Informationen
OT:Nightmare
ca. 103 Minuten
USA 2005
- Dylan Bank
- Jason Scott Campbell
- Nicole Roderick
- Amin Joseph
- Noah Weisberg
- u.a.
Story
Ein ambitionierter junger Filmemacher (Jason Scott Campbell) hat gerade seinen ersten Kurzfilm in den Kasten gebracht und feiert das Ergebnis auf einer eigens dafür ausgerichteten Party. Dort trifft er auf die ebenso verführerische wie geheimnisvolle Natalya (Nicole Roderick), die ihm gehörig den Kopf verdreht und noch am selben Abend mit ihm im Bett landet. Nach der heißen Liebesnacht bemerken die Beiden am nächsten Morgen eine Kamera am Fußende des Bettes und sehen sich das Band an, natürlich in der Erwartung, darauf ihr Liebesspiel wiederzufinden. Doch dem ist nicht der Fall, statt ihrem ekstatischen Akt befindet sich ein grausames Snuff-Movie auf dem Band, auf dem kein anderer als die Beiden die Mörder sind. Natürlich können sich die Beiden die Situation nicht erklären, doch für den Filmemacher bringt sie einen genialen Einfall. Bei dem Filmkurs, den er regelmäßig besucht und dort als einer der besten Schüler gilt, schlägt er eine Verfilmung der unheimlichen Ereignisse vor, natürlich verschweigt er dabei, dass sich dies tatsächlich ereignet hat. Ein Ende für den Film steht noch nicht fest, das Drehbuch soll nach und nach fortgesetzt werden. Als der Filmemacher und Natalya kurz darauf wieder eine Nacht zusammen verbringen, finden sie am nächsten Morgen erneut ein Videoband, auf dem sie wiederholt dabei zu sehen sind, andere Leute brutal zu ermorden. Der Filmemacher setzt alles daran, die realen, mysteriösen Ereignisse in einen Film zu verwandeln und verliert alsbald immer mehr den Verstand. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen…
Kritik
Anspruch, oder sei es nur versuchter Anspruch im Horrorfilm, bringt immer sogleich ein gewisses Problem mit sich: er wird nicht erwartet. Wer sich einen Horrorfilm zu Gemüte führt, rechnet in der Regel damit, durch Konventionen gut unterhalten zu werden, doch wenn ein Film den Zuschauer dann überraschend dazu auffordert, den Denkapparat einzuschalten, dann kann dies immer äußerst unterschiedlich aufgenommen werden. Die einen haben sich längst an den immer selben Strickmustern des Genres sattgesehen und freuen sich über derartige Abwechslung, die anderen sehen keinen Grund, einem Film zu viel Aufmerksamkeit zu schenken, der sie eigentlich nur gut unterhalten sollte. Es ist ganz offensichtlich, dass der Regie-Newcomer Dylan Bank mit seinem Debut "Nightmare" gerade denen im Gedächtnis bleiben wollte, die verstrickte, knifflige Handlungen blutigen Gemetzeln präferieren, doch um das zu erreichen ist vordergründig erst einmal eines nötig: Talent. "Nightmare" ist zwar eines der Low-Budget Werke, denen man mindestens zugestehen muss, interessante Ansätze zu transportieren, doch es handelt sich dabei eben nur um leere Hülsen dessen, was Bank’s eigentlich auf die Leinwände zaubern wollte. Vorgestellt hat sich der Filmemacher, der in sich offensichtlich den Lynch des C-Movies sah, einen rapide gegen die gängigen Filmvorlagen verstoßenden, außergewöhnlichen und raffinierten Mindfuck, doch von derartigen Attributen ist "Nightmare" noch meilenweit entfernt. Dieser Film ist das beste Beispiel dafür, dass etwas gut gemeintes noch lange nicht seinen Zweck erfüllen muss. Die Story ist anfänglich noch leicht zu verfolgen. Ein namenloser Independent-Regisseur lernt eine junge Frau kennen und schläft mehrere Male mit ihr, wobei jedes Mal nach dem Akt neue Filme auftauchen, auf denen die Beiden gemeinsam bestialisch irgendwelche Leute ermorden. Der junge Mann nimmt dies als Aufhänger für seinen nächsten Film und kann alsbald nicht mehr zwischen Realität und Wahnvorstellung unterscheiden. An und für sich klingt dies noch durchaus annehmbar, doch leider gelingt es "Nightmare" zu keiner Sekunde, seinen Plot fesselnd oder nachvollziehbar an den Mann zu bringen. Ja, es geht sogar so weit, dass sich der Film irgendwann in immer abstrusere Bahnen lenkt, bis auch der Zuschauer jedweden Überblick verliert und dem Geschehen nur noch rätselratend gegenüberstehen kann. Ist das, was sich gerade abspielt, Teil des Films oder Part des Films im Film? Oder aber ist es nur ein Teil von irgendwelchen Wahnvorstellungen, die für den weiteren Handlungsfortschritt überhaupt nicht von Belang sind? Einen cleveren Einfall muss man den Machern dieses Werkes dann aber doch zugestehen: Der Film spielt sich sozusagen in mehreren Ebenen ab. Was sich in der scheinbaren Realität ereignet, wird von dem Hauptprotagonisten anschließend mit seiner Filmcrew verfilmt, so dass sich "Nightmare" sozusagen sogar in drei Ebenen abspielt: Der Realität, dem Filmdreh, also dem Nachdreh des real Geschehenen, sowie vielen Wahnvorstellungen, die jedoch meist nur unnötig Verwirrung stiften. "Nightmare" springt stets von einer obskuren Situation zur anderen, es gibt zahlreiche Zeitsprünge. Es ist keine Seltenheit, dass plötzlich etwas passiert, das mit dem Vorangegangenen in keinerlei Kontext steht, so dass irgendwann jeder Zuschauer verzweifelt resignieren dürfte. Kunst sollte es wohl sein, was Dylan Bank da mit seinem Debut auf die Beine stellte, doch viele Sympathisanten dürfte er hiermit nicht gewonnen haben. Der Film versucht zu sehr, großen Vorbildern wie Lynch oder Hitchcock nachzueifern und lässt dabei völlig den Unterhaltungswert außer Acht, der irgendwann gen Null sickert. Spannung entsteht schon deshalb nicht, weil man dem Geschehen nur selten wirklich folgen kann, so dass man sich irgendwann nur noch an den