Informationen
Verlag: Titania Medien
ca. 68 Minuten
Deutschland 2004
- Stephan Bosenius
- Marc Gruppe
Story
Auf einem Fest der Fürstin von Schwarzenberg im Jahre 1815 in Wien unterhält der Marquis Serge d´Urfé die Gäste mit einer Geschichte aus seinem Leben: Seine Geschichte beginnt 1788 in Paris wo sich Serge in die hübsche adlige Isabelle de Gramont verliebt, doch seine Liebe bleibt zunächst unerwidert und somit kommt es Serge sehr gelegen für seine Regierung eine diplomatische Reise nach Serbien anzutreten um dadurch etwas Abstand zu Isabelle zu gewinnen. Am Tage seiner Abreise überrascht ihn Isabelle jedoch mit dem Geständnis ihrer Liebe, da sie um sein Leben in Serbien fürchtet und sie überreicht ihm ein Kruzifix, das er stets bei sich tragen soll. Die Reise ist beschwerlich und führt Serge durch weite Teile von Warschau, Böhmen, Ungarn und schließlich Serbien. Es herrscht Winter und eisige Kälte und pechschwarze Nacht machen Serge sehr zu schaffen, dann ertönt plötzlich auch noch das Geheul einer Meute Wölfe die ihm nah auf den Fersen zu sein scheint. In dem kleinen Dorf Kisolova sucht er schließlich Schutz vor den Wölfen und erhält nach einigem guten zureden auch Einlass im Hause des alten Gortscha. Der Alte selbst ist schon seit 10 Tagen nicht nach Hause gekehrt und seine Familie ist in großer Sorge. Besonders von seiner Tochter Zdenka ist Serge sehr angetan, da sie seiner geliebten Isabelle wie aus dem Gesicht geschnitten gleicht. Außer ihr sind noch ihre Brüder Grigori und Pjotr, sowie Grigori´s Frau Polina und sein Sohn Sascha im Haus. Gortscha selbst befindet sich auf der Jagd nach dem Räuber Alibeg, der das ganze Dorf in Angst und Schrecken versetzt. Vor der Jagd befahl Gortscha seinen Kindern jedoch, wenn er nicht innerhalb von 10 Tagen zurückkehren würde, dass sie ihn dann töten müssten, da er dann nicht mehr als er selbst zurückkehren würde und Serge erfährt somit von Zdenka von den mysteriösen Wurdelaks – Untote Wiedergänger die zu ihren Liebsten zurückkehren um deren Blut zu trinken und aus ihnen ebensolche Geschöpfe zu machen wie sie es geworden sind. Serge sieht der Geschichte zunächst amüsiert entgegen doch seine Meinung soll sich bald ändern! Außerde berichtet Zdenka ihm von der einzig wirksamen Art einen Wurdelak zu töten, ein Pflock aus Hagedornholz durch das Herz getrieben kann den Wurdelak töten und somit die sich durch ihn ausbreitende Seuche stoppen. Die Kirchenuhr schlägt 24h, der Hofhund schlägt an und schließlich klopft es an der Tür…
Kritik
„Die Familie des Vampirs/Wurdelak“ aus dem Jahre 1847 von Alexej K. Tolstoi gilt seit jeher als literarisches Denkmal des osteuropäischen Volksglaubens. Tolstoi nahm sich für seine Geschichte den kleinen Ort Kisolova zum Vorbild, in dem im 18. Jahrhundert eine sprichwörtliche „Vampirplage“ herrschte und dem sehr viele Dorfbewohner zum Opfer fielen. Noch heute stoßen die behördlichen Dokumente dieser Zeit auf großes Interesse in der Wissenschaft, belegen sie schließlich die Legende um die „Wiedergänger“ – Verstorbene die im Jenseits keine Ruhe finden und somit ins Reich der Lebenden zurückkehren. Kombiniert mit dem eigentlichen Begriff des blutsaugenden „Vampirs“ ergibt sich schließlich Tolstoi´s Wurdelak, der weitaus grausamer noch als Stoker´s eher romantisch veranlagter Dracula agiert, da der Wurdelak speziell die