Der Nebel

Informationen

OT:The Mist

ca. 121 Minuten

USA 2007

Regie

  • Frank Darabont
Darsteller

  • Thomas Jane
  • Marcia Gay Harden
  • Laurie Holden
  • Andre Braugher
  • u.a.

Der Nebel

Story

Die kleine Stadt Bridgton wird von einem schweren Sturm heimgesucht, von dem auch David Drayton (Thomas Jane) und seine Familie nicht verschont bleiben. Das Unwetter lässt einen Baum durch das Fenster von David’s Atelier krachen und zerstört außerdem sein Bootshaus. Um bei eventuellen, weiteren Unwettern mit dem Nötigsten versorgt zu sein, begibt sich David am nächsten Tag gemeinsam mit seinem kleinen Sohn Billy (Nathan Gamble) in den örtlichen Supermarkt, als plötzlich die gesamte Stadt von einem dichten Nebel verschluckt wird. Kurz darauf platzt der alte Dan Miller (Jeffrey DeMunn) in das Geschäft, der offensichtlich angegriffen wurde und berichtet von seltsamen Kreaturen im Nebel. Zuerst glauben nur wenige den Worten des Mannes, doch als die Aushilfe Norm (Chris Owen) beim Gang vor das Geschäft plötzlich von unzähligen Tentakeln gepackt und in den Nebel gezogen wird, offenbart sich das vollkommene Ausmaß der offensichtlich ausweglosen Situation. Die Kunden und Mitarbeiter des Supermarktes sind fortan in dem Gebäude gefangen und müssen sich vor dem, was in dem Nebel auf sie lauert, so gut es geht verbarrikadieren. Ein scheinbar aussichtsloses Unterfangen, denn die Glasscheiben des Geschäftes halten den wiederholten Angriffen der schrecklichen Kreaturen aus dem Nebel nicht lange stand. Als die fanatisch-religiöse Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden) dann auch noch das Ende der Welt prophezeit und mit ihren Reden immer mehr verängstigte Menschen um sich schart, scheint eine dramatische Eskalation der Lage unabwendbar…

