Informationen
OT:Unknown Beyond
ca. 85 Minuten
Italien 2002
- Ivan Zuccon
- Michael Segal
- Roberta Marrelli
- Liliana Letterese
- Alessio Pascuti
- u.a.
Story
Vor zwei Milliarden Jahren wurde die Erde von den großen Alten kolonisiert, die daraufhin das Leben schufen, um sich zu ernähren und die Menschen, um sie zu ihren Sklaven zu machen. Irgendwann lehnten sich die Menschen jedoch gegen ihre Tyrannen auf und es entbrannte ein Krieg, der bis heute andauert. Eine Gruppe Überlebender verschanzt sich seit einiger Zeit in einer alten Festungsanlage und harrt Tag für Tag verbittert ihrem Schicksal, das da auf sie warten mag. Eine Aussicht auf Rettung vor den finsteren Dämonen scheint es nicht zu geben, doch da hört der Anführer der Menschen, Ian Hicks (Emanuele Cerman) eines Tages von dem Buch Necronomicon, das womöglich den Schlüssel zur Vernichtung der Schattenwesen in sich bergen soll. Mit mehreren Männern macht er sich auf die unerbittliche Suche nach dem unermesslich wichtigen Relikt, nicht ahnend, dass das Böse längst einen Weg in ihre Festung gefunden hat. Eine der Frauen wurde auf ihrer Patrouille kürzlich von einem Dämonen vergewaltigt und trägt nun das Kind der Alten in sich, das laut einer finsteren Prophezeiung die Macht besitzt, alles menschliche Leben auf immer zu vernichten…
Kritik
Eine Lektion lernt man als langjähriger Fan des Horror-Genres irgendwann aufs Schmerzlichste: Ein Streifen kann noch so abgrundtief grottig und ein Regisseur noch so sehr im absolut falschen Gewerbe gelandet sein, das Marketing solcher Filme legt einen doch immer wieder aufs Neue rein. So auch bei dem Dünnschiss-Haufen "Armee des Jenseits", dessen Coverbild und eigene Beschreibung stolz Lovecraft-Anleihen verlauten, und den Anhänger dessen Lektüren schon einmal in heller Vorfreude schwelgen lassen. Querverweise, Zitate und Anspielungen auf die umfangreiche Welt des Necronomicon gab es in Film und Fernsehen zwar schon genug, nicht selten wurde auch schon direkt darauf Bezug genommen oder gar eine Lovecraft’sche Geschichte verfilmt – aber auf die ultimative Umsetzung wartet der Fan noch heute. Und obgleich wohl niemand damit gerechnet hätte, diese ausgerechnet in einem italienischen B-Movie eines berüchtigten Schrottfilmers zu finden, so werden es nicht wenige Allesseher eben doch wieder versuchen – und dabei einen üblen Tritt in die Weichteile kassieren. Nun könnte man ja mit der Phrase "andere Länder, andere Sitten" kommen und naiv davon ausgehen, dass Unterhaltung in Form von "Armee des Jenseits" in Italien hochgradig angesagt ist. Blöd nur, wenn man dann gleichzeitig von einem Land spricht, dass Namen wie Argento und Fulci hervorgebracht hat und in den 70ern und 80ern an der vorderen Front des Horrorfilm-Geschehens stand. Was Ivan Zuccon aber mit "Armee des Jenseits", dem Sequel zu einem Werk namens "The Darkness Beyond" (der vermutlich genau so desaströs ausfällt), verbrochen hat, spottet beinahe schon jeder Beschreibung. Als unbelehrbarer B-Movie-Massenvernichter erliegt man ja bekanntlich irgendwann dem Irrglauben, an einem Punkt angekommen zu sein, an dem man jeder noch so großen Filmgurke etwas abgewinnen kann, da man schließlich "schon weitaus schlechteres gesehen hat". Doch "Armee des Jenseits" ist dann die ultimative Belehrung des Gegenteils, der jeden noch so trash-versessenen Schrottliebhaber in Zukunft vorsichtig mit diesem Ausspruch umgehen lassen wird. Würde man der Crime Scene Investigation (kurz CSI) eine Kopie dieses Werkes zukommen lassen und sie um Aufklärung bitten, wie es zu einem derartig scheußlichen Verbrechen kommen konnte, so würde die Erklärung vermutlich folgendes auf den Punkt bringen: Ein psychisch labiler Masochist (Ivan Zuccon), der sich selbst zum Regisseur berufen fühlt, eine Aufgabe, mit der er hoffnungslos überfordert ist, wollte nach seinem ersten verbrecherischen Akt ("The Darkness Beyond") noch einen draufsetzen und sich mit einer gemeingefährlich-schlechten Fortsetzung dafür an der Menschheit rächen, dass er damals hochkant von der Filmakademie flog, zu der er einen Freischein in der Lotterie gewann. Zu diesem Zweck engagierte er ein Team vollends verblödeter Dumpfkacheln, das die am Set anfallenden Tätigkeiten zwar nicht erledigen, zumindest aber nachahmen sollte. Die nächstgrößere Schwierigkeit bestand darin, einen