Informationen
OT:Whisper
ca.90 Minuten
USA 2007
- Stewart Hendler
- Josh Holloway
- Blake Woodruff
- Joel Edgerton
- Sarah Wayne Callies
- u.a.
Story
Nachdem Max Truemont (Josh Holloway) aus dem Gefängnis entlassen wurde, plant er nun, gemeinsam mit seiner Freundin Roxanne (Sarah Wayne Callies) ein kleines Schnellrestaurant zu eröffnen. Doch die Aussichten stehen schlecht, denn aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage ist keine Bank bereit, Max einen Kredit zu geben. Sein alter Kumpel Sydney (Michael Rooker) hat die scheinbar perfekte Lösung parat: Die Entführung eines Kindes, um von den schwerreichen Eltern anschließend ein hohes Lösegeld zu kassieren. Von Gewissensbissen geplagt, sagt Max zögernd zu, ist dies doch seine einzige Chance, sich seinen Traum erfüllen zu können.
Das Ding ist ebenso schnell geplant, wie problemlos ausgeführt: Als Weihnachtsmann verkleidet, entführt Max den achtjährigen David Sandborn (Blake Woodruff) von dessen eigener Geburtstagsparty, um ihn zu einer verschneiten Berghütte in den Gebirgsregionen von Maine zu bringen. Dort warten Roxanne und er, sowie Sydney und dessen Komplize Vince (Joel Edgerton) schließlich auf die weiteren Anweisungen ihres Auftraggebers. Doch inmitten der schneebedeckten Einöde kommt es plötzlich zu merkwürdigen und unerklärlichen Ereignissen. Nicht nur, dass die Entführer alle ein undefinierbares Flüstern vernehmen, es scheint weiterhin, als könne sich der eigentlich eingesperrte David nach Belieben durch das Haus bewegen. Als Sydney kurz darauf an einem Herzinfarkt stirbt, ahnen die anderen, dass sie sich eine übermenschliche Bestie ins Haus geholt haben…
Kritik
Ein gewisser Mut gehört immer dazu, nicht mit dem Strom zu schwimmen. Vor allem im Filmgeschäft, wo derlei Entscheidungen davon abhängen, ob dadurch die Kassen gefüllt werden oder ob das Resultat in den Regalen des Verleihers zurückbleibt, ist es immer einfacher, den Fans bereits vorgekaute, dafür aber nur halbgare Fertigkost vorzulegen. Der neue Horrorfilm "Whisper" trägt die Bürde, dem aktuellen Trend, der sich deutlich in dem Folter-Bereich niedergelassen hat, die kalte Schulter zu zeigen. Stattdessen ist hier eine gute, alte Story der Weg zum Ziel. Eine schlaue Rechnung, bedenkt man doch, dass viele Filmkonsumenten langsam schon wieder genug von Filmen wie "Saw" und dergleichen haben. Ein ungeschickter Patzer in der Denkweise der Produzenten offenbart sich aber dann schnell, wenn dem Käufer des Films schon nach 10 Minuten auffällt, dass ihm das Gezeigte bereits schrecklich bekannt vorkommt. So ist "Whisper", obwohl vordergründig belebend und erfrischend anders, im Kern nichts weiter als eine Kopie eines großen Horror-Erfolges aus dem Jahr 1976.
Dieser trägt den Titel "Das Omen" und wurde erst 2006 durch ein gleichnamiges Remake wieder in jedermanns Erinnerung zurückgerufen. Für die Handlung des Horror-Thrillers "Whisper" schrieb Drehbuchautor Christopher Borrelli einige Elemente der Erzählung um, ließ aber die Grundgerüste bestehen, so dass Regie-Neuling Stewart Hendler nicht viel mehr erledigen musste, als eine Arbeit abzuliefern, die ein anderer schon für ihn erledigt hatte. Betrachtet man "Whisper" aber fernab jeder Vorwürfe und Beschuldigungen, so ist aus dem sicherlich nicht all zu aufwändigen Werk immerhin ein durch und durch solider Horrorstreifen geworden, der zumindest mal wieder Nahrung für Konsumenten des seichten Nervenkitzels bereitstellt.
Die Story des Films lässt sich zwar problemlos in wenigen Sätzen zusammenfassen, wirkt auf den Betrachter des Films aber bei Weitem nicht so dünn, wie es zuerst den Anschein erwecken könnte. Ohne große Umschweife wird in das Intro eingesprungen, in dem eine panische junge Frau von Wölfen durch den Wald gehetzt wird. Umschnitt. Im Folgenden werden die Hauptfiguren eingeführt, die jedoch weder zu Beginn, noch später eine übermäßig tiefe Charakterisierung erfahren. Schon zum jetzigen Zeitpunkt fällt auf, dass es einem der Film bei der Verteilung der Gut/Böse Fraktionen nicht einfach machen wird. Bei Roxanne, Max, Sydney und Vince handelt es sich zwar um Entführer, allerdings erwecken vor allem die beiden erstgenannten einen sehr sympathischen Eindruck, da sie aus großer Not zu einer derartigen Tat gezwungen werden und niemandem Schaden zufügen wollen. Sydney hingegen ist der kalkulierende Profi, der die Entführung plant, während Vince das kaltblütigste Mitglied der Gruppe darstellt.
