Story
17. und 18. Jahrhundert: Osmanisches Tributland (später Habsburgisches Territorium) Die kleine Jitka lebt mit ihrer Mutter in der ländlichen Stadt Gruza in einer kleinen, bescheidenen Hütte. Jitka trägt an ihrem Unterarm ein blutrotes Feuermal, weswegen die abergläubische Bevölkerung von Gruza die Kleine und ihre Mutter meidet. Man fürchtet ihren bösen Blick und hält die Familie für verhext. An ihren Vater hat Jitka kaum Erinnerungen, da er fort ging, als sie noch sehr klein war, von daher ist es Jitkas größter Wunsch eine Tages eine richtige Familie zu haben. Als eines Tages Janitschare im Dorf auftauchen, die einen Dieb suchen, werden sie zu allem Überfluss auf dem Dachboden von Jitka und ihrer Mutter fündig und sie verschleppen ihre Mutter. Jitka kann gerade noch zu entkommen, indem sie auf Geheiß ihrer Mutter aus dem Haus läuft und sich versteckt. Ein Großbauer, der ehemalige Arbeitgeber ihrer Mutter bietet ihr schließlich Unterschlupf an, bis eines Tages ein wohlhabender Mann namens Karol Illciz auf dem Gehöft auftaucht und behauptet Jitkas Vater zu sein und die Kleine mit sich nimmt. Jitka erfährt schließlich vom Tode ihrer Mutter und schwört innerlich Rache zu nehmen. Karol nimmt Jitka mit in seine Mühle und beginnt den immensen Wissensdurst seiner Tochter zu stillen, indem er sie im Bereich von Forschungen, Sprachen und dem Kampf unterrichtet. Jitka lernt sehr schnell und wechselt eines Tages auch ihren Namen von "Jitka" um in "Scylla", eine griechische Sagengestalt, die wunderschön war und die aus Eifersucht zu einer rachsüchtigen Bestie gemacht wurde. Eines Tages erfährt Scylla schließlich, dass ihr Vater einem geheimen Bund von Wissenschaftlern angehört und er möchte dass Sycalla seine Nachfolgerin wird. Der Bund nennt sich "Kinder des Judas" und ihre Cognatio besteht aus 13 Mitgliedern, von denen jedes Mitglied noch eine/n Elevin/Eleven hat. Ihr Bestreben sei die Forschung zum Wohle der Menschheit. Doch die Cognatio ist sehr streng und legt Scylla viele Steine in den Weg und auch die Dorfbewohner der näheren Umgebung sind Scylla und ihrem Vater nicht wohlgesonnen und stürmen eines Tages die alte Mühle und töten beide, doch dies ist nicht das Ende…
21. Jahrhundert: Leipzig, Deutschland
Theresa Sarkowitz ("Sia") sitzt am Krankenbett der kleinen, krebskranken Thea und begleitet sie bei ihren letzten Atemzügen. Die Ärzte denken, dass sich die Kleine von der Operation erholen wird, doch Sia weiß es besser, denn sie hat die Gabe den Tod zu spüren. Ihre Aufgabe im Krankenhaus besteht darin Patienten in den Tod zu begleiten, nur bei der kleinen Thea ist es diesmal ganz besonders schlimm. Als Ventil um mit solchen Geschichten abzuschließen, kämpft Sia hin und wieder bei Käfigkämpfen, wo jedoch niemand ihr Gesicht sieht und sie auch als ungeschlagen gilt. Regeln gibt es bei diesen Kämpfen nicht. Alles ist erlaubt und sie gehen immer sehr blutig aus, was Sia jedoch nicht weiter stört, denn ihre Wunden