Haufen freiwilliger Schauspieler zu finden, woraufhin Zuccon zu seinem eigenen Glück in einem Asyl für Schizophrene fündig wurde (welche den Vorteil mit sich brachten, dass sie sich später nicht mehr an ihre schmachvolle Tätigkeit erinnern würden). Als nächstes musste nur noch eine gebrauchte Digitalkamera bei ebay abgestaubt und ein passendes Plätzchen für die Dreharbeiten gefunden werden, doch auch da erwies sich unserem Pseudo-Filmemacher das Schicksal hold. Ein altes Kellersystem und ein kleines Außenaral sollten ausreichen, schließlich benötigt ein Film von 85 Minuten keine großartigen Szenenwechsel. Nachdem dann kurz der Begriff Lovecraft gegoogelt und einige Notizen auf dem Oberarm notiert wurden (ein solcher Film braucht schließlich auch ein Drehbuch), konnte es schon losgehen. Ja, so muss sich das Ganze in etwa abgespielt haben, anders lässt sich ein Film wie "Armee des Jenseits", bei dem von vorne bis hinten nichts, aber auch gar nichts stimmen mag, nicht erklären. Filme mit leichten Handlungsschwierigkeiten sind im B-Bereich bekanntlich kein unbekanntes Phänomen, doch dieses Werk setzt dem gekonnt die Krone auf. Jeder, der vor Filmbeginn nicht ausgiebig die umfangreiche Zusammenfassung des Inhaltes auf diversen Film-Webseiten studiert hat, steht nach ein paar Minuten auf verlorenem Posten, denn das, was "Armee des Jenseits" als Story zu verkaufen versucht, ist in jeder Hinsicht undurchschaubar und wohl nur den Verantwortlichen selbst zugänglich. Da hocken ein paar Menschen in einem Kellersystem und faseln etwas vom Ende der Welt, bis sich dem Zuschauer irgendwann erschließt, dass das Ganze wohl in einer fernen Zukunft spielen soll. So weit alles klar, doch was es mit der angeblichen Dämonin auf sich hat, die vielmehr wie ein zugedröhntes Groupie von Marilyn Manson aussieht und sich mit Vorliebe von dem Anführer der Menschen knallen lässt, bleibt ein Rätsel. Die Protagonisten reden im Verlauf des Films recht viel (das können sie zumindest ganz gut), hocken in ihrem Keller(das auch), reden noch etwas, weil es so schön war, dann taucht gelegentlich das Marilyn Manson-Fangirl auf, später fließt etwas Blut, plötzlich hat der Anführer der Menschen weiße Kontaktlinsen auf den Glubschern und soll wohl auch ein Dämon darstellen. Wer es bis dahin ausgehalten hat, bekommt später dann noch etwas mehr Konfusion, seichten Splatter und einen plötzlichen Showdown zu sehen, doch den Durchblick ergattert man dabei nie. Man kann bestenfalls versuchen, sich krampfhaft an irgendwelchen Schauwerten festzuklammern, doch da diese hier nicht gegeben sind, ist auch dies zum Scheitern verurteilt. Vor billigen Kulissen hampeln einige Laiendarsteller im billig-digitalen Look umher und haben dabei vermutlich die gesamte Handlung improvisiert, anders ist das Fehlen jedweder Story-Dramaturgie oder gar eines Sinns nicht nachvollziehbar. Zwischenzeitlich würde "Armee des Jenseits" dann noch gerne etwas Bezug zu Lovecraft herstellen und zitiert fleißig umher, doch dabei kommt schnell der Verdacht auf, dass Ivan Zuccon bislang bestenfalls den Buchdeckel eines der zitierten Werke gesehen hat. Was sich hier also zwischen grenzenloser Banalität und nicht enden wollender Langeweile abspielt, ist ein sinnentleertes und ärgerliches B, nein, C-Movie, das in allen Belangen des modernen Filmemachens versagt und nichts anderes als ein Armutszeugnis seitens der Macher darstellt. Aber etwas anderes war von einem Regisseur, welcher der Filmwelt schon Titel wie "Nympha" und "Bad Brains" bescherte, auch nicht zu erwarten. Die Bezeichnung des "italienischen Uwe Boll" dürfte Zuccon sicherlich bald gewonnen haben, doch selbst das wäre beinahe noch ein Lob. Boll dreht wenigstens noch mit Selbstironie und findet selbst als blindes Huhn ab und an noch ein Korn, doch in dieser Hinsicht ist bei Zuccon eher dunkelschwarz zu sehen.
Ähnlicher Film:
The Darkness Beyond
1 Kommentar
Vielen lieben Dank für diese wunderbar-knallige Filmkritik.
Sie wird dem Anlass voll und ganz gerecht.
Ich habe den Film bis zum Ende durchgehalten, weil ich nicht glauben konnte, was da passiert!
Viele Fragen bleiben offen, z.B.: wer gibt einem solchen Filmemacher finanzielle Mittel u. Mölichkeiten?
Ein Denkzettel für Viel- und Allesgucker und leider eine Absage an die experimentelle Auswahl bei der Filmsuche.