Informationen
OT:Macabro
ca.86 Minuten
Italien 1980
- Lamberto Bava
- Bernice Stegers
- Stanko Molnar
- Veronica Zinny
- Roberto Posse
- u.a.
Story
Jane Baxter lebt als Ehefrau und Mutter in einem schicken Haus in New Orleans. Auf den ersten Blick scheint die Familie ein normales Leben in gehobenen Verhältnissen zu führen, doch Jane Baxter führt stellenweise ein Doppelleben. Nämlich immer dann, wenn sie ihren Liebhaber Fred trifft. Hierfür hat sie extra ein Zimmer angemietet. In dem Haus mit dem gemieteten Zimmer lebt der blinde Robert, der das Treiben stets mit anhören muss.
Jane Baxters heranwachsende Tochter Lucy kommt mit der Zeit hinter das Geheimnis der Abwesenheit ihrer Mutter. Und hat eine abscheuliche Absicht, um ihrer Mutti ein schlechtes Gewissen zu bereiten: Eines Tages, als Jane mal wieder bei Fred ist, ertränkt sie ihren kleinen Bruder in der Badewanne. Jane erfährt von dem „Unfall“ und will sofort nach Hause fahren. Fred fährt sie, baut einen unverschuldeten Unfall und wird enthauptet. Jane wird aufgrund dieser erlebten Ereignisse umgehend in ein Sanatorium eingeliefert.
Ein Jahr später wird Jane Baxter wieder entlassen. Sie will nicht zurück zu ihrer Familie und zieht deswegen in ihre alte Mietwohnung ein. Der blinde Robert freut sich über die alte, neue Mitbewohnerin, da er schon seit langem in Jane verliebt ist. Doch es kommt nicht zu der erhofften Nähe zwischen ihm und seiner Angebeteten. Stattdessen denkt Robert, dass Jane nachts Männerbesuch bekommt. Obwohl offensichtlich niemand die Wohnung betritt. Robert wird misstrauisch und verschafft sich Eintritt in die Wohnung von Jane und entdeckt dabei Merkwürdiges: Ein abgeschlossenes Eisfach im Kühlschrank, mit, wie sich später rausstellen soll, makaberen Inhalt.
Kritik
Das Regiedebüt des beim Dreh Mittdreißiger Lamberto Bava („Dämonen 1 & 2“ (1985/86)), seines Zeichens Sohn des Mario Bava („Im Blutrausch des Satans“ (1971), „Wild Dogs“ (1974), uvm.), des eventuellen Erfinders des Giallo, kann als durchschnittlicher Erfolg mit nachhaltigem Einbrennen in die Hirnrinde gewertet werden. Nicht etwa, weil es sich hier um einen der besten Filme handelt, die jemals geschaffen wurden, vielmehr weil der Film sich mit einem besonderen Thema beschäftigt, der Nekrophilie. Und nicht zuletzt, weil er über eines der bescheuertsten Enden verfügt, die je in einem ernsthaften Film auf die Leinwand gebracht wurden. Zu letzterem Punkt soll an dieser Stelle jedoch der Mantel des Schweigens gehüllt werden, um dem interessierten Betrachter nicht mit zu vielen wichtigen Informationen den „Spaß“ zu verderben.
“Macabro – Die Küsse der Jane Baxter” kommt in der Anfangsphase als ruhiges, ja vielleicht sogar schon zu ruhiges Filmchen daher. Man wird leicht in die Familienumstände und das Liebesleben der Protagonistin eingeführt, ohne dass etwas Dramatisches passiert. Bis es dann zum „Unfall“ mit dem Sohn und dem darauffolgenden Unfall mit dem Liebhaber kommt. Die Enthauptung ist allerdings nur zu erahnen. Lamberto Bava verzichtet fast ganz auf Gewalt, zumindest im blutigen Sinne, streut dafür aber die eine oder andere Ekelszene ein. Nachdem die werte Dame dann wieder aus der Klapsmühle entlassen wird, ahnt man als Betrachter, dass das dünne Drehbuch auf 90 Minuten aufgebläht werden muss. Es gibt viele Szenen, die nichtssagend sind und langweilen. Die Informationen halten sich in Grenzen, dafür wird viel dargestellt. Man kann zum Beispiel einige Male den Blinden beobachten, wie er irgendwelche uninteressanten Sachen macht – minutenlang. Der Unterhaltungsfaktor sinkt bei diesen Szenen gegen Null. Auch wenn die visuelle Umsetzung sehr gut ist, will keine rechte Freude auftauchen. Spannend wird es später, wenn es gilt das morbide Geheimnis zu lüften. Bis dahin muss man damit vorlieb nehmen, dass man zumindest dabei ist, wenn versucht wird eine unheilvolle Atmosphäre aufzubauen, was stellenweise auch sehr gut gelingt. Man ahnt, dass irgendetwas nicht stimmt und hofft, dass seine eigenen Befürchtungen nicht bewahrheitet werden. Dies war wohl Absicht von Lamberto Bava und wie es zu erahnen ist, kommt das was man denkt. Ekelig, krank und weniger gekühlt als es notwendig wäre.
Technisch kann man Lamberto Bava nichts vorwerfen. Die Bilder werden schön und gut eingefangen, ein düsteres Psychodrama wird inszeniert und die Darsteller gut in Szene gesetzt. Schade ist es, dass die Charakterisierung nur oberflächlich geschieht. Gerade Tochter Lucy hätte man doch gerne mal in den Kopf gesehen. Aber die etwas notdürftige Durchleuchtung der Figuren liegt sicherlich auch an dem schnell gefertigten Drehbuch, welches die klare Schwachstelle des Films ist. Das der Film aber dennoch nicht als Flopp im Gedächtnis bleibt liegt unter anderem auch an den guten Darstellern. Bernice Stegers („X-Tro – Nicht alle Außerirdischen sind freundlich“ (1983)) als Jane Bexter zieht sich zwar ein manches Mal zu oft aus, zeigt aber das sie ihr Handwerk beherrscht. Stanko Molnar („Black Sabbath“ 1989)) als Robert, kann man sich auch angucken, manchmal spielt er aber etwas übertrieben „blind“. Das Highlight ist aber ohne Frage Veronica Zinny, die Lucy zum Besten gibt. Die Rolle ist richtig schön böse angelegt und wird gut rübergebracht. Schade, dass Veronica Zinny nicht auch noch in anderen Filmen zu sehen ist.
Wägt man alles Positive und alles Negative ab, müsste die Waage schnell zur Ruhe kommen. Der Film ist weder richtig gut, noch richtig schlecht. So ein Mittelding eben. Mit etwas Abstand kann man sich sowohl an die langwierigen Szenen, die ekeligen Szenen oder den Schluss erinnern und weiß nicht, ob die Erinnerung gut oder schlecht ist. Das sinnvollste ist es demnach “Macabro – Die Küsse der Jane Baxter” als einen guten, mittelprächtigen Debütfilm von Lamberto Bava einzuordnen, der auf jeden Fall mal geguckt werden kann.
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