Informationen
OT:Wenn es Nacht wird…
ca. 10 Minuten
Deutschland 2004
- Sebastian Radtke
- Danny May
- Carolin Meyer
- Jens Lehmann
- u.a.
Story
Eine junge Frau (Carolin Meyer), die brutal zu Tode kam, wird von einer Vampirin aufgesucht (Danny May), die ihr durch eine Bluttaufe das Leben rettet und sie somit zu einer der ihren macht. Fortan zieht die Untote über 10 Jahre lang durch die Welt, um ihren Blutdurst zu stillen, doch irgendwann kann sie dieses Dasein nicht mehr ertragen und entscheidet sich für das Elixier, das den Vampiren ihr Leben raubt…
Kritik
Ein Filmsektor, dem allgemein kaum Beachtung geschenkt wird, der aber stetigen Zuwachs findet, ist der Amateurfilm. Gerade im deutschen Bereich haben sich darin einige Namen etabliert, die man bisweilen sogar mit durchaus brauchbarer Horrorkost in Verbindung bringt. Von Ittenbach, der das Amateur-Genre mittlerweile verlassen hat, über Buttgereit, bis hin zu den unverbesserlich schlechten Schnaas und Taubert. Nicht ganz so bekannt wie die genannten, aber mindestens gleichwertig interessant, präsentiert sich dem Amateur-interessierten Zuschauer der Nachwuchsregisseur Sebastian Radtke, der zwischen 2002 und 2006 insgesamt 7 Kurzfilme und einen richtigen Film auf den Markt brachte, die er alle selbst inszenierte, finanzierte und auf die Beine stellte. Zwei der durchaus unterschiedlichen Kurzfilme erschienen nun als Double-Feature auf DVD, auch wenn die beiden Werke inhaltlich nur wenig Gemeinsamkeiten aufweisen. Während sich beim 10 minütigen "Während es Nacht wird…" um eine düstere und fast schon klassische Vampirgeschichte handelt, erweist sich "Tränen einer Rose" als mittelalterliches Märchen. Eine logische Grundvoraussetzung für beide Werke ist natürlich eine Sympathie zum Amateurfilm, denn wenn diese nicht vorhanden ist, wird man auch nur schwer einen Zugang in Radtke’s Kurzfilme finden. Es handelt sich hierbei um zwei absolute No-Budget Projekte, die von Radtke und seinem Freundeskreis im Alleingang inszeniert und veröffentlicht wurden, ein Vergleich mit größeren Produktionen fällt also weg. Auch wenn man an Amateurfilme andere Anforderungen stellen muss, als dies bei gewöhnlichen Filmen der Fall ist, so sind auch diese nicht vor kritischen Blicken geschützt. An und für sich hält sowohl "Wenn es Nacht wird…", als auch "Tränen einer Rose" der Erwartung des einmaligen Ansehens stand, auch wenn beide Werke dabei nicht über das Mittelmaß hinauskommen wollen. Im direkten Vergleich geht "Tränen einer Rose" als Sieger aus dem Rennen, da in diesem Werk klar die bessere Geschichte erzählt wird, die mit ihrer verträumten Erzählweise, der blühenden und farbenprächtigen Inszenierung und dem poetischen Off-Kommentar tatsächlich an ein Märchen erinnert. "Wenn es Nacht wird…" hingegen krankt insbesondere an der schwachen Geschichte, auch wenn an der Inszenierung nicht viel auszusetzen ist. Die dabei dargebotene Handlung ließe sich leicht in einem Satz zusammenfassen und mehr bekommt man in dem Kurzfilm auch nicht geboten. Eine Frau wird von den Toten zurückgeholt, es gibt einen Zeitsprung von 10 Jahren, sie darf einen Mann ermorden und sich anschließend das Leben nehmen. Das Ganze ist spannungslos und ohne Überraschungen vorgetragen und wartet mit einem lächerlichen Ende auf. Die Inszenierung selbst ist ansehnlich geraten, alles wird in blasse, farblose Bilder gehüllt, die Vampirinnen sind im Grunde nichts anderes als knapp bekleidete, leichenblasse Goths mit Plastikgebiss im Mund und die musikalische Untermalung ist hervorragend. Mit einer etwas ausgefeilteren Story hätte "Wenn es Nacht wird…" gleich einen wesentlich besseren Eindruck hinterlassen können. "Tränen einer Rose" hingegen wartet mit einer ungewohnten Handlung auf, die den Zuschauer in die Vergangenheit zurückversetzt und sofort mittelalterliches Flair verbreitet. Zu Lasten fällt der Story bisweilen seine billige Umsetzung, so etwa ein peinlicher Schwertkampf, doch an und für sich hat Sebastian Radtke mit dieser Kurzgeschichte das bis dato beste Werk seiner Karriere auf die Beine gestellt. "Tränen einer Rose" hat etwas tragisch Poetisches an sich und kommt ganz ohne Blut oder dergleichen sehr unterhaltsam daher. Auch hier gefällt insbesondere wieder die fabelhafte, musikalische Untermalung, die bisweilen sogar Erinnerungen an den Score von "Braveheart" aufkommen lässt. Die Schauspieler agieren in beiden Werken annehmbar, wenn auch erwartungsgemäß eher untalentiert. Dabei ist es jedoch nicht einmal das Schauspiel selbst, das negativ aufstößt, sondern vielmehr die lieblos heruntergeleierten Dialoge, was besonders in "Wenn es Nacht wird…" negativ ins Gewicht fällt. Jens Lehmann agiert in dieser Episode äußerst unbeholfen als Opfer der Vampirin, Carolin Meyer und Danny May machen als Vampirgoths aber eine gute Figur. In dem zweiten Kurzfilm sehen wir mit Ardor vom Venushügel, Steffen der Lautenschläger und Mario die Zunge dann drei Musiker der Mittelalter-Band Cornix Maledictum, die demzufolge schon Erfahrung mit der Thematik mitbringen und sich gut ins Geschehen einfügen. Leider überzeugen die beiden Kurzfilme nicht auf gleicher Ebene. Während "Tränen einer Rose" als poetisches Märchen daherkommt und einfach mal etwas anderes bietet, will der Funke bei der ausgelutschten Story in "Wenn es Nacht wird…" nicht so richtig überspringen. Die Inszenierung präsentiert sich jedoch in beiden Werken als stimmig, zum Thema passend und stilsicher, besonders hervorzuheben ist dabei noch einmal der fabelhafte Score beider Streifen. Wer sich für Amateurproduktionen interessiert, kann dieser Kurzfilm-Collection jedenfalls mal eine Chance geben, die insgesamt 23 Minuten für beide Werke sind akzeptabel investiert.
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