heilen sofort und sie braucht diesen Kick um zu spüren, dass sie noch lebt. Als dritten Job arbeitet sie in einem Nachtclub als Türsteherin, wo sie jedoch ihre Vergangenheit eines Tages einholt und ein älterer Herr namens Marek plötzlich vor ihr steht, der verlangt, dass sie mit ihm kommen soll um endlich an seiner Seite zu stehen. Sie verneint, was er nicht akzeptieren will, Sia weiß, dass von nun an nichts mehr so sein wird wie zuvor und sie beginnt noch in derselben Nacht ihre Lebensgeschichte niederzuschreiben. Wenig später steht ein neuer Käfigkampf auf dem Plan, doch diesmal wird es anders laufen als sonst und der Kampf beginnt…
Kritik
"Leipzig im Jahr 2006. Sie ist die gute Seele des Krankenhauses. Sie steht denen bei, die in ihren letzten Stunden nicht allein sein sollen. Jeder, der die junge Frau am Bett eines Sterbenden wachen sieht, wird sie für einen Engel halten. Denn niemand weiß, wer sie wirklich ist …" (Zitat Buchrückseite "Kinder des Judas")
DER AUTOR: MARKUS HEITZ:
Markus Heitz ist ein deutscher Fantasy-, Horror- und Science-Fiction-Autor aus Homburg/Saar. Zur Zeit lebt er als freier Autor und Mitbesitzer eines Irish Pubs und einer Studentenkneipe in Zweibrücken. Bereits 2003 erhielt er den Deutschen Phantastik Preis für "Bestes Roman-Debüt National" für sein Werk "Die Dunkle Zeit I – Schatten über Ulldart", weitere Preise folgten in den nachfolgenden Jahren für seine Werke "Der Krieg der Zwerge", "Die Rache der Zwerge", "Die Mächte des Feuers", "Ulldart – Zeit des Neuen" sowie für seine Webside. Außerdem wurden bereits die Filmrechte für "Die Zwerge", "Ritus" und "Sanctum" vergeben. Auf der Frankfurter Buchmesse 2008 hatte ich die Gelegenheit ein paar Worte mit Markus Heitz zu wechseln und muss sagen, dass er sehr sympathisch wirkt und auch gerne Autogrammwünsche erfüllt hat. Wer sich näher über seine Person informieren möchte, dem empfehle ich seine Webside: www.mahet.de Sein Markenzeichen: Schwarze Kleidung! Jitka /Scylla /Sia:
Sie ist die Hauptperson des Romans, deren Entwicklung von der kleinen, neugierigen Tochter aus ärmlichen Verhältnissen bis zur gebildeten Baronin und Forscherin wir miterleben dürfen. Außerdem trägt sie ein dunkles Geheimnis in sich, das sie nur ungerne entfesselt. Marek:
Scyllas Halbbruder und ebenfalls ein Judaskind, das seine Schwester nur zu gerne an seiner Seite wüßte. Er ist egoistisch und überaus Selbstverliebt. Karol Illciz:
Vater von Scylla und Marek, auch er ist ein Judaskind und möchte dass seine Tochter eines Tages seinen Platz einnimmt. Er ist Forscher mit Leib und Seele und steht auch den Judaskindern in mancherlei Hinsicht kritisch gegenüber, weswegen er auch Nachforschungen über die Entstehung der Judaskinder heimlich aufnimmt. Viktor von Schwarzhagen:
Ein junger wissbegieriger Kaufmann, der aus Trauer um seine verstorbene Geliebte beginnt sich mit dem Vampirmythos zu beschäftigen und der dabei ungewollt zwischen die Fronten dunkler Mächte gerät.