Menschen, die er zu Lebzeiten liebte, als seine Opfer ansieht. Außerdem kann kein normaler Holzpflock ihn töten sondern es muss schon eine ganz bestimmte Holzart sein. Gleich geblieben dagegen ist die Tatsache, dass der Wurdelak genau wie der Vampir erst in ein Haus hineingebeten werden muss, da er es sonst nicht betreten kann. Doch „Die Familie des Vampirs“ ist nicht einfach nur eine gewöhnliche Vampirgeschichte, etwas näher betrachtet könnte man sie sogar als politische Parabel sehen. Zu Beginn lernen wir ein Frankreich kennen, indem der Adel regiert. Serge liebt die adlige Isabelle, die sich jedoch nicht sonderlich für ihn interessiert und somit reist er schließlich ab um seinen Geschäften nachzugehen. In Kisolova gerät er in eine völlig andere Welt und er verliebt sich auch erneut, diesmal in eine junge bürgerliche Frau, die zwar äußerlich seiner geliebten Isabelle sehr ähnelt, die jedoch ein sehr viel weicheres Herz besitzt als sie. Er macht die Bekanntschaft der Wurdelaks, blutgierige Bestien, die auf ihre geliebten Familie losgehen um sie zu vernichten und kaum kehrt er nach Paris zurück, befindet er sich inmitten der französischen Revolution und muss selbst hier mit ansehen, wie einst geliebte Menschen gegenseitig aufeinander losgehen, aus Freunden Feinde werden und er stellt fest, dass zwischen Mensch und Wurdelak kein wirklich großer Unterschied besteht. Sowohl Kisolovo als auch Paris werden am Ende von der Angst dominiert, jeder misstraut jedem und Vertrauen gibt es nicht mehr… Anders als im Original wurden einige Punkte in der Erzählung etwas verändert, um die Geschichte etwas hörspielgerechter zu machen. Im Original zogen sich noch recht ironische Frauengeschichten um den Charakter des Serge quer durch die Geschichte, diese wurden jedoch bewusst gestrichen um stattdessen einer etwas romantischeren Geschichte zu weichen. Schade eigentlich, da ein paar dieser ironischen Anekdoten sicherlich auch sehr nett in die Geschichte gepasst hätten. Auch wurde das Ende der Geschichte verändert um vielleicht noch eine Fortsetzung offen zu lassen. Titania Medien griff im Zuge ihrer Gruselkabinettreihe bei ihrem 3. Teil zu Tolstoi´ s Geschichte und auch hier wurde wieder viel Wert auf bekannte Sprecher gelegt. Besonders die Stimme von Serge/David Nathan dürfte besonders den weiblichen Hörern gleich bekannt erscheinen, da er sonst als die Deutsche Synchronstimme von Johnny Depp bekannt ist. Besonders gut hat mir aber auch Gortscha/Jürg Löw gefallen, der gefährlich und furchteinflößend perfekt auf die Rolle des greisen Wurdelak Gortscha passt. Aber auch die musikalische Untermauerung von Manuel Rösler ist hervorragend gelungen und erinnert teilweise sogar an gute alte Horrorfilmmusik à la Claudio Simonetti, bei der einem so manch wohliger Gruselschauer über die Haut rinnt. Atmosphärisch ist das Hörspiel somit sehr gelungen und man darf gespannt sein, ob Titania diesen Standard auch weiterhin halten werden. Eine Empfehlung ergeht wieder einmal besonders an Freunde des Vampirgenre, da es einfach Spaß macht, Hörbücher dieses Genre zu hören, besonders wenn man auch das Originalbuch gelesen hat. Aber auch sonstige Interessierte von gruseliger Literatur sind bei diesem Hörspiel richtig! Review by Vampiria Sprecher Akustik Spannung Story Horrorfaktor Gesamt Zurück zur Audiobook-
Übersicht
Kommentare