Informationen
OT:Ninja Vengeance
ca.90 Minuten
USA 1988
- Karl Armstrong
- Craig Boyett
- David Lord
- u.a.
Story
Auf dem Weg zu einem Ninjitsu-Wettkampf macht Chris Rast in einem kleinen Südstaaten-Städtchen. Hier regiert der rassistische Ku-Klux-Klan. Kaum angekommen, beobachtet Chris, wie ein Schwarzer von den Rassisten ermordet wird. Als er den Mord beim Sheriff meldet, wird er selbst eingesperrt, da der Gesetzeshüter ebenfalls Klan-Mitglied ist. Doch die Freundin des Ermordeten befreit Chris, um sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach den Mördern zu machen. Bald eskaliert die Gewalt. Chris bleibt nur eine Chance: Er muss sich dem Kampf stellen…
Kritik
Was sich heutzutage alles „Ninja“ nennen darf. Unglaublich…
Ein blonder Milchbubi der Marke John-Boy-Walton-meets-Luke-Skywalker cruist auf seinem Moped durch den sonnigen Süden Amerikas, trinkt sich in einer Snack-Bar gepflegt seinen (wahrscheinlich entkoffeinierten) Kaffee und wird dabei Zeuge, wie ein paar dümmliche Rednecks, samt Sheriff, einen intellektuellen Schwarzen schikanieren. Selbstverständlich greift Blondie NICHT ein, hilft lieber der Sheriffs-Freundin bei der Autopflege. Er geht nämlich jedem Streit aus dem Weg. Nicht, weil er Pazifist, Pfadfinder oder Messdiener ist. Nein: Er weiß, dass er den anderen überlegen ist. Ein Schlag genügt, und jeder weitere Treffer wird zur Leichenschändung. Denn Blondie ist ein NINJA!!!
Zumindest will das Drehbuch dies dem Zuschauer nicht nur weiß machen, sondern geradezu eintrichtern: Da fliegt beim Einchecken im Motel direkt als erstes das Taschenbuch-für-kleine-Ninjas auf das Bett. Kamerazoom: NINJA!! Wir wissen Bescheid. Doch damit nicht genug. Blondie liefert einen regelrechten Ninja-Striptease: Ying-und-Yang-Kette aus dem Kaugummiautomaten, Wurfsterne aus goldener Ess-Pappe, alles fliegt auf’s Bett. „Seht her! Ich bin’s, der Ninja von nebenan!“ Im Vergleich zu derart aufgesetztem Ninjakult erscheinen die schmucken „Ninja“-Stirnbänder in den Godfrey Ho-Krachern wie dezenter traditioneller Trachtenlook..
Allerdings hat es sich bei „Ninja Revenge“ dann schon mit der ganzen Ninja-Herrlichkeit. Schwerter? Wurfsterne? Krallenhände? – Fehlanzeige! Vielleicht ein bisschen Handkantenakrobatik? – Zuviel verlangt! Stattdessen bloß ein paar Rückblenden: Training mit dem Meister. Ein bisschen Rumgehüpfe im Sand. Karate-Kid lässt grüßen. Oder doch eher die Teenage-Mutant-Ninja-Turtles??
Warum also der Titel „Ninja Revenge“?? Eine Frage, die vielleicht nicht einmal die Verantwortlichen des Films beantworten können, sofern sich denn überhaupt jemand im nüchternen Zustand zu diesem Film bekennen sollte.
Der Hauptdarsteller ist wirklich nicht zu beneiden. Wahrscheinlich hat er sich beim Casting verlaufen, wollte eigentlich im Remake von „Saturday Night Fever“ tanzen. Dumm gelaufen. Nun muss er hier den harten Hund mimen. Dass er allein schon optisch nicht wirklich zum heldenhaften Hecht oder gar Publikumsmagnet taugt, hat dann der deutsche Video-Verleih auch bemerkt. Ein bisschen Mogeln und schon ziert der eigentliche Fiesling des Films das Video-Cover. Dieser hat zwar ein paar Muckis mehr am Balg, talentierter wirkt er dadurch aber auch nicht. Seine Rolle macht es ihm aber auch nicht wirklich einfach. Ein Nachwuchs-Sheriff, der gerade der Pubertät entsprungen zu sein scheint, dazu noch Chef vom Ku-Klux-Klan! Au weia. Diesen Part hätte besser der Polizeichef übernommen. Einem alten Sack mit Zwei-Meter-Zigarre auf dem Zahn und grauem Pornobalken im Gesicht würde man diese Rolle eher abnehmen, als einem Baywatch-Boy mit FoKuHiLa.
Man sieht: Wenn hier schon die Ninjas zu kurz kommen, werden wenigstens Klischees bedient werden. Die Mutter des ermordeten Schwarzen ist dann auch so eine typische Film-Südstaaten-Madka: Klein, dick, mit verwaschenem Kittel, rauchiger Stimme und großem Herz. Ein Blick in die Augen des tatverdächtigen Helden und die Dame weiß: „Nein, Du bist nicht der Mörder meines Sohnes!“
Schwarz-Weiß-Denken (im wahrsten Sinne des Wortes) prägt die Handlung. Die Bösen sind doof, dreckig und als Ku-Klux-Klan-Mitglieder mit ihren bescheuerten Kapuzen auch eindeutig als Finsterlinge zu erkennen. Die Guten sind die unterdrückten Schwarzen. Um sie zu retten, bedarf freilich erst der Hilfe eines milchgesichtigen weißen Möchtegern- Ninjas. Sehr fragwürdig das Ganze. Und leider wohl typisch für den (white) american dream…
Während viele ähnlich stumpfe Schnellschüsse wenigstens mit einigen (trashigen) Kampfszenen oder anderem Klamauk aufwarten können und dadurch einen gewissen Unterhaltungswert besitzen, ist „Ninja Revenge“ schlichtweg nur dämlich.
Von Ninjas ist in diesem Film zudem keine Spur. Gleiches gilt für schauspielerisches Talent. Daher verwundert es auch wenig, dass dieses Machwerk für die Haupt-„Darsteller“ Craig Boyett und David Lord offensichtlich der gescheiterte Versuch blieb, in der Filmwelt Fuß zu fassen. Es scheint eben doch noch so etwas wie Gerechtigkeit zu geben…
Fazit: Etikettenschwindel par excellence, dazu talentfreie Darsteller und ein dummdreistes Drehbuch. Ein Tiefschlag.
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