Informationen
OT:Masters of Horror – Homecoming
ca.56 Minuten
USA 2005
- Joe Dante
- Jon Tenney
- Robert Picardo
- Thea Gill
- u.a.
Story
Unter Vortäuschung falscher Tatsachen hat die US-Regierung ihre Truppen in den Krieg geschickt. Junge Soldaten kommen ums Leben – unnötig. Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Mütter trauern, machen die Politiker für den Tod ihrer Söhne verantwortlich.
Regierungssprecher David Murch versucht, in einer Fernsehshow die aufgebrachten Bürger zu beschwichtigen. Er wünschte, die toten Soldaten würden zurückkommen. Dann würden sie sagen, dass sie gerne für ihr Land gestorben seien.
Kurz darauf kehren die ersten getöteten G.I.’s tatsächlich als Zombies zurück. Sie wollen ihren Tod rächen…
Kritik
When there’s no more room in hell, the dead will VOTE on Earth…
Tote Soldaten, die zum Leben erwachen, um sich für ihren unnötigen Tod zu rächen. Zombies, die aus ihren Gräbern steigen und durch die Straßen wandeln. Ein klarer Fall für die Splatter-Fraktion in der Horror-Gemeinde. Oder etwa doch nicht?
Cover und Story der 6. Episode der erfolgreichen TV-Serie "Masters of Horror" lassen einen weiteren x-beliebigen Beitrag zum Thema 08/15-Zombie-Splatter erwarten, bei dem das Hirn eher verspritzt oder gegessen wird, statt zum Denken benutzt zu werden.
Dass dies jedoch nicht der Fall ist, ist dem Regisseur Joe Dante zu verdanken. Der Mann mit dem Hang zu komödiantischem und klassischem Horror liefert mit "Homecoming" eine brillante schwarze Komödie ab. Basierend auf der preisgekrönten Kurzgeschichte "Death and Suffrage" von Dale Bailey, nutzt Joe Dante die Gunst der Stunde, um seinen persönlichen Beitrag zur Abrechnung mit der kolonialherrschaftlichen Politik von George Bush und dem Irakkrieg zu leisten.
"Homecoming" ist somit kein reiner Horrorfilm. Eher eine Polit-Satire mit Horrorelementen. Die Handlung kreist im wesentlichen um eine handvoll Personen, Berater des amerikanischen Präsidenten. Medienexperten, die den Bürgern jede noch so schlechte Story als Erfolgsmeldung präsentieren, um ein Ziel zu erreichen: Die Wiederwahl des Präsidenten zu sichern. Diese ist in akuter Gefahr, denn die plötzlich auftauchenden Zombie-Soldaten passen irgendwie nicht so ganz zum "American Way of Life".
Die Bevölkerung ist besorgt, verunsichert. Dabei tun die Zombies eigentlich gar nichts. Sie sind lediglich präsent, und: Sie wollen wählen! Eine andere Regierung, die den Krieg beendet. Eine Katastrophe für die PR-Berater. Doch die Damen und Herren im Weißen Haus verstehen es, auch mit noch so schlimmen Krisen umzugehen. Das weiß der Zuschauer spätestens seitdem Robert de Niro und Dustin Hoffman 1993 in "Wag the Dog" mit einem inszenierten Krieg von den sexuellen Eskapaden des Präsidenten ablenken konnten. In diesem Fall ist nicht die drohende Wahlschlappe das Problem. Da wird die Wahl eben manipuliert, wäre ja nicht das erste Mal.
Problematischer für sie: Wie sollen sie mit den Zombies umgehen? Wenn sie doch wenigstens die Bürger fressen würden, dann hätte man wenigstens eine Rechtfertigung, sie zu beseitigen. Andererseits sind sie ja im gewissen Sinne Veteranen. Warum sie also nicht wie Veteranen behandeln, sprich: einfach ignorieren?
Es sind diese Gedankengänge und Diskussionen innerhalb des Krisenteams, die den Film so unterhaltsam machen. Das Team könnte passender nicht zusammengesetzt sein: Eine hysterische Karrierefrau mit Sado-Maso-Tick, ein erfolgreicher Präsidenten-Ghostwriter, dessen Kindheitstrauma das ganze Schlamassel überhaupt erst auslöst, ein Chef, der im Labor gerne Zombies quält und anschließend Raumerfrischer versprüht.
Zynismus und schwarzer Humor sind bei den Wahlkampfhelfern ebenfalls an der Tagesordnung und sorgen für manches Schmunzeln zwischendurch… Neben dem Humor, der Politik- und Medienschelte lässt Joe Dante aber natürlich auch den Horror nicht zu kurz kommen. Masken und Effekte können sich wie immer sehen lassen. Blut, Gewalt und Ekel halten sich bei "Homecoming" jedoch dezent in Grenzen, so dass der Film auch Nicht-Horrorfans als Politsatire gefallen dürfte.
Joe Dante wäre nicht Joe Dante, wenn er für die Horror-Fans nicht wieder ein paar nette Details eingebaut hätte, die es am Rande zu entdecken gibt: So erinnert eine Szene auf dem Friedhof sehr stark an den Klassiker "Night of the Living Dead" (1968). Dessen Regisseur George A. Romero findet sich dann passender Weise auch auf einem Grabstein verewigt, neben weiteren illustren Größen des Horror- Films, wie John Gilling ("Nächte des Grauens", 1966) oder Jacques Tourneur ("Ich folgte einem Zombie", 1943). Bestimmt finden sich bei mehrmaligem Anschauen noch einige mehr…
Mit "Homecoming" hat Joe Dante der "Masters of Horror" – Serie ein weiteres Highlight hinzugefügt.
Fazit: Joe Dante’s Abrechnung mit George Bush: Schwungvolle Horror-Polit-Satire
Ähnlicher Film:
- Wag the Dog
- Night of the Living Dead
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