Informationen
OT:Koma
ca.85 Minuten
Hongkong 2004
- Lo Chi-Leung (Chi-Leung Law)
- Kar Yan Lam
- Angelica Lee
- Kai Chi Liu
- Roy Chow
- Ho-Yin Wong
- u.a.
Story
Gerade noch konnte Suen Ling bei der Hochzeitsfeier ein wenig Ablenkung von ihrer schweren Nierenkrankheit finden, als sie auf ihrem Heimweg stark alkoholisiert indirekt Zeugin eines Mordes wird. Dem Mordopfer wurde gewaltsam eine Niere entfernt. Ein weiteres Opfer einer Serie von Organdiebstählen. Was hat die mysteriöse Fremde, die Suen Ling kurz zuvor am Tatort gesehen hat, mit dem Fall zu tun?
Die Dame entpuppt sich nicht nur als Affäre von Suen Lings Freund, sondern bald auch als ihre Lebensretterin, als sie von dem Mörder entführt wird. Die beiden schließen Freundschaft. Doch die Rivalität zwischen den beiden ungleichen Frauen im Kampf um den gemeinsamen Liebhaber kommt nicht zur Ruhe. Und dann ist da ja noch der skrupellose Organhändler…
Kritik
Organhandel, ein heikles Thema, schon vor über 25 Jahren Handlungsgegenstand von Filmen wie "Fleisch"(Rainer Erler, Deutschland, 1979). In Zeiten, wo gutsituierte Personen mit Geld anscheinend eben alles erwerben können, außer Gesundheit und ein langes Leben, aktueller denn je.
KOMA ist ein relativ ruhiger, dennoch sehr spannender Psychothriller, der darauf verzichtet, das Thema Organhandel mit blutrünstigen Bildern spektakulär zu verheizen, sondern sich eher auf die menschlichen psychologischen Aspekte konzentriert.
Der Film beginnt sehr stimmungsvoll: Eine Hochzeitsgesellschaft feiert in einem Luxushotel. Leicht angeschickert fängt die attraktive Suen Ling den Brautstrauß, kotzt dem Brautpaar ins Bad und macht sich auf den Weg nach Hause. Gleichzeitig in einem anderen Zimmer des Hotels wacht eine junge Frau nackt in einer mit Eiswürfeln gefüllten Badewanne auf. An der Wand eine Nachricht: "Wähle 999 oder Du stirbst". Als sie sich aus der Badewanne schwingt, bemerkt sie noch ein ungewöhnliches Loch an ihrem Rücken, dann klappt sie in ihrer eigenen Blutlache zusammen. Wie der Zufall so will, stolpert Suen Ling just in diesem Moment durch die nur angelehnte Zimmertür hinein, ist natürlich mit einem Schlag nüchtern und entkommt nur zufällig um Haaresbreite dem Urheber der ganzen Blut- und Eisgeschichte. Vorher konnte sie noch durch Zufall einen Blick auf eine unbekannte junge Frau auf dem Flur erhaschen.
Nach diesem wirklich vielversprechenden Intro flacht der Film jedoch leider etwas ab. Zwar nicht so, dass sich der Zuschauer plötzlich vor lauter Langeweile lieber in eine Wanne voll Eis legen will oder der Lektüre von Chirurgie-Fachbüchern zuwenden mag, aber irgendwie zähflüssig und dialoglastig. Wir erfahren, dass es sich bei dem Mord, dessen Resultat Schnapsdrossel Suen Ling begutachten durfte, um einen weiteren Fall von Organraub handelt. Ein anscheinend fachkundiger Killer betreibt offensichtlich einen regen Handel mit den bohnenförmigen Innereien.