Kritik

Bei der bloßen Nennung des Terminus "Stephen King Verfilmung" stehen vielen Fans des Horror-Autoren mittlerweile die Haare zu Berge. Kein Wunder, sollte man meinen, denn die qualitativ hochwertigen Erzeugnisse aus dieser Richtung lassen sich gut und gerne an einer Hand abzählen, während man für die Flops oder miesen Gurken schon die zweite Hand und diverse andere Körperteile zur Zählung mit einbeziehen müsste. Sobald dann aber der Name Frank Darabont in den Raum geworfen wird, stellt sich bei vielen Cineasten und King-Anhängern wieder Beruhigung ein, da der 49 jährige Franzose mit "Die Verurteilten" und "The Green Mile" zwei Filmperlen erster Güte aus dem Ärmel zauberte, die den Vorlagen King’s durchaus gerecht wurden und insgesamt zurecht für 11 Oscars nominiert wurden. Eine Verfilmung der King-Novelle "The Mist" schwebte Darabont schon seit beinahe zwei Jahrzehnten vor, bis das Projekt dann im Jahr 2004 langsam Gestalt annahm. Hierbei handelt es sich um den ersten Horrorfilm, den der Regisseur aus einer Vorlage von King realisierte, während "The Green Mile" und "Die Verurteilten" noch als reinrassige Dramen durchgingen. Um so mehr überrascht es, wie gut dem Filmemacher der Genre-Sprung gelungen ist. Betrachtet man allerdings die Schaffensliste Darabont’s, dann liefert diese schnell brauchbare Erklärungen hierfür ab. Der Franzose hat in seiner Karriere nicht nur als Regisseur, sondern unter anderem auch als Drehbuchautor gearbeitet und als solcher die Screenplays zu "Die Fliege 2", "Der Blob", "Nightmare on Elm Street 3" und "Mary Shelleys Frankenstein" verfasst. "Der Nebel" lässt natürlich sofort Erinnerungen an John Carpenter’s Klassiker "The Fog" aufkommen, doch diese sollten sich schnell wieder legen, wenn man Darabont’s Verfilmung eine unvoreingenommene Chance zuteil werden lässt. Der Streifen widmet sich in erster Linie der Angst in all ihren Formen und verlegt zudem eine zeitgemäße Studie über das Verhalten unterschiedlichster Menschen innerhalb einer Gruppe in einen Horrorfilm. "Der Nebel" ist der beste Beweis dafür, dass man auch heute noch, fernab von Torture-Porn wie "Hostel" und Konsorten, intelligenten, mitreißenden und dennoch furchteinflößenden und zuweilen blutigen Horror auf die Leinwand bringen kann, der nicht von dem Schauwert alleine lebt. An vorderster Front der Stärken des Films stehen die Story und die Charaktere. "Der Nebel" schafft etwas, an dem viele andere Filme schon gescheitert sind und wirft den Zuschauer zwar von Anfang an mitten ins Geschehen und legt reichlich Tempo vor, bringt gleichzeitig aber auch die wichtigsten Figuren angemessen ausführlich ein. So hat man nicht nur eine gesichts- und namenlose Masse, die sich in einem Supermarkt vor einer unbekannten Bedrohung verschanzt, sondern kann dazwischen einige Sympathiefiguren erspähen, die das Hineinversetzen in die Lage wesentlich erleichtern. Der Ausbruch des Grauens kommt in "Der Nebel" im Folgenden rasch und unvermutet, der Schrecken breitet sich binnen weniger Minuten aus und genau wie die Protagonisten, ist auch der Zuschauer ab diesem Zeitpunkt in dem Geschäft gefangen und verfolgt jeden Moment der Handlung mit Spannung. Anfangs lebt der Film noch von seiner Angst vor dem Unbekannten. Das Geheimnis des Nebels wird zudem nie zur Gänze gelüftet, es gibt gegen Ende zwar einen kleinen Hinweis auf dessen Herkunft, allerdings verstrickt sich der Streifen in dieser Hinsicht nicht lange in peinlichen Erklärungsversuchen. Der Schrecken ist einfach da. Urplötzlich und erbarmungslos holt er sich seine Opfer, die Monster präsentieren sich hierbei äußerst abwechslungsreich. Ob als schleimige, lebende Tentakel mit zahlreichen Mündern, gefräßige Riesenspinnen, Flugmonster oder haushohe Lovecraft’sche Ausgeburten direkt aus der Hölle – die Monster sind abwechslungsreich gestaltet, sehen aber nicht immer gänzlich überzeugend aus. Gerade bei den Tentakeln schimmert der Ursprung aus dem Computer mehr als deutlich durch, was dem Ganzen zwar etwas den Realismus, nicht aber die Bedrohung oder die Spannung nimmt. "Der Nebel" spielt sich durchgehend auf engstem Raum ab und schaukelt die bedrohliche Situation immer höher. Während die Gefahr zu Beginn lediglich von dem Nebel und dessen Ausgeburten ausgeht, macht sich alsbald auch Panik bei den Menschen breit, die in ihrer blinden Verzweiflung den predigenden Worten der verrückten Mrs. Carmody verfallen. David und ein paar wenige andere, wie die fürsorgliche Amanda, der alte Dan und der Verkäufer Ollie, müssen hilflos mit ansehen, wie die Menschen sich an die Worte der Frau klammern wie an einen letzten Rettungsanker und in Folge dessen langsam jegliche moralischen Grundsätze verlieren. Gerade dieser Konflikt bildet einen der Kernpunkte des Films. Die Frage, wie eine Gruppe unterschiedlicher Menschen in einer Extremsituation zusammen arbeitet oder gegeneinander agiert, ist in diesem Werk außerordentlich spannend und leicht gesellschaftskritisch aufbereitet. Somit bietet "Der Nebel" auch mehr Anspruch als der gängige Horrorfilm aus dieser Richtung, auch wenn Horror-Fans nicht lange auf das warten müssen, was sie im Grunde sehen wollen. Wenn die Monster zuschlagen, dann gibt es stellenweise überraschend viel Blut und Gore-Spielereien zu sehen. Ein Körper wird entzwei gerissen, sehr viel Fleisch aus Körpern gehackt, Spinnen brechen zu Hunderten aus lebenden Körpern und vieles in dieser Hinsicht mehr. Schwache Nerven sollte man also nicht mitbringen, wenn man sich an diesen Film heranwagt. Zu erwähnen ist außerdem noch, dass "Der Nebel" zu keinem Moment langweilig wird, auch wenn er zeitweise auf Dialoge setzt und sich beinahe ausschließlich auf eine Lokation beschränkt. Gegen Ende nimmt das Werk dann beinahe schon apokalyptische Züge an, wenn sich eine kleine Gruppe Flüchtender in den Nebel wagt und sich zu dem eindringlichen Stück "The Host of Seraphim" der Band "Dead Can Dance" gegen die Gefahren stellt, die darin lauern. Das Ende ist dann wohl eines der erschreckendsten und gnadenlosesten der letzten Jahre, soll an dieser Stelle aber natürlich nicht vorweggenommen werden. Die Schauspieler agieren in ihren Rollen überwiegend fabelhaft. Thomas Jane, bekannt aus Filmen wie "The Punisher" oder "Deep Blue Sea" gibt den aufopferungsvollen Vater ebenso überzeugend, wie den, der in den schrecklichen Momenten immer noch einen kühlen Kopf bewahrt. Ihm zur Seite steht eine große Riege an außerordentlich starken Mimen, die das Geschehen auf ihre Weise allesamt bereichern. Marcia Gay Harden als fanatische Gläubige ist erschreckend gut, Laurie Holden bringt dagegen etwas Wärme und trostvolle Momente in den Film mit ein. Akteure wie William Sadler, Jeffrey DeMunn und Andre Braugher runden "Der Nebel" letztendlich auch in den Nebenrollen perfekt ab.

"Der Nebel" ist im Rahmen des derzeitigen Horror-Geschehens nicht nur eine angenehme Abwechslung, sondern für sich betrachtet auch ein außerordentlich starkes Stück Film. Wer Horror in seiner eigentlichen Form sucht, wird hier fündig werden. Getragen von starken Charakteren, ihrerseits alle von fantastischen Schauspielern verkörpert, wird eine beklemmende und zu jedem Zeitpunkt spannende Geschichte erzählt, die bisweilen sogar eine endzeitliche Atmosphäre annimmt. Das einzige, kleine Manko sind dabei die offensichtlichen CGI-Effekte, doch davon abgesehen ist "Der Nebel" ein durch und durch stimmiger, fast perfekter Horrorfilm. Packend, mitreißend und auch in ausreichendem Maße blutig, so dass sich im Grunde niemand eine Ausrede einfallen lassen muss, um Frank Darabont’s dritter King-Adaption aus dem Weg zu gehen. Ein Must-See, ganz klar.

Bewertung

SplatterDer Nebel
SpannungDer Nebel
StoryDer Nebel
EkelfaktorDer Nebel
AtmosphäreDer Nebel
GesamtDer Nebel

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