Informationen
OT:Les Cannibales
ca.85 Minuten
Frankreich, Spanien 1979
- Jess Franco
- Al Cliver
- Sabrina Siani
- Candy Coster
- Olivier Mathot
- u.a.
Story
Der amerikanische Professor Taylor macht mit seiner Familie einen Ausflug zum Amazonas. Dort wird die Reisegruppe von Kannibalen überfallen und vernascht. Einzig Taylor selbst kann entkommen. Zurück in New York erfährt er nach Jahren der Apathie, dass seine damals minderjährige Tochter das Massaker überlebt hat und als „Weiße Göttin“ von den Kannibalen verehrt wird. Er organisiert eine Expedition zur Rettung seiner Tochter.
Wie es weitergeht, kann man sich an einem abgenagtem Finger abzählen…
Kritik
„Höslein, Höslein an der Wand, wer hat die vollste im ganzen Land?“ (Zitat meines verstorbenen Erdkunde Lehrers, immer wenn jemand Super- Mist verzapft hat.)
Es tut mir leid, aber in Anbetracht dieses Films fällt mir nichts anderes ein.
„Kult- Regisseur“ Jess Franco („Die Säge des Todes“, „Vampiros Lesbos“) ist mit seinem Film „Mondo Cannibale 3 – Die weiße Göttin“ (in der vorliegenden DVD – Version von Laser Paradise als „ Jess Franco’s Mondo Kannibalen“ präsentiert) geradezu ein Meisterwerk gelungen. So ist es sicherlich nicht leicht, dem ohnehin schon billig- trashigen Genre des Kannibalenfilms noch die Krone (oder besser: Narrenkappe) aufzusetzen. Bei 70er- Jahre- „Bud Spencer und Terence Hill“- Disco-Rhythmen kann der geduldige
(Noch-) Fan etwa 85 Minuten Dauerschund betrachten, bei dem unglaublich fies bemalte Wilde (stellenweise eindeutig als BVB – Fans identifizierbar) einem depperten Haufen „Zivilisierter“ nach dem Leben trachten und dabei so superschlaue Kommentare abgeben, wie: „Mein Sohn, sieh, unser Volk ist in Feststimmung, weil die weiße Göttin zurück ist. Komm, wir wollen sie verehren!“. (Jeder Gag- Schreiber in der „Bully- Parade“ könnte sich dafür einen neuen Job suchen.).
Angesichts der schauspielerischen und tricktechnischen Leistung fehlen mir schlicht die Worte: Da fuchteln börsenmaklerfrisierte spitzbärtige Kannibalen mit Plastiktotenköppen (Ich kenne alleine in Dortmund mindestens fünf Läden, wo es bessere Imitate gibt) rum, dass jeder Darsteller in einen Lucio Fulci Film oscarreif wirkt. Besonders bemerkenswert ist der Abgang des Häuptlings auf dem Sterbebett.
Der Hauptdarsteller rennt die ganze Zeit mit einem Luftgewehr durch den von Klapperschlangen (!) verseuchten Amazonasdschungel. Aufgehangene Affenschädel neben Büffelschädeln in Dschungel zeugen auch nicht gerade von einer besonderen Ortskenntnis der Filmemacher. Ansonsten läuft der ganze Film nach Schema F der ganzen Exploitationsfilme: Die Expedition besteht aus dem Draufgänger, dem Depp, der Memme, dem arroganten Fuzzi und der immergeilen aber schnell schlappmachenden Tussi.
Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass bei einem Regisseur wie Jess Franco Frauenpower nicht gerade groß geschrieben wird und der Sexismus des 80er- Jahre- Horrorkinos einmal mehr zum Tragen kommt. Vielleicht hat der Regisseur selber bemerkt, welchen Schund er hier abliefert und wollte retten was zu retten ist. Aufgrund seiner mehr als bescheidenen Fähigkeiten fiel ihm dann wohl nichts weiter ein, als die Metzeleien der Kannibalen in Zeitlupe zu präsentieren.
Das ganze ging dann aber wohl nach hinten los: Zum einen wirken die „Essensszenen“ der Kannibalen nur noch langweilig und aufgesetzt, zum anderen erschien eben dieses der BPS als Anlass, den Film aus dem Verkehr zu ziehen. (Oder sollte die BPS doch etwas gutes im Sinn gehabt haben, Erwachsene vor Verdummung durch den Konsum dieses Schwachsinns zu schützen?)
Kleiner Tip an die Trick- „Techniker“: Wenn der Hauptdarsteller schon durch den Billigtrick des Festbindens seines Unterarms vor die Brust einen Armstumpf vorgaukeln soll, dann ist es nicht gerade ratsam, ihn mit einem weißen Hemd bekleidet ins Wasser zu schicken!!
Zur DVD:
Anscheinend hat Laser Paradise den Film von einer schlechten Video- Kopie gezogen. Die Bildqualität ist für den verwöhnten DVD – Konsument jedenfalls nicht das Gelbe vom Ei. Des weiteren frage ich mich, weshalb in einigen unspektakulären Dialogszenen der Ton plötzlich zu einem Englisch mit Untertiteln wechselt. War da das Originaltape noch schlechter, oder was? Super unterhaltsam ist da auch noch das Opferungsritual gegen Ende des Films. Die Szene hat von der geringen Motivation und Stimme des Synchronsprechers etwas von Monty Python.
Fazit:
Das müsst Ihr gesehen haben!!! Hier fehlen nur noch die Dinosaurier und Aliens, dann wäre dies der Anwärter auf den Trash- Film des Jahrtausends!! Selbst Kannibalen- Fans (falls es die gibt) wollen nach diesem Film nur noch Menschen aus Tofu essen.
Ähnlicher Film:
- Kannibalenfilme ähneln sich irgendwie alle!
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