Suen Ling ist zufälliger Weise nierenkrank. Dafür hat sie aber den Brautstrauß gefangen, ist ja auch schon mal was. Dumm nur, dass ihr Freund zufälligerweise eine Affäre mit der unbekannten Dame vom Hotelflur hat, die nicht nur eben so schön ist wie sie, sondern zusätzlich auch noch komplett gesund. Hat sich das Thema Hochzeit dann wohl für sie erledigt. Aber Suen Ling hat auch ganz andere Sorgen: Die Nebenbuhlerin terrorisiert sie mit Anrufen, droht, auch IHRE Nieren englisch rauszuoperieren. Dann wird sie jedoch von dem WIRKLICHEN Nierentischler entführt. Zufällig wird sie aber von ihrer Konkurrentin gerettet. Irgendwie schließen die beiden Freundschaft, schließlich haben sie ja nicht nur den einen gemeinsamen Liebhaber, sonder noch eine weitere Gemeinsamkeit: Wie der Zufall so will haben die beiden auch noch die gleiche seltene Blutgruppe.
Wie man unschwer anhand obiger Zeilen erkennen kann, regiert, ja diktiert, hier Kommissar Zufall. Sicherlich ein bisschen zuviel auf einmal, wodurch dann auch die Logik stellenweise ein wenig in den Hintergrund tritt. Nichtsdestotrotz kann "Koma" als solide Thriller-Unterhaltung angesehen werden. Zwar nicht gerade weltbewegend, allerdings sehr schön inszeniert.
Zum Ende hin nimmt der Film dann wieder richtig Fahrt auf. Und der Showdown mit dem ungleichen Duell "Axt gegen Skalpell", inklusive zerplatzender Formaldehyd-Gedärm-Reagenzgläser entschädigt für einige dramaturgische Hänger zuvor. Merke: Frauen-Pumps haben KEINE Stahlkappen!!! Schauspieltechnisch ist wirklich nichts auszusetzen. Auch die deutsche Synchro ist (mit einigen wenigen Ausnahmen) professionell gelungen.
Ein besonderer Pluspunkt des Films ist die Besetzung der Rolle der nierenkranken Suen Ling durch Kar Yan Lam (oft auch als Karena Lam gelistet). Dass eine Filmbeauty eine durch Krankheit beeinträchtigte Person spielt, ist ja nicht gerade neu. So was gab’s schon öfters seit Ali MaCGraw in der "Love Story". Meistens erfolgte eine solche Darstellung jedoch getreu dem Motto "Das Sterben ist ästhetisch bunt". Ein bisschen husten und so und dann ab in die Kiste. Bei "Koma" wird jedoch ein wenig intensiver und wohl wesentlich realistischer mit dem Krankheitsbild umgegangen. So muss Suen Ling eben aufgrund schwacher Nieren öfters auf Toilette, kotzt sich auch mal in der Disko die Seele aus dem Leib, hat Probleme mit Mundgeruch. Wenn man also sonst vielen Psychothrillern eine Message absprechen muss (und auch darf, schließlich sollen sie ja auch in erster Linie unterhalten, nicht belehren..), bei "Koma" zumindest kann man eine Botschaft hineininterpretieren, nämlich, dass eben Krankheit auch vor Schönheit nicht halt macht. Naja, auf der anderen Seite hätte wahrscheinlich auch die Eifersuchtsstory nicht so ganz funktioniert, wenn Suen Ling aussehen würde wie dem Neandertaler seine Tochter…
Noch eine Bemerkung zu Karena Lam: Sie singt auch den Titelsong des Soundtracks, der als wirklich sehr passend angesehen werden kann. Das Lied erinnert ein wenig an die guten alten Tage des Heroic Bloodshed Hongkong-Kinos, wo solche betörend schönen Sirenengesänge das melancholische Kontrast-Programm mancher John Woo – Filme bildeten. Eine Stimme hat die Frau. Das muss man ihr lassen. Auch schauspielerisch ist sie sehr solide. Aber: Bitte, bitte, liebe Karena! Versuch nie, nie wieder eine besoffene Brautjungfer zu spielen.
Fazit: Überdurchschnittlicher, solider Psychothriller mit brisantem Thema. Geht zwar nicht wirklich "an die Nieren", lässt einen aber auch nicht ins "Koma" fallen. Trotz einiger Längen sehr spannend!!!
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