Informationen
OT:Sin City
ca.124 Minuten
USA 2005
- Robert Rodriguez
- Bruce Willis
- Mickey Rourke
- Jessica Alba
- Benicio del Toro
- u.a.
Story
SIN CITY, eine Stadt wie ein finsterer Moloch. Ein modernes, postapokalyptisches Sodom, dessen dunkle Straßenschluchten vor Sünde, Gewalt und Laster überquellen.
Hier, wo sich Kinderschänder, Zuhälter und Gewalttäter die Klinke in die Hand geben, überschneiden sich die Schicksale dreier Personen, geprägt von Selbstjustiz, Rache und der Suche nach Gerechtigkeit einerseits und Zuneigung andererseits. Ein herzkranker Ex-Cop, der zehn Jahre unschuldig in Isolationshaft saß und nun ein junges Mädchen, das er einst aus den Klauen eines Kinderschänders rettete, erneut vor ihrem damaligen Peiniger schützen muss. Marv, ein harter zerfurchter Typ mit weichem Kern, der durch einen perversen Kannibalen seiner großen Liebe beraubt wurde und bei seinem Rachefeldzug ein Komplott bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft aufdeckt. Und Dwight, der den gewalttätigen Ex-Freund seiner neuen Flamme unschädlich machen will und dadurch einen Bandenkrieg auslöst.
Kritik
Comic-Verfilmungen sind ja irgendwie eine Sache für sich. Kennt und schätzt man die Originalvorlage, wird man meistens durch die filmische Umsetzung bitter enttäuscht (siehe z.B. "HULK" oder "Die fantastischen Vier"). Kennt man das Comic nicht, läuft man Gefahr, zwar gut unterhalten zu werden, jedoch mangels Hintergrundwissens nicht wirklich den ganzen Charme einer Geschichte aufsaugen zu können oder gar einige Details der Handlung nicht zu verstehen.
Bei SIN CITY besteht diese Gefahr nicht. Von den Millionen Kinogängern dürften wohl nur wenige die Independent-Comics von Frank Miller im Vorfeld des Film gelesen haben. Trotzdem war die Resonanz des Publikums fast ausschließlich positiv. Wen wundert’s? SIN CITY funktioniert eben prächtig als eigenständiger Film. Er bestehet gewissermaßen aus drei Episoden, die jedoch irgendwie und irgendwann zusammenlaufen, wenn auch teilweise nur angeschnitten in einzelnen Szenen. Beispielsweise begegnen sich die Charaktere der einzelnen Episoden mal kurz in der Bar.
Robert Rodriguez betreibt ein munteres Farbspiel. Immer wieder werden in einzelnen Szenen wichtige oder stilvolle Elemente der Handlung farblich aus dem tristen Schwarzweiß hervorgehoben. Steven Spielberg hatte sich dieses technischen Mittels seinerzeit in seinem Holocaust-Drama "Schindlers Liste" dezent bedient, indem er aus einem anonymen Leichenberges das rote Kleid eines zuvor vorgestellten kleinen Mädchens hervorstechen ließ. Rodriguez geht mit diesem Stilmittel nach einen Schritt weiter. So kann es vorkommen, dass manche Dinge im Film nicht nur farblich dargestellt werden, in ihrer schwarzweißen Umgebung dadurch ohnehin schon wie ein Fremdkörper wirken, zusätzlich jedoch noch durch eine völlig untypische Farbgebung verstörend und befremdend erscheinen. Da spritzen die Blutfontänen plötzlich in neongelb, leuchten frische Arm- und Beinstümpfe, ebenso wie Schuss- und Stichwunden in genau derselben grellen Farbe. Derartige Szenen intensivieren den ganzen Comic-haften Flair des Film. Es hat den Anschein, als säße der Comiczeichner selbst über der Leinwand und würde mal hier, mal dort mit einem Farbpinsel herumexperimentieren und, unschlüssig über Sinn oder Unsinn seines Vorhabens, seinen Zeichnungen Farbe verleihen wollen.
