Informationen
OT:Love Object
ca.87 Minuten
USA 2003
- Robert Parigi
- Desmond Harrington
- Melissa Sagemiller
- Udo Kier
- Rip Torn
- u.a.
Story
Kenneth`s (Desmond Harrington) Job ist es, Bedienungsanleitungen zu schreiben, was er auch äußerst gerne tut und sich somit voll seiner Arbeit widmet. Die Gebrauchsanweisung für sein eigenes Leben hat Kenneth jedoch noch nicht gefunden. Er ist sozial eher zurückgezogen, hat kaum Freunde und auch selten Kontakt zu Frauen. Als zwei seiner Arbeitskollegen ihm eines Tages scherzhaft eine Broschüre für eine anscheinend lebensechte Sexpuppe zeigen, ist Kenneth sofort hin und weg. Das Besondere an dem Angebot ist, dass man sich die Gummipuppe nach seinen eigenen Vorstellungen bauen lassen kann. Als Vorlage nimmt Kenneth kurzerhand seine neue Kollegin Lisa (Melissa Sagemiller).
Als er die Puppe kurz darauf erhält, beginnt Kenneth, sie wie Lisa zu schminken und zu kleiden. Mit dem Sexspielzeug übt er, wie er gut bei seiner attraktiven Kollegin ankommen könnte und siehe da: Ehe er es sich versieht klappt es mit ihr auf Anhieb. Lisa interessiert sich schnell für ihren ruhigen und zuvorkommenden Kollegen. Die Jahre der Isolation haben jedoch ihre Spuren bei Kenneth hinterlassen. Er glaubt nun, dass seine Sexpuppe Nikki ein Eigenleben führt und ihn für sich allein haben möchte. Und auf Konkurrenz reagiert die Puppe leider alles andere als verständnisvoll…
Kritik
"Love Object" ist einer von den Filmen, die zuerst einen anderen Inhalt vermitteln, als sie letztendlich transportieren. Wer sich die Inhaltsangabe durchliest und dazu die blutigen Bilder auf der Rückseite der DVD Hülle betrachtet, der denkt sicherlich sofort, dass es sich hier um ein äußerst trashiges, dämliches B-Movie handelt, in dem eine Gummipuppe ganz in der Tradition von "Chucky" diverse Leute umbringt. So ist es allerdings ganz und gar nicht, "Love Object" ist glücklicherweise sehr viel mehr als ein reißerisches Horrorfilmchen, dass nur dazu dienen soll, den Blutdurst mancher Konsumenten zu stillen. Was wir hier vielmehr haben, ist nachdenklicher Horror, der bei genauerer Betrachtung sogar in das Genre des Dramas eingeordnet werden darf. Außerdem, und das ist ebenso erwähnenswert, haben wir hier einen cleveren, modernen Film, fernab von allen unsäglichen Remakes und Fortsetzungen, die jegliche Innovation im Genre ersticken. Für "Love Object" verantwortlich zeichnet sich ein gewisser Robert Parigi, der hiermit außerdem seinen ersten eigenen Film drehte, während er zuvor jahrelang nur als Produzent tätig war.
Der Mittelpunkt von dem Streifen ist, wie oftmals, wenn es nicht gerade sexbesessene Teenager sind, die Gedankenwelt eines Außenseiters. Diese eignen sich bekanntlich immer wieder gut, um als Verrückte, Perverse, Mörder oder ähnliches dargestellt zu werden, da macht auch "Love Object" keine Ausnahme. Allerdings offenbart Parigi nicht gleich, mit wem wir es hier zu tun haben. Er stellt seinen Hauptcharakter, Kenneth, als einen Menschen wie Du und ich dar, der fleißig seinem Job nachgeht, auf eine Beförderung hofft und eben bei alledem etwas wenig Kontakt zu seinen Mitmenschen hat. So weit so gut, insofern ist das noch alles nachvollziehbar, allerdings scheinen die Jahre der Einsamkeit so ihre Spuren bei dem guten Kenneth hinterlassen zu haben. Für 10.000 Dollar legt er sich eine Sexpuppe zu, die er dem Abbild seiner neuen Kollegin gleich herstellen lässt. Allerdings wird spätestens dann klar, dass der unscheinbare, gutaussehende Kerl eine Schraube locker hat, wenn er sich nicht nur mit ihr unterhält und -natürlich- Sex mit ihr hat, sondern meint, ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, wenn er sich plötzlich mit der realen Lisa trifft.
