Informationen
Darsteller |
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Regie | Claude Chabrol |
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Sprachen |
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Untertitel | deutsch |
FSK | Freigegeben ab 18 Jahren gemäß § 7 JÖSchG |
Ländercode | 2 |
Drehland |
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Jahr | 1972 |
Filmlänge | 98 Minuten |
Verleih | NEW New Entertainment World |
Originaltitel | Docteur Popaul |
Story
Medizinstudent Paul Simay, genannt „Dr. Popaul“, scheint erkannt zu haben, was Frauen von Frauen unterscheidet…
Nicht die gutaussehenden, aufreizenden Geschöpfe der weiblichen Zunft habe es ihm angetan. Die eher hässlichen Vertreterinnen der holden Weiblichkeit faszinieren ihn, sind sie doch weitaus weniger leicht zu erobern und von, wie er sagt, „moralischer Schönheit“.
So verwundert es nicht, dass er die Wette in seinem Freundeskreis gewinnt, das hässlichste Mädchen abzuschleppen. Vom Wettgewinn gönnt er sich einen Tunesien-Urlaub. Dort lernt er das Mauerblümchen Christine kennen. Nach einer gemeinsamen Nacht trennen sich ihre Wege jedoch wieder. Ein Jahr später, zurück in Bordeaux, begegnen sich die beiden erneut. Paul erfährt, dass Christine ausgerechnet die Tochter seines Medizinprofessors Dr. Dupont ist. Dieser ist begeistert, als er erfährt, dass Paul, also gewissermaßen ein Kollege, es war, der seine schüchterne Tochter entjungfert hat, und setzt natürlich alles daran, seinen Schwiegersohn in spe an die Familie zu binden, schließlich geht es ja auch um das Ansehen der Familie.
Paul und Christine heiraten. Noch während der Zeremonie wird Paul auf Martine, die bezaubernde Schwester von Christine aufmerksam und fühlt sich, obwohl sie eigentlich ja nicht seinem „Schönheitsideal“ entspricht, magisch zu ihr hingezogen. Es versteht sich von selbst, dass der Charmeur sich in eine Affäre mit seiner Schwägerin stürzt. Dumm nur, dass Martine ihrerseits auch im heiratsfähigen Alter ist und nur auf den passenden Gatten wartet. Die Anwärter stehen Schlange, doch „Dr. Popaul“ schafft es, sie durch geschickte Intrigen, „Unfälle“ und ein wenig Glück, von ihrem Ansinnen ablassen.
Doch „Dr. Popaul“ treibt sein intrigantes Spiel auf die Spitze, als er Martine vorsätzlich schwängert, um sie ein für alle Mal von ihren Heiratsplänen abzubringen. Da erwacht er plötzlich nach einem mysteriösen Autounfall im Streckverband in Krankenhaus. Ist dies das Ende seiner angenehm lasterhaften Abenteuer als Playboy???
Kritik
Claude Chabrol, damals eigentlich eher bekannt für seine Beiträge zum Kriminalfilm, später dann zu einem der großen Regisseure des Autoren- und Gesellschaftsfilms geworden, verließ mit „Der Halunke“ seine bis dahin eingeschlagenen Wege und gab sich dem Mittel der schwarzen, bitterbösen Komödie hin, um seine Art von Gesellschaftskritik zu äußern.
Und die hagelt es in „Der Halunke“, der, wie die meisten Werke Chabrols, vor der Kulisse der französischen Provinz spielt, reichlich: Fast alle bürgerlichen Institutionen bekommen ihr Fett weg: Ob geldadliges Spießbürgertum, das stets bemüht ist, die gutbürgerliche Etikette zu wahren, die Vertreter des Klerus, scheinheilig die Moralkeule schwingend bei Dingen, von denen sie keine Ahnung haben (Ehe, Familie), aber am Festtagsbuffet in erster Reihe stehend, und die Ärzteschaft, die sich hier die Mittel der Medizin für ihre eigenen privaten Interessen zunutze macht. Claude
Mia Farrow beweist mit angeklebten Hasenzähnen und Hornbrille Mut zur Hässlichkeit und lässt sich zunächst als Mauerblümchen von Belmondo nach Strich und Faden vernaschen und auf der Nase herumtanzen…
Das passende Gegenstück dazu stellt Laura Antonelli („Venus im Pelz“, Massimo Dallamano, Italien 1970), übrigens im wahren Leben langjährig mit Belmondo liiert, mit sinnlich naiver Erotik dar. Sie meistert ebenso wie Mia Farrow ihren Part mit Bravour. Insgesamt haben wohl alle Beteiligten des Films, ob vor oder hinter der Kamera, sehr viel Spaß gehabt bei dem Dreh, so herzerfrischend wie der Film rüberkommt.
Insbesondere Belmondo scheint den Part seiner Rolle als Großkotz regelrecht zu genießen, die qualmende Fluppe im Mund vom Krankenbett aus die Leute herumkommandieren zu dürfen. Belmondo, wie wir ihn kennen und lieben: Als Macho und Playboy par excellence, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Wohl nur Belmondo kann einen derartigen Charakter so schön verkörpern.
Chabrol selbst gibt sich in dieser auf dem Roman von Hubert Monteilhet basierenden Groteske durch einen Kurzauftritt als schrumpelige, von Belmondo verhöhnte Putzfrau die Ehre.an der bürgerlichen
Sehr gelungen ist der dramaturgische Aufbau des Films: der Zuschauer bekommt quasi eine Rückblende der Ereignisse, alle mit schönen zynischen Kommentaren von Popaul aus dem Off begleitet.
Claude Chabrol hält mit seiner Groteske „Der Halunke“ der Gesellschaft, besonders der High Society der Reichen, den Spiegel vor Augen und entlarvt deren Bigotterie und Oberflächlichkeit. So bekommt Dr. Popaul in einem Traum gewissermaßen die Absolution für sein doch eigentlich verwerfliches Handeln erteilt. In dieser wirklich sehr grotesken Szene schlüpft Belmondo selbst in verschiedene Charaktere und gibt dem Frauenhelden beispielsweise als Kirchenmann, der Popauls Einsatz für die „Fortpflanzung“ dankt, oder als Richter, der seine Bemühungen zur Bewahrung „ordentlicher familiärer Verhältnisse“ würdigt, seinen Segen.
Belmondo spinnt die herrlichsten Intrigen, um die Buhlschaften seiner Schwägerin zu vergraulen. Diese machen es ihm allerdings auch durch ihre eigene Beschränktheit wirklich sehr einfach. Und eben ab diesem Moment wird der Film zur bitterbösen schwarzen Komödie. Wunderschön. Das überraschende Ende ist dann ein Paradebeispiel für finsteren Humor!!!!
DER HALUNKE ist auf den ersten Blick eine schlichte, höchst unterhaltsame Komödie mit bitterbösem schwarzen Humor, bei genauerem Hinsehen jedoch noch mehr als das, nämlich ein subtiler, zynischer Rundumschlag gegen die (leider heutzutage größtenteils immer noch bestehende) spießbürgerliche Doppelmoral der Gesellschaft. Offensichtlich ist eben das wohl auch der Grund dafür, dass sich Hollywood dieses unterhaltsamen Stoffes noch nicht angenommen hat, wo es doch sonst mit Remakes ausländischer Klassiker schnell zur Hand ist…
Fazit: Großes französisches Kino mit grandiosen Schauspielern!!! Filme wie „ DER HALUNKE“ wird Hollywood wohl NIEMALS hervorbringen (wollen)… Sicherlich einer der besten, amüsantesten Belmondos!!
DVD
NEW goes 70ies…
Direkt auf den ersten Blick lacht einen das sehr schön ausgefallene DVD-Cover an. Das Motiv des französischen Original-Kinoplakates aus der Zeit, als man sich bei den gemalten Plakatmotiven noch besondere Mühe machte, ziert das Cover der edlen Nickert-Box. Die Coverrückseite ist ebenfalls im schönen 70ies-Look gehalten. Es ist, als hielte man eine DVD aus den 70er Jahren in der Hand. Nostalgie pur!!
Etwas „nostalgisch“ ist allerdings leider auch die Bild- teilweise auch die Tonqualität. Sehr hohe Ansprüche an die Bildschärfe darf der Filmfans hier nicht stellen. Denn anscheinend ergab sich auch für „Der Halunke“ ein Problem, dass sehr vielen Veröffentlichungen älterer Filme anhaftet: Bei mangelnder Qualität des Masterbandes kann offensichtlich selbst die ausgereifteste Technik nicht mehr viel Schärfe herauskitzeln. Doch sei’s drum: Der wahre Filmfan sieht über derartige technische Unvollkommenheiten locker hinweg und erfreut sich am Film selbst!! …und an den wie immer üppigen Special-Features der DVD: Gleich in drei verschiedenen Sprachen kann man sich den Belmondo-Hit ansehen: Deutsch, englisch und französisch. Dabei einblendbar sind deutsche Untertitel.
Als Extras warten auf den Cineasten der original deutsche Kinotrailer, eine Bildergalerie, eine Programmvorschau auf weitere NEW-Titel und einmal mehr das Special-Highlight in Form eines PC-Parts mit ausdruckbarem Kinowerbematerial zum Film.
Das beliebte Film-Quiz mit Detailfragen zum Inhalt des Films ist diesmal teilweise sehr knifflig, sodass genaues hinschauen erforderlich ist!!! Als Belohnung erwartet den Rätselkönig dann allerdings eine besonders schöne Überraschung!!
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