Besonders gelungen ist die farbliche Untermalung am Ende von Episode II: Wenn die toughe Frauengang der Stadt sich zum Kampf gegen ihre Widersacher positioniert, die einzelnen Ladys mit verwegenem Blick, Waffen und wehenden Haaren über den finsteren Häuserschluchten der Stadt posieren, ragt über ihnen im Hintergrund ein blutroter, wolkendurchzogener Himmel empor, als kündige er das nun folgende Gemetzel an. Diese Szene ist mit eine der stärksten Einstellungen des Films und dürfte sicherlich Waffen- und Frauenfans gleichermaßen feuchte Träume bereiten. (Eine empfehlenswerte Webseite zum Thema "Girls with guns" gibt es übrigens hier: http://www.alex-in-wonderland.com)
Wohl nur selten hat man für einen "Erwachsenenfilm" eine so illustre Schauspielerriege vereint gesehen. Die Besetzungsliste von SIN CITY liest sich wie ein who-is-who des Hollywood-Action-Films. Dieses dürfte anscheinend Quentin Tarantinos Verdienst sein. Er hat durch seine grandiosen Filme ja eine derartige Reputation in der Filmwelt erlangt, dass ihm die Stars inzwischen wohl von selbst aus die Tür einrennen, nur um in seinen Filmen mitwirken zu können.
Wirklich alle Charaktere sind ausnahmslos perfekt besetzt. Sogar Elijah Wood, bisher in seinen Filmen eigentlich eher in der Rolle des Sympathieträgers zu sehen, macht entgegen aller vorausgegangener Skepsis als kannibalistischer Serienkiller mit übersinnlichen Fähigkeiten eine gute Figur. Sein dargestellter Charakter hat wirklich etwas sehr Dämonisches und Angsteinflößendes…
Eine wahre Augenweide ist die umwerfende Devon Aoki als Killerin Miho. Ob mit Hakenkreuz-Wurfsternen, Pfeil und Bogen, oder Samurai-Schwert: So eiskalt und brutal gleichsam aber auch grazil und schön wie sie hat sich wohl bisher noch keine Lady auf der Leinwand durch ihre armen Feinde gemetzelt…
Bruce Willis darf in seiner Rolle des herzkranken Cops Gefühle und Verletzlichkeit zeigen, gleichzeitig aber auch wieder seine typische Ausdauer und Zähigkeit. Es ist schön zu sehen, wie Actionheld Willis sich offensichtlich damit abfinden kann, langsam aber sicher älter zu werden und dieses entsprechend würdevoll bei seinen Rollen berücksichtigt und sich traut, das toughe Superheldenimage abzulegen.
Als absolut brillant muss die Vorstellung von Mickey Rourke angesehen werden. Rourke war nach einer ziemlichen Lebenskrise und Karriereknick schon so gut wie in der Gosse Hollywoods angelangt. Nach seiner Läuterung und Drogenentzug bezeichnete er "SIN CITY" in einem Interview als seine "zweite Chance". Was soll man sagen? Rourke hat sie genutzt!!! Er spielt Marv, einen muskulösen Hünen, dessen Humor so trocken und ledrig ist, wie sein narbenzerfurchtes Gesicht. Ein gesellschaftlicher Außenseiter, der endlich zum ersten Mal in seinem Leben Geborgenheit und Zuneigung durch die Prostituierte Goldie erfährt. Als ihm nicht nur seine Liebste genommen wird, sondern er selbst noch Opfer eines Komplotts wird, mutiert er zum gnadenlosen Rächer und entwickelt dabei nicht nur ein Faible für coole Sprüche, sondern auch noch für außergewöhnliche Selbstjustizmaßnahmen…
Generell zieht sich das Thema Selbstjustiz wie ein roter Faden durch den gesamten Film. Sin City ist hart, gewalttätig und macht wahrlich keine Gefangenen. Unverkennbar ist die Handschrift von Quentin Tarantino. Wahrscheinlich ist es der schwarz-weißen Farbgestaltung des Films zu verdanken, dass die Mordszenen alle komplett zu bewundern sind…
Mit seiner depressiven Grundstimmung zieht Sin City den Zuschauer wirklich runter. Definitiv kein Film für suizidgefährdete Menschen an einem regnerischen Nachmittag. Müsste man SIN CITY mit nur einem Wort beschreiben, so könnte dieses nur "COOL" heißen…
Ähnlicher Film:
- The Punisher
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