Informationen
Drehland | GB |
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Drehjahr | 2004 |
Laufzeit | ca. 87 Minuten |
Regie | Shane Meadows |
Darsteller | Paddy Considine Gary Stretch Toby Kebbell Jo Hartley u.a. |
Bild | 1.85:1 / 16:9 |
Ton | DD5.1 |
Sprachen |
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Untertitel | Deutsch |
LC | 2 |
FSK | KJ |
Story
Vor einigen Jahren hat Richard (Paddy Considine) das Kleinstadt-Nest verlassen, in dem er und sein geistig zurückgebliebener Bruder Anthony (Toby Kebbell) aufgewachsen sind, um fernab der Heimat der Armee beizutreten. Es dauert einige Zeit, bis er wieder zurückkehrt und ihn eine schreckliche Nachricht ereilt. Während seiner Abwesenheit wurde sein gutmütiger Bruder brutal von einer Bande Drogendealer und Kleinkrimineller misshandelt. Richard schwört Rache an jedem Einzelnen, der an der Tat beteiligt war und bringt die Gang, rund um den Anführer Sonny (Gary Stretch), mit gezielten Attacken und Provokationen erst einmal in Aufruhr. Kurz darauf schlägt er dann richtig zu und hinterlässt eine Spur des Todes in der sonst so idyllischen Kleinstadt…
Kritik
Der Rachefilm existiert nun schon seit langer Zeit, führte aber ein Nischendasein, bis ein Mann namens Quentin Tarantino dieser Tatsache mit seinem "Kill Bill" ein Ende setzte. Seitdem wird der Rachefilm auch von einer breiteren Öffentlichkeit als eigenständiges Sub-Genre betrachtet und wurde zudem von Werken wie "Death Sentence" oder der Rache-Trilogie von Park Chan-wook ("Oldboy", "Sympathy for Mr. Vengeance", "Lady Vengeance") noch einmal mit sehenswerten Beiträgen bereichert. Nicht ganz so bekannt wie die eben genannten Streifen, dafür zumindest so interessant kommt das britische Rachedrama "Blutrache" daher, das im Original den Titel "Dead Man’s Shoes" trägt und von keinem geringeren als Shane Meadows gedreht wurde. Diesem Regisseur verdankt der Filmfan unter anderem noch das Drama "This is England", welches 2006, also zwei Jahre später erschien. "Blutrache" ist bereits im ersten Augenblick anzusehen, dass den Verantwortlichen hierfür kein gigantisches Budget zur Verfügung stand. Dies war jedoch auch nicht von Nöten, da das 750.000 Pfund teure und auf 35mm gedrehte Werk andere Ansprüche an sich stellt, als dem Publikum lediglich einen plumpen Thriller vorzusetzen. Statt ausgedehnten Gewaltszenen und pausenloser Spannung legt Meadows seinen Schwerpunkt auf eine ebenso realistische, wie klaustrophobische und niederschmetternde Atmosphäre, die aus "Blutrache" alles andere als einen leicht zu schluckenden, partytauglichen Film für die gesellige Runde macht. Vielmehr liegt hier ein erschütterndes und durchaus reales Drama vor, welches das Schicksal mehrer Männer im Strudel von Schuld, Rache und Vergeltung beleuchtet. Ein durchaus anspruchsvoller Stoff, der von Meadows auch dementsprechend umgesetzt wurde. "Blutrache" ist nicht gerade das, was man als lebensfrohen oder spaßigen Film bezeichnen würde. Triste, kahle und schutzlose Szenarien bestimmen das Gesamtbild, die die Gefühlswelten der Protagonisten regelrecht an die Oberfläche projizieren. "Blutrache" wird in Etappen vorgetragen und kündigt mit kurzen Einblendungen stets den jeweiligen Tag von Richard’s Rache an, während dem Zuschauer mittels Rückblenden die Vergangenheit des eiskalten Soldaten und seines geistig behinderten Bruders vorgetragen wird. Diese ist einerseits von Richards steter Ablehnung und Scham für seinen Bruder, anderseits von seinem Wunsch, ihn gegen den Spott der Außenwelt zu schützen, geprägt. Richard erscheint deshalb weder als Bösewicht, der aus niederen Gründen Selbstjustiz verübt, noch als strahlender Held, der das Gesetz da in