Informationen
OT:Ein Leben lang kurze Hosen tragen
ca. 83 Minuten
Deutschland 2003
- Kai S. Pieck
- Tobias Schenke
- Sebastian Urzendowsky
- Ulrike Bliefert
- u.a.
Story
Metzgergehilfe Jürgen Bartsch tötete in der Zeit von 1962 bis 1966 vier junge Knaben und wurde damit einer der bekanntesten Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte. Bartsch, der adoptiert wurde und ursprünglich Karl-Heinz Sadrozinski hieß, litt in seiner Jugend unter dem peniblen Sauberkeitswahn seiner Adoptivmutter, die ihm nicht erlaubte sich schmutzig zu machen und mit anderen Kindern zu spielen. Im Alter von 15 Jahren tötete Bartsch den 12jährigen Ulrich Kahlweiß, dem noch drei weitere Jungen folgen sollten. 1966 versuchte Bartsch den 11jährigen Peter Freese umzubringen, ihm gelang aber die Flucht, da Bartsch den gefesselten Jungen in dem Luftschutzbunker, in dem er alle Leichen vergrub, zurücklassen musste. Seine Mutter hatte gerufen und er musste nach hause, bevor er den Jungen töten konnte. Bartsch wurde verhaftet und ein Jahr später zu lebenslangen Zuchthausaufenthalt verurteilt. Später willigte er seiner eigenen Kastration ein, bei der er verstarb. Sein Kreislauf brach während der Operation zusammen. Bei der Obduktion wurde festgestellt, dass er eine Überdosis Narkosemittel verabreicht bekommen hatte.
Kritik
So, oder zumindest so ähnlich hat sich die Geschichte des Jürgen Bartsch abgespielt und Drehbuchautor sowie Regisseur Kai Pieck hat versucht, dass Beste aus der Geschichte rauszuholen. Allerdings in einem Stil, den man als absolut misslungen bezeichnen muss, da er sich zu sehr an „Der Totmacher“ anlehnt. Prinzipiell ist die Idee, dass der Täter in einer Art Therapiesitzung über sein Leben erzählt, gut, allerdings hat „Ein Leben lang kurze Hosen tragen“ das kleine Problem, dass der Protagonist alles andere als glaubwürdig rüberkommt. Tobias Schenke wirkt absolut überdreht und macht nicht mal ansatzweise den Anschein, als ob in dem vielgezeigten Zimmer ein 26jähriger Serienmörder sitzt. Vielmehr glaubt der Betrachter einen 15jährigen, mit Hasch vollgepumpten Lausebengel zu sehen, der irgendeinen Müll erzählt und sich gerne sprechen hört. Zum Glück gibt es aber auch andere Szenen, als die lieblos in einem kleinen Kämmerlein aufgenommenen. Des weiteren ist es als glücklich zu erachten, dass Tobias Schenke nicht alleine die Rolle des Jürgen Bartsch übernimmt, sondern andere Schauspieler die jüngeren Jahre des Mörders spielen. Diese Szenen sind es, die den Film interessant machen und ihm die nötige Atmosphäre geben, die Filme über Serienmörder brauchen. Es ist zwar nicht alles Gold was glänzt, da es auch in diesen Abschnitten ab und an mal etwas langweilig wird, aber die Szenen sind wenigstens dahingehend interessant, da man etwas über den jungen Mann und seine Vorlieben für das gleiche Geschlecht erfährt. Richtig spannende Momente gibt es dabei leider nicht, nur einige verstörende und atmosphärische dichte Einstellungen, wenn Bartsch in der Höhle seine Opfer misshandelt. Allerdings darf man sich nicht daran stören, dass er in Wahrheit in einem Luftschutzbunker sein Unwesen trieb. Bartsch war schon ein ziemlich fieser Zeitgenosse, der seinen Mitmenschen arg zugesetzt hat. Regisseur Pieck verurteilt den Killer allerdings nicht für seine Taten, sondern lässt das Ganze unkommentiert, sodass sich der Betrachter sein eigenes Bild machen muss. Gutheißen kann man solche Taten mit Sicherheit nicht, aber man sieht mal wieder eindrucksvoll, wie krank einige Menschen sind – respektive wie krank sie gemacht werden (wenn es denn wegen der Mutter so war). Auch wenn die langwierigen Szenen in dem Zimmer auf Tatsachenberichten beruhen, muss man sagen, dass Regisseur Kai Pieck das Ganze nicht wirklich unterhaltsam rübergebracht hat. Die Thematik ist zwar schwierig, aber Filme wie „Der Totmacher“ haben gezeigt, dass es wesentlich besser geht. Wer sich über den Mörder informieren möchte und rein gar nichts von ihm weiß, kann sich den Film durchaus mal angucken, ansonsten ist aber eher eine Lektüre zu empfehlen.
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