"Whisper" will zu keiner Sekunde ein Entführungsdrama sein, sondern macht seinem Zuschauer schnell klar, dass hier mehr im Busch sein muss. Der achtjährige David scheint angesichts seiner Entführung weder verängstigt, noch bekümmert zu sein, vielmehr wirkt er apathisch und gleichgültig. Das Grauen setzt dann auch alsbald ein, allerdings nicht für den Jungen, sondern vielmehr für seine Kidnapper und dieser Part ist auch der Höhepunkt des Films. Obwohl man stets weiß, wie der Hase läuft, wird nach und nach eine immer wohligere Schauerstimmung erzeugt. Max und die anderen hören plötzlich seltsame Stimmen in ihrem Kopf und werden von einer unsichtbaren Macht langsam in den Wahnsinn getrieben. Regisseur Stewart Hendler verstand es ausgesprochen gut, das Grauen langsam und unentdeckt heranschleichen zu lassen. Vor einer weihnachtlich-winterlichen Bergkulisse kommt es vermehrt zu übernatürlichen Zwischenfällen, bis sich das Böse letztendlich preisgibt.
Aus den Tätern werden plötzlich die Opfer und so leidet man vielmehr mit dem Pärchen Max und Roxanne, als mit dem kleinen David mit, der in seiner ruhigen, intelligenten und niemals aus der Fassung geratenden Art stellenweise wie der Teufel in Person erscheint. Obwohl die Handlung stets vorhersehbar angelegt ist, gibt es keinerlei langweiligen Passagen zu beklagen. Anfangs noch auf Suspense und Schauer ausgelegt, wandelt sich "Whisper" im Finale dann zum eiskalten Horror, wenn David seine Entführer Kraft seiner Gedanken in den Tod treibt. Da die Sympathien des Publikums inzwischen längst zu Max und Roxanne gewandert sind, hofft man natürlich auf deren Überleben, so dass auch eine gewisse Spannung gegeben ist. An der Atmosphäre des Ganzen gibt es dabei ebenso wenig zu rütteln. Wenn Max mit seinem Auto durch die verschneite Einöde fährt, die dank einer Luftaufnahme wie ein langes Labyrinth erscheint, dann wirkt selbst der untermalende Weihnachtsklassiker "Carol of the Bells" wie eine Symphonie des Bösen.
Zur Arbeit des Regisseurs im Allgemeinen lassen sich nur wenige herablassende Worte verlieren, auch wenn der Gewaltfaktor des Films den einen oder anderen hartgesottenen Horrorfan etwas enttäuschen dürfte. Wie die Freigabe ab 16 schon erahnen lässt, setzen die Morde mehr auf Suggestivkraft, als graphische Blutbäder hervor zu heben. Dies erscheint für das Gesamtbild dennoch zuträglich, da "Whisper" ohnehin mehr auf Thrill und Suspense, als auf Gewalt ausgelegt ist. Die Schauspieler agieren letzten Endes auch allesamt überzeugend, lediglich der kleine Blake Woodruff hält den Vergleich mit Seamus Davey-Fitzpatrick aus dem "Omen" Remake nicht stand, da er leider nicht über dessen Ausstrahlung verfügt. Wett machen dies aber ein sehr sympathischer Josh Holloway, der manchem aus "Lost" bekannt sein dürfte, sowie ein ohnehin immer erstklassiger Michael Rooker, der bereits in über 60 Filmen zu sehen war und zu dem wahrscheinlich nicht mehr viel gesagt werden muss.
Wäre das alles neu und unverbraucht, hätte sich "Whisper", angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Direct-to-Video Release handelt, durchaus die eine oder andere Standing Ovation verdient. Der Streifen ist sehr kurzweilig, unterhaltsam und kommt fast ohne überzogen lange Passagen aus. Wer "Das Omen" allerdings schon kennt, wird hier aber bestenfalls nur noch durchschnittlich unterhalten werden, da die meisten Ideen schon längst bekannt sind und Stewart Hendler seinen Zuschauern nichts unbedingt Neues bieten kann. Für 90 Minuten unterschwelligen Thrill und grundsoliden Horror an einem öden Abend kann "Whisper" aber genau das Richtige sein.
Ähnlicher Film:
- Das Omen
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