die Hand nimmt, wo dessen Vertreter versagen. Auch bei den Verbrechern verzichtete Meadows auf bloße Schwarzweißmalerei und stellt sie als Menschen mit Freunden und Familie dar, die durchaus einen Hintergrund mit sich bringen und somit nicht als gesichtslose Täter, sondern als menschliche Wesen präsentiert werden. Die Beschreibung oder die Trailer sind durchaus in der Lage, einen falschen Eindruck von diesem Film zu wecken. Wer lediglich auf harte Racheszenen und blutige Vergeltung aus ist, wird diese hier nicht in der gewünschten Form finden. "Blutrache" wird, trotz vereinzelter, brutaler Szenen, insgesamt eher ruhig, wenngleich zum selben Zeitpunkt auch spannend erzählt. Viele Szenen sind schleppend angelegt und zeigen beispielweise die Drogendealer und Verbrecher bei ihren normalen Tätigkeiten, fokussieren sich auf die Angst, die diese Menschen in jenen Augenblicken durchleben, wenn sie jederzeit damit rechnen müssen, von Richard für ihre Tat bestraft zu werden. "Blutrache" lässt die Sympathien des Publikums jedoch nie auf eine Seite schwanken, sondern fungiert ohne jedes Urteil. Den schrecklichen Taten, die dem friedliebenden und hilflosen Anthony angetan wurden und die innerhalb des Films als Rückblenden verstreut gezeigt werden, steht die Angst und die Reue der Männer gegenüber, die dies verschuldeten und die sich nun vor ihrer Strafe fürchten. "Blutrache" funktioniert somit in der Intention seiner Schöpfer einwandfrei und steht positiv konträr zu all den Rachefilmen, die lediglich darauf abzielen, die niederen Gelüste des Publikums nach Rache und Genugtuung zu befriedigen. Nichtsdestotrotz wird "Blutrache" seine Zuschauer nicht uneingeschränkt zufriedenstellen können. Zu bitter und fernab jeder leichten Unterhaltung ist dieses Werk angesiedelt, zu real und schmerzvoll der Storyverlauf und das unerwartete Ende. Es handelt sich bei diesem Film und eine außerordentlich subjektive Erfahrung, die jeder Zuschauer anders wahrnehmen wird und die gleichermaßen für Begeisterungsstürme, wie auch für enttäuschte Gesichter sorgen kann. Eines jedenfalls steht fest: Aus technischer Sicht gibt es hier nichts zu beanstanden, "Blutrache" wurde für seine geringen Mittel bestens in den Kasten gebracht. Auch die Schauspieler waren scheinbar mit vollem Tatendrang bei der Sache, denn von den zu sehenden Darbietungen bleiben manche noch länger positiv in Erinnerung. Paddy Considine etwa gibt den eiskalten Rächer regelrecht versessen und fernab jeder moralischen Ordnung, was er absolut überzeugend zu spielen in der Lage war. Auch die sonstigen Leistungen, etwa die von Toby Kebbell, der den geistig zurückgebliebenen Anthony mimt oder die von Gary Stretch als schmieriger Kleinstadtganove sind überragend und weit weg von jeder Kritik. "Blutrache" ist, objektiv betrachtet, ein mehr als tadelloses Rachedrama, das in tristen und ernüchternden Bildern eine Geschichte erzählt, die hier keiner ausufernder Action- oder Gewaltszenen bedarf, um eine destruktive Atmosphäre und eine packende Spannung zu erzeugen. Uneingeschränkt empfehlenswert ist das Werk dann aber doch nicht, da die deprimierende Grundstimmung und der nüchterne Realismus sicherlich nicht jeden Zuschauer ansprechen wird.
DVD
"Blutrache" wurde hierzulande von dem Label Ascot Elite veröffentlicht, erschien bislang aber lediglich im Verleih, während die Verkaufs-DVD für den 23. Oktober angekündigt wurde. Die Disc soll mit umfangreicher Ausstattung aufwarten und neben Deleted Scenes, Trailern und erweiterten Szenen zudem noch ein alternatives Ende bieten. Von einer ungeschnittenen Veröffentlichung ab 18 Jahren ist zudem auszugehen.
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