Das mag nun für viele sicherlich lächerlicher klingen, als es tatsächlich ist, denn "Love Object" gibt sich nie die Blöße, sich selbst als das darzustellen, was man zuerst von ihm vermuten wurde. Der Film ist wirklich zu keinem Zeitpunkt lächerlich oder peinlich in Szene gesetzt, sondern meist plausibel. Anders als dies in billigen Trashmovies der Fall wäre, läuft die Puppe nicht plötzlich durch die Gegend, woraufhin der Zuschauer erst am Ende erfährt, dass sich alles im Kopf des Hauptprotagonisten abgespielt hat. In "Love Object" ist man sich als Zuschauer stets absolut im Klaren darüber, dass Kenneth ein Rad ab hat und sich das Eigenleben seiner Sexpuppe nur vorstellt, was aber nicht heißt, dass es nicht doch Momente gibt, in denen einem ein Schauer den Rücken hinunterläuft. Der Wahnsinn, der den jungen Mann immer öfter überfällt und ihn glauben machen lässt, die Puppe würde ihm aus Eifersucht nach dem Leben trachten, wurde sehr schön eingefangen. Als Beispiel möchte ich hier eine Verfolgungsjagd in einem unterirdischen Parkhaus nennen, bei der Kenneth glaubt, von der Puppe Nikki verfolgt zu werden. Parallel dazu sehen wir immer wieder kurze Aufnahmen der Puppe, werden aber kurz darauf davon in Kenntnis gesetzt, dass es sich bei der "Verfolgerin" nur um Lisa gehandelt hat, die mit Kenneth reden wollte.
So schafft es der Regisseur, ein schwieriges Thema, die "Bedrohlichkeit" einer Sexpuppe, glaubhaft rüberzubringen ohne sich dabei in Absurditäten zu verlieren. Man begibt sich auf Dauer immer tiefer in die Gedankenwelt Kenneth’s. Er will eine Beziehung mit Lisa, bekommt aber die Puppe nicht aus seinem Kopf, der er sich verpflichtet fühlt. Als Lisa dann hinter die Ganze Sache kommt, bricht sie den Kontakt zu Kenneth ab und die Situation eskaliert. Das ist dann auch der Moment, in dem "Love Object" plötzlich ganz andere Züge annimmt. Die erste Stunde des Films ist sehr ruhig gehalten, der Wahn Kenneth’s ist zwar durchaus beklemmend, aber man sieht nichts, was einen daran erinnert, dass man sich einen Horrorfilm ab 18 ansieht. Erst gegen Ende, wenn Kenneth sich nicht mehr zu helfen weiß und sich alles immer weiter zuspitzt, wird man auch mal mit blutigen Szenen konfrontiert, so etwa der Zersägung eines Menschen. Allerdings werden Splatterfans keine Freude an "Love Object" haben, denn obwohl das Blut durchaus mal spritzt, ist das Ganze viel zu ernst geraten.
Im Großen und Ganzen habe ich kaum Kritikpunkte zu vermelden. Der Film ist spannend, spitzt sich immer weiter zu und bietet eine reihe interessanter Charaktere. Die Inszenierung ist einwandfrei, lediglich eines hätte noch mehr ins Licht gerückt werden können: Wir erfahren kaum etwas darüber, wie Kenneth derart verrückt wurde, dass er plötzlich glaubt, einer Sexpuppe verpflichtet zu sein. Natürlich ist da die Erklärung mit der Isolation, doch dies alleine ist, wie ich finde, etwas knapp. Von dem abgesehen hat "Love Object" allerdings keinerlei Aspekte, die einem negativ auffallen würden. Dies gilt ebenso für die Schauspieler, allen voran Desmond Harrington in der Hauptrolle. Harrington ist ein Akteur, der zwar noch nicht ganz so bekannt ist, den ich persönlich aber immer wieder gerne sehe, nicht zuletzt durch seine überzeugenden Leistungen in Filmen wie "Ghost Ship" oder "Wrong Turn". Der Schauspieler mit der einzigartigen Ausstrahlung hat einfach das gewisse Etwas, das es ihm möglich macht, einen Film wie "Love Object" fast im Alleingang zu tragen. Ihm zur Seite stehen dabei zusätzlich Melissa Sagemiller, welche eine glaubhafte Lisa abgibt, sowie der Deutsche Udo Kier in einer Nebenrolle.
Es gibt heutzutage einfach viel zu wenig Filme wie "Love Object", die sich auch mal trauen, eine neue, interessante Geschichte zu erzählen. Obwohl man dies im ersten Moment wohl kaum annehmen würde, ist der Streifen dabei von Anfang bis Ende ziemlich ernst geraten und beleuchtet die Problematik der Isolation und ihrer Folgen. Ein Horrorfilm im eigentlichen Sinn ist "Love Object" dabei eigentlich nicht, vielmehr ein Drama mit einigen erschreckenden Szenen. Da es allerdings durchweg spannend und gekonnt in Szene gesetzt wurde, spricht nichts dagegen, dass sich auch mal diejenigen den Film ansehen, die ihn angesichts seiner absurden Story für ein dämliches Trashmovie halten. Tolle Darsteller und ein unerwartetes Ende runden das Ganze exzellent ab.
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