KRITIK:
Da muss mich erst mein Vater darauf aufmerksam machen, dass es in meiner unmittelbaren Umgebung einen Autor gibt, der zu Deutschlands derzeit angesagtesten Fantasyautoren zählt und von dem ich zuvor nichts gehört hatte. Etwas schlau über ihn gemacht und kurze Zeit später hielt ich "Ritus" in meinen Händen, eine Woche später auch "Sanctum" und inzwischen bin ich bei diesem hier angelangt und ich finde seinen Schreibstil absolut klasse!!! Die Story um "Kinder des Judas" ist spannend geschrieben und hebt sich stark von allen herkömmlichen Vampirgeschichten ab. Heitz flechtet viele neue Elemente in den Vampirmythos hinein und stützt vieles auch auf wahre historische Begebenheiten der damaligen Zeit. "Kinder des Judas" ist in vier Teile (Das Mädchen, Aeterna, Entdeckungen und Tod) aufgeteilt. Während des Lesens taucht man ein in zwei unterschiedliche Zeitepochen, man erfährt zum einen die Entstehung und das Leben von Scylla im 17. Und 18. Jahrhundert und zum anderen das Leben in der Gegenwart im 21. Jahrhundert. Die beiden Epochen wechseln sich dabei stets ab, so dass man immer nur Einblicke in einen kleinen Teil erhält, der erst gegen Ende des Buches zusammen führt. Der Scheibstil ist dabei sehr fesselnd und spannend. Mann liest das Buch einfach in einem Stück durch, da man es kaum mehr aus der Hand legen möchte. Auch Horrorfans kommen auf ihre Kosten, da auch bei den blutigen Stellen an Details nicht gespart wurde: "…Im Grab richtete sich der unbekleidete Oberkörper einer Frau auf. Aus dem Gesicht und überall aus dem Leib waren von scharfen Fingernägeln Fleischstücke herausgerissen worden. Das Fleisch an den Fingern, Händen und Unterarmen der Vampirin fehlte gänzlich; im Licht der Lampen schimmerten blutige, aber auch sauber abgeleckte Knochen. Obwohl Muskeln und Sehnen fehlten, bewegten sich die Gliedmaßen!" (Seite 541) Aber auch erotische Stellen sind recht nett geschildert und das Buch besteht nicht einzig aus Gemetzel! Die Charaktere der Hauptfiguren werden sehr detailreich geschildert, so erlebt man z.B. das Heranwachsen und die Entwicklung von Jitka bis zu Scylla/Sia sehr schön mit. Und selbst Figuren die erst im Nachhinein auftauchen werden nicht einfach nur sporadisch angerissen sondern auch deren Leben bleibt nicht im Verborgenen. Der Mythos um die "Kinder des Judas" und die "Cognatio" weißt religiöse Vorboten aus und dennoch ist er sehr interessant und hebt sich von den bekannten Vampirclans des Rollenspieles "Vampire – Die Maskerade" deutlich ab, so dass keine Parallelen entstehen. Denn die Cognatio besteht aus 12 bzw. 13 Vampiren und deren Eleven, alle der gleichen Gattung zugehörig. Sie fühlen sich als höhere Wesen und betrachten alle anderen Vampire als Abschaum und wollen sie bekämpfen. Dabei schieben sie stets vor, ihr Belangen sei die Forschung zum Wohle der Menschheit, obwohl sie eher zu ihrem eigenen Wohle forschen und einmal im Jahr auch selbst ihrem Blutdurst nachgeben und ein Massaker anrichten. Dass Markus Heitz sich mit dem Vampirgenre bestens auskennt wird in diesem Roman sehr schnell deutlich. Alleine schon die Bezeichnungen, die er für Vampire nutzt, gehen auf fundiertes Wissen zurück, so nutzt er z.B. den Begriff des "Upir", der im Jahr 1047 im Nordwesten von Russland als Name eines Fürsten "Upir Iichyi" auftauchte und der als Vampir bezeichnet wurde und er greift auch auf weitere frühere Namen für Vampire zurück (Tenac, Murony, Tenjac etc.). Dazu geht er auch am Ende des Buches in seinem Nachwort ein.
DATEN:
Kinder des Judas (2007)
Droemer Knaur Verlag (München)
ISBN 978-3-426-66277-9
ISBN 3-426-66277-9
Seiten: 704
FSK: 16 (empfohlen)
Preis: als Weltbild Reader: 9,95
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