Story & Kritik
Serienmörder wecken seit jeher in großem Maße das Interesse der Menschen. Woher dieses Interesse stammt ist wohl eine nicht eindeutig zu beantwortende Frage, denn es gibt sicherlich die verschiedensten Beweggründe. Zum einen ist es mit Sicherheit die grosse Abscheu, die man dem Täter gegenüberbringt, denn die meisten Serienmörder sind nicht gerade zimperlich zur Sache gegangen. Zum anderen wird aber auch eine gewisse Faszination dadurch ausgeübt, das die Täter meist lange Jahre unentdeckt bleiben und von Nachbarn und Bekannten als ruhig, nett, entgegenkommend usw. eingestuft werden. Somit ist die Möglichkeit gegeben, dass ein mordender Psychopath neben Dir sitzt und Du merkst es nicht… Deutschland hat im letzten Jahrhundert einige dieser Serienmörder hervorgebracht, von denen einige sehr bekannt wurden, wie zum Beispiel Fritz „Der Metzger“ Haarmann oder Peter „der Vampir von Düsseldorf“ Kürten. Aber der grausamste aller deutschen Mörder ist wohl der weitgehend unbekannte Joachim Georg Kroll, der im Juli 1976 festgenommen wurde und dem acht Morde sowie ein Mordversuch nachgewiesen werden konnten. Der Autor und Kriminologe Stephan Harbort greift in seinem Buch „Ich musste sie kaputt machen“ die Geschichte des Serienmörders Joachim Georg Kroll auf und bietet dem Leser einen interessant geschriebenen und mit viel Faktenwissen dokumentierten Einblick in dessen Leben. Man wird durch das Leben des grenzdebilen Mörders geführt und erfährt wie der zurückgebliebene junge Mann nur wenig in der Lage ist, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Schritt für Schritt kapselt er sich von seiner Umwelt ab, lebt zurückgezogen und sieht sich alltäglich mit sexuellen Problemen konfrontiert, die er nicht lösen kann, durch ein „komisches Gefühl“ aber gezwungen wird ihnen nachzukommen. Sein Weg scheint vorprogrammiert und das, was der Leser befürchtet, wird von Stephan Harbort detailliert beschrieben. Kroll streift über 20 Jahre durch das Sauerland, den Niederrhein und das nördliche Ruhrgebiet um Duisburg und hinterlässt eine Spur des Schreckens, die nur schwer zu verstehen ist. Seine kriminalistische Karriere endet dann auf ihrem Höhepunkt, als Kroll sogar zum Kannibalen mutiert und von der Polizei beim zubereiten des Abendessen ertappt wird, da er das Toilettensystem durch Gedärme eines getöteten Kindes verstopft hat. Die Beschreibung der Ereignisse lässt selbst abgebrühte Leser stocken, aber aufgrund des spannenden Erzählstils schafft man es nicht den Wälzer an die Seite zu legen, um seine Gedanken von den eben erworbenen schockierenden Informationen zu befreien. Nach dem Ende der Morde ist bei Stephan Harbort aber noch lange nicht Schluss, denn er beschreibt im weiteren Verlauf des Buches die Vernehmung des Täters, bei der es noch das ein oder andere Kuriosum geben soll. Die Beschreibung dieser Geschehnisse ist dabei ebenso interessant zu verfolgen, wie authentisch, da Harbort Passagen aus den Originalverhören niederschreibt. Es gibt aber natürlich nicht nur trockene Auszüge, der Grossteil des Buches besteht aus sauber analysiertem Material, dass sehr spannend und ohne Wertung des Autors dargebracht wird. Der „Kannibale vom Rhein“ wird nicht als Monster dargestellt, es wird aber auch nicht schöngeredet, was sich Kroll zu Schulden hat kommen lassen. Stephan Harbort geht am Ende dieses durch und durch gelungenen und extrem empfehlenswerten Romans allerdings auf die Frage ein, wie eine gerechte Bestrafung von Kriminellen a la Joachim Georg Kroll auszusehen hat und regt zu einer Diskussion an, die leider viel zu wenig geführt werden dürfte. Dieses Buch ist für Interessierte des Themas „Serienmörder“ unbedingt empfehlenswert!
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