Informationen
OT:El Jorobado de la Morgue
ca.76 Minuten
Spanien 1973
- Javier Aguirre
- Paul Naschy
- Maria Perschy
- Rosanna Yanni
- Victor Alcazar
- u.a.
Story
Gotho (PAUL NASCHY), buckliger Aushilfsarbeiter in der Leichenhalle des Krankenhauses ist aufgrund seiner Behinderung das Gespött der Leute. Die Kinder werfen mit Steinen nach ihm, Besoffene pöbeln ihn an, Ärzte (!!) schlagen ihn zusammen. Einzig die sterbenskranke Ilsa, (Nein.. nicht der „She-Wolf“ aus dem entsprechenden „SS-Film“, obwohl ja bei Werwolf-Paule eigentlich passend…) die er durch seine Arbeit im Krankenhaus kennen und insgeheim auch lieben gelernt hat, hält zu ihm, da sie den liebenswerten und gutherzigen Menschen in ihm sieht.
Doch ganz so unbescholten ist Gotho auch nicht (er wird ja schließlich nicht ohne Grund von Paul Naschy gespielt): Nächtens entledigt er sich all derer, die ihn tagsüber beleidigt und erniedrigt haben.
Als Ilsa das Zeitliche segnet, kann Gotho sich nicht von dem einzigen Menschen trennen, der ihm Verständnis und Zuneigung entgegengebracht hat. Er stielt ihre Leiche aus dem Krankenhaus und versteckt sie in einem unterirdischen Folterkeller. In benachbarten Katakomben geht gerade DR. Orla seiner Forschung nach. Sein Ziel: neues Leben aus Protoplasma zu erschaffen. Da bietet sich doch eine Fusion der Interessen Gothos und des Psychodoktors geradezu an!!
Gotho überlässt dem Professor seine geheimen Gemäuer und sorgt für wissenschaftliches Material in Form von (meist weiblichen) „Forschungsobjekten“. im Gegenzug verspricht Dr. Orla seinem neuen Diener, ihm seine dahingeschiedene Liebste im Rahmen seiner Möglichkeiten wieder herzustellen. Da seine Möglichkeiten allerdings doch eher bescheiden sind, ist nix mit neuer Ilsa: Aus dem Protoplasma-Gematsch entwickelt sich ein übles, frauenfressendes Monster…
Kritik
Es gibt Filme, die machen direkt von der ersten Minute an Spaß, unterhalten den Zuschauer über ihre gesamte Lauflänge und erwecken noch während des Abspanns schon Vorfreude auf das erneute Anschauen. – Eben solch ein Film ist „DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN“. Voraussetzung für einen Filmgenuss sondergleichen ist jedoch, dass man eben keinen Hardcore-Splatter oder tiefgründigen Gruselschocker erwartet, sondern naiven (um nicht zu sagen trashigen) Old School – Horror der 70er Jahre zu schätzen weiß, ohne großartiger Suche nach Logik oder sonstigem störenden Beiwerk 😉
Allein schon das Wettsaufen zu Beginn des Films, ist ein Highlight der Filmgeschichte. Oder hat jemand sonst schon mal derart überdimensionale Biergläser in einer Kneipe gesehen (mal abgesehen von Maßkrügen)??? Man sieht, hier wird mit Liebe zum Detail und Gerstensaft (der bei der Produktion des Films sicherlich nicht zu knapp geflossen zu sein scheint) gearbeitet. Der Dorftrunkenbold (und späteres Naschy-Opfer) hat denn auch in seinem Zimmer zwischen Pin-Up-Postern ein Oktoberfest-Plakat. Gelebte Geselligkeit in den eigenen vier Wänden!!!
Amüsant auch hier einige Füllszenen, die scheinbar völlig zusammenhanglos in die Handlung hineingeschustert worden sind, aber anscheinend typisch sind, gerade für mediterrane Vertreter des Genres zu dieser Zeit. Da erwischt z.B. eine Ärztin eine Patientin beim Auspeitschen (!!) ihrer Zimmergenossin. Kommentar von Frau Doktor: „Ich kann mir das nicht mehr länger mit ansehen. Wir müssen Euch wohl auseinander legen.“ – Schnitt 😉
In einer anderen Szene verhöhnen ein paar Ärzte den Buckligen Goto, um ihn kurz darauf, als er sich versucht zu wehren, zusammenzustiefeln. Überhaupt scheinen die Ärzte wohl allesamt Hobby-Boxer zu sein, immer auf der Suche nach Streit zu sein (liegt wohl an den abendlichen Wettsauforgien mit überdimensionalen Biergläsern)… Erstaunlicherweise hält sich der Film im Vergleich zu ähnlich gelagerten Filmen seiner Epoche allerdings bei der Präsentation nackter Haut dezent zurück, was eventuell am eher konservativen, christlichen Herstellungsland liegen könnte.
Paul Naschy (alias Jacinto Molina) als Buckliger ähnelt mit seiner Frisur (immerhin beschränkt sich der Haarwuchs des „spanischen Werwolfs“ in diesem Fall nur auf sein Haupt) und traurigem Blick ein bisschen einem völlig verwahrlosten Peter „Colombo“ Falk, spielt seine Rolle aber durchweg solide und bringt den Charakter Gotho als eine Art tragischen „Helden“ gut rüber. Als zunächst gepeinigtem Behinderten, der später die einzige Bezugsperson in seinem Leben verliert, kann der Zuschauer trotz der Morde und Umtriebe Gothos seinem Handeln dennoch eine Art von Verständnis entgegenbringen.
