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Story & Kritik
Was lässt Menschen zu todbringenden Maschinen mutieren? Einige unserer Artgenossen scheinen offenbar eine versteckte Steuerung im Kopf haben, die nur darauf wartet gestartet zu werden. Aber warum?
Eine Frage, die interessant ist und oft gestellt wird. Experten sind auf der Suche nach den mörderischen Abgründen der menschlichen Seele, doch die Mannigfaltigkeit der verschiedenen Geschehnisse scheint kein schlüssiges, alle Fragen beantwortendes, Konzept zuzulassen. Doch nun gibt es "Das Serienmörder-Prinzip".
Nach "Ich musste sie kaputt machen" (2004) und "Der Liebespaar-Mörder" (2005) hat Dipl. Verwaltungswirt, Kriminalhauptkommissar und Deutschlands Serienmord-Experte Stephan Harbort im Jahre 2006 wieder den Weg in die Vielschichtigkeit gewählt. Weg von einer einzelnen Geschichte eines Serienmörders. Basierend auf Interviews mit mehr als 50 Tätern stellt der Autor den heimischen Serienmord der näheren Vergangenheit vor. Die Fälle verfügen über eine enorme Bandbreite: Vom "üblich verdächtigen" Triebtäter über eine Giftmischerin bis hin zu der tötenden Mutter, die neun eigene Kinder zur strecke bringt. Fast alle Tötungsmethoden scheinen vorzukommen, auch wenn kein richtiges Ungeheuer wie Dahmer, Gein, Bundy, Tschikatilo oder Gacy vorkommt. Stephan Harbort präsentiert nicht nur die Verbrechen, sondern analog dazu sein 7-Phasen-Modell: "Das Serienmörder-Prinzip". Die Aufteilung des Buches ist dabei logisch und gut gewählt. Es wechseln sich Täterbeschreibungen, die meist in Interviewform abgedruckt sind, mit Tatbeschreibungen und Analysen ab. Harbort gibt dabei eine ernorme Portion seines Fachwissens, welches er im Laufe der Jahre angesammelt hat, wieder. Sein guter Schreibstil, der ein lockeres, flüssiges Lesen erlaubt, geht Hand in Hand mit Originaltexten der Verbrecher. Diese werden so wiedergegeben, wie sie verfasst wurden. Interessant sind die sprachlich unbearbeiteten Interviews und Briefe, die Harbort zum einen beim Interview mit einem Diktiergerät gespeichert und zum anderen von Gefangenen bekommen hat. Man kann sich durch das Originalmaterial sicherlich ein besseres Bild des Täters und einen Eindruck von seinem Lebensumstand machen. Als kleine Leseprobe soll das folgendes Zitat aus dem Buch (und auch der Homepage www.stephan-harbort.de) dienen: "Da war so eine Energie. Da saß ich dem gegenüber und hab‘ den so angeguckt. Der wusste nicht, dass ich ihn gleich killen würde – aber ich. Das war so ein Machtspielchen. Das hab‘ ich genossen, das war klasse." Dies und viele weitere, oft vom Nivea flachere, Originalerzählungen machen die Spannung des Buches aus. Man hat kaum die Gelegenheit, dass Buch aus den Händen zu legen, um es zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu lesen. Für Menschen, die gerne mehr über ihre fehlgeleiteten Artgenossen, in Sachen Gewaltverbrechen erfahren wollen, ist "Das Serienmörder-Prinzip" die richtige Lektüre. Man erfährt sowohl etwas über die Gräueltaten als auch über den Weg der Täter dorthin, der von Stephan Harbort über 15 Jahre erforscht wurde. Die Aktualität und die Tatsache, dass die Täter selbst zu Wort kommen sind ungewöhnlich und zugleich genial. Zudem überzeugt das 7-Phasen-Modell, dass alles in allem plausibel klingt.
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