ihrer Tochter im Bett gemütlich zu machen.
Dialoge, mal mehr, mal weniger sinnvoll, stehen im Vordergrund. Dadurch erhält der Film ein hohes Maß an Authentizität. Es geht um Banalitäten, auf den ersten Blick eben alltägliche Situationen, die als Gesamtes bei genauerer Betrachtung allerdings ein ziemlich schräges Bild einer kranken Gesellschaft widerspiegeln. Hinzu kommt dann noch der Wiener Dialekt. Den Wienern wird ja seit jeher ein leichter Hang zum Morbiden nachgesagt. Und der Dialekt, wirklich nicht Jedermanns Sache, fügt sich wirklich nahtlos ein in den verstörenden Gesamteindruck des Films. Bei aller (zum Glück nur angedeuteten) Perversion, bei aller Provokation: Der Film hat irgendwie das gewisse Etwas. Was genau das ist? Gute Frage. Vielleicht die künstlerisch-chaotisch anmutende Atmosphäre, die sich irgendwo einpendelt zwischen RAF-Terrorismus, Vergangenheitsbewältigung und Pornokino…
Fazit: Nutten, Terroristen, Inzest, Pädophilie. Obszön… Ein passender Filmtitel für einen ebenso abstoßenden, wie faszinierenden Film.
DVD
Zunächst muss man dem Berliner DVD-Label CMV-Laservision natürlich erst mal ein Lob aussprechen, dass man einen solch interessanten Streifen auf die Silberscheibe gepresst und mit einem schmucken Cover umhüllt hat. Ein dreckiges Schmuckstück der Filmgeschichte, das nun viel mehr Leuten als vorher zugänglich ist. Das Bild kann beim Betrachten nicht so recht überzeugen. Es gibt viele Verschmutzungen des Materials, die allerdings wiederum für eine gewisse Atmosphäre sorgen. Sprich: Mit dem Bild kann man sehr gut leben. Für den Ton gilt ähnliches. Klarer Raumklang ist etwas anderes, den braucht man hier aber nicht. Die Extras sind, wen wundert es, spärlich besetzt. Neben ein paar Trailern gibt es eine nette und umfangreiche Bildergalerie. Aber es wäre auch ein wahres Wunder gewesen, wenn man hier ein Making Of oder sonst was finden würde. Der Film hat immerhin schon ein paar Jährchen auf dem Buckel und war auch seiner Zeit nicht sonderlich verbreitet.
Ähnlicher Film:
- Verführung – Die grausame Frau
- United Trash
- Das deutsche Kettensägenmassaker
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