Informationen
OT:The Elephant Man
ca. 119 Minuten
USA 1980
- David Lynch
- Anthony Hopkins
- John Hurt
- Anne Bancroft
- John Gielgud
- u.a.
Story
Ende des 19. Jahrhunderts: Dr. Treves ist Chirurg und hat bei einem Besuch eines Jahrmarktes einen jungen Mann namens John Merrick gesehen. Merrick hat besonders auffällige Deformierungen an Kopf und Arm. Weil Treves noch nie etwas Derartiges gesehen hat beschließt er den jungen Mann mitzunehmen. Einerseits aus Mitleid und andererseits um seinen den Forschungsdrang mit medizinischen Untersuchungen zu stillen. Einer Sage nach wurde die Mutter von John Merrick im vierten Schwangerschaftsmonat von einem Elefanten misshandelt. Ihr Sohn soll aufgrund dessen so deformiert auf die Welt gekommen sein, was Dr. Treves natürlich für blanken Unsinn hält. Treves nimmt John Merrick mit in ein Hospital, wo er nach kurzer Zeit feststellt, dass der Junge nicht dumm ist und gegen alle Befürchtungen sogar sprechen und schreiben kann. Mit zunehmender Zeit entwickelt sich John Merrick zu einem kulturell interessierten, hochintelligenten jungen Mann, der sich trotz seines monströsen Aussehens Respekt verschaffen kann. Aber nicht bei allen. Einige Menschen sehen in ihm nur die Quelle ihres Reichtums. Deshalb besucht ihn auch sein ehemaliger „Besitzer“ im Krankenhaus und entführt ihn nach Paris, um mit ihm dort Geld zu machen. Merrick gelingt aber schnell die Flucht und kehrt nach London und nach einigen Umwegen auch zu Dr. Treves zurück.
Kritik
David Lynch. Ein Name, der für Filme der besonderen und nicht gerade leichtläufigen Art steht. Eben dieser Lynch ist der Regisseur des Films „Der Elefantenmensch“. Es war sein zweiter Lang-Film und ist einer seiner normaleren. Das heißt aber nicht, dass die Thematik auch normal ist. Der in Schwarz und Weiß gehaltene Film verfügt über einen chronologischen Ablauf, was Lynch ja nicht immer filmt, und erzählt eine wahre Geschichte. Die Geschichte eines jungen Mannes namens Joseph Merrick, der im Film den Namen John bekommen hat. Josef lebte von 1862 bis 1890 und litt wohl unter der Elefantenkrankheit (Elephantiasis). Zumindest waren sein Kopf und seine rechte Hand sehr stark deformiert, was die Diagnose nahe legt.
Das Lynch mit diesem Film seinen finanziellen Durchbruch schaffte, hat er wohl selber nicht für möglich gehalten. Doch nachdem „Der Elefantenmensch ein Vielfaches der Kosten einspielte und sogar achtmal für den Oscar nominiert wurde, war er von heute auf morgen ein gemachter Mann im Filmgeschäft. Und das nicht zu unrecht. „Der Elefantenmensch“ ist mit Sicherheit einer der wichtigsten Filme in Sachen Aufklärung und Bekämpfung der Fremdenfeindlichkeit, zumindest aus dem kommerziellen Bereich. Der Erfolg des Films bei der breiten Masse ist durchaus erstaunlich. Der Streifen kommt altmodisch als auch düster daher und bietet nicht viel von dem, was standardisierte und preisgekrönte Hollywood-Dramen auszeichnet. Die Geschichte ist zudem anders: Ein Monstrum, dass nicht lächeln kann und dessen Gesicht stets ausdruckslos ist, wird von der kapitalistischen Gesellschaft ausgebeutet. Zumindest von einem Teil. Es gibt auch das Gute, die traurigen Momente stehen aber klar im Vordergrund. Ein dicker Kloß im Hals ist garantiert.
Das Leben des Protagonisten ist nicht einfach zu beobachten. Die rührende Geschichte wurde von Lynch sehr gut in Szene gesetzt und sorgt für eine Menge Mitgefühl. Die Maske, die John Hurt trägt, wirkt authentisch. Vielleicht auch gerade weil man sie lange Zeit nicht zu Gesicht bekommt und der innere Voyeurismus endlich befriedigt wird, wenn man sich dem widerwärtigen Fernsehbild abwenden kann. Doch die menschliche Hässlichkeit ist nicht die, die man sieht. Und das ist das Schöne, dass Besondere an diesem Film. John Hurt („Der verbotene Schlüssel“, „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“, „John Christie, der Frauenwürger von London“ uva.) spielt die Rolle des John Merrick gut. Eine ebenso solide Leistung muss Anthony Hopkins („Hannibal“, „Bram Stoker’s Dracula”, “Das Schweigen der Lämmer“, uva.) attestiert werden, der den Chirurgen Frederick Treves mimt. Es wird von niemanden eine überdurchschnittliche Leistung erbracht, das Gezeigte passt aber in den guten Rahmen des Films.
„Der Elefantenmensch“ ist wahrscheinlich David Lynchs bester und wertvollster Film. Es kommt ihm natürlich entgegen, dass die Geschichte um den Mann, der aufgrund seines Aussehens wie ein Tier behandelt wird, so ergreifend ist. Nichtsdestotrotz ist seine Regiearbeit meisterlich. Wirkliche Kritikpunkte muss man schon mit der Lupe suchen. Und bei einem so wichtigen Film über Randgruppen und Außenseiter kann man bei der ein oder anderen Szene auch mal ein Auge zudrücken.
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