Splatterfans der alten Schule können sich ebenso wie Freunde trashiger Effekte an einigen putzigen Szenen erfreuen. So zeigt Paule direkt schon nach wenigen Minuten, wo der Buckel hängt, indem er im Keller des Krankenhauses einem eben niedergestreckten Peiniger (in ziemlich graphischer Art und Weise) die Füße abschnippelt, sie in einen Sack verstaut und von dannen schlurft, dabei poetisch vor sich hinmurmelnd: „Der Tod ist wie ein Bruder, er lässt mich nicht allein. Und geht er sich ne Seele suchen, dann möchte ich bei ihm sein!!“ Wenn das mal kein stimmungsvoller Auftakt ist…
Überhaupt spart der Film nicht mit dickflüssigem, unnatürlich orangerotem Nass. Da heißt es: Rübe ab, Axt innen Balg (inklusive Gedärme-Happening), Auge rausgepropelt, Säure inne Fresse. Das alles allerdings, wie es sich für einen richtigen Naschy eben gehört, ziemlich charmant schluderig, sodass sich der Ekel in Grenzen hält und schnell einem breiten Grinsen weicht. Die Lokalität Folterkammer UND gleichzeitig Laboratorium schafft natürlich auch Spielräume für kreative Meucheleien: Eine eiserne Jungfrau kommt ebenso zum Einsatz, wie ein Säurebad. Das Ganze geht dann ungefähr so von statten: Ringkampf, Typ im Schwitzkasten, Eiserne Jungfrau auf, Typ rein, Jungfrau zu (*matsch*), Jungfrau auf: Voilà, Typ ist aufgespießt…
Oder eben: Ringkampf, Typ im Schwitzkasten, Typ in Säurebad geschmissen (*platsch*), Säure am blubbern: Voilà, abgelöste Ohren des Typen schwimmen an der Oberfläche!!! Einfach herrlich!!! 😉 Besonders lustig anzuschauen sind die Experimente des Wissenschaftlers, der bei seiner Entwicklung von Protoplasma offensichtlich Frösche, abgehackte Köpfe und sonstigen glitschigen Krempel in ein riesiges Reagenzglas stopft, in der Hoffnung, dass (ZITAT) „das Resultat menschlich wird“!!! 😉
Die ganze Pampe blubbert dann genüsslich vor sich hin, bis plötzlich die (ZITAT) „Umwandlung“ erfolgt. Das bedeutet in diesem Fall: Schnell das Glibbergemisch in das nächste Verlies geschoben, Tür zu, durch den Türspalt hineingelugt und: BINGO!!!!! (ZITAT) „Gotho! Ich habe ein Wesen erschaffen!!!“ Ja und dieses Wesen will natürlich auch beköstigt werden. Und was fressen wohl Protoplasma-Wesen anderes als – richtig: Kreischende schöne Frauen?? Diese werden dann auch schön fleissig von Goto aus der internen Irrenanstalt der benachbarten Klinik (remember: dort wo sich die Patientinnen gegenseitig peitschen) entführt und herangeschleppt.
Natürlich ist der Zuschauer dann auch gespannt, zu sehen, was ich da denn nun für eine schreckliche jungfernkauende Kreatur hinter der schwer beschlagenen Verliestür befindet. Und letztendlich wird er auch nicht enttäuscht. Die Enthüllung des Monsters ist grandiosestes Trash-Kino, vom Feinsten!! Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, das MUSS man gesehen haben!!!
Die Atmosphäre des Films ist wirklich unbeschreiblich: Schön stimmungsvoll verwahrt Gotho die Leiche seiner Angebeteten in einem alten Folterkeller, in dem sich in vergangenen Tagen Kreuzritter, Inquisitoren und Sex-Sekten die Klinke in die Hand gegeben haben…
Plastikskelette, dickflüssiges Kunstblut, abgehakte Wachsköpfe, dutzende Ratten, ein Mad Scientist mit brodelndem Reagenzglas-Labor, ein Folterkeller – und natürlich: PAUL NASCHY !!! Horror-Herz, was willst Du mehr??? Einziger Kritikpunkt (abgesehen von den angekokelten Ratten, die hoffentlich nachher gelöscht wurden): Wo war Herbert Fux zur Entstehungszeit des Films??? Er hätte sich (am besten mal wieder als umtriebiger Leichendieb) wahrlich ideal in das Gesamtbild eingefügt und den ohnehin schon enormen Kultfaktor in vollendst göttliche Dimensionen katapultiert… Wohl noch nie kam einem die Spielzeit (die mit gerade mal 76 Minuten ohnehin schon sehr knapp bemessen ist) so dermaßen kurzweilig vor, wie bei dieser „Stunde“. Entertainment at it’s best!!!
Fazit: Paul Naschy in Top-Form!! Ein Juwel von einem Film, das jeder Horror-Fan kennen sollte!!! Dieser Klassiker lässt jeden Filmabend zum Freudenfest werden!!!
Ähnlicher Film:
- Lady Frankenstein
- Totenchor der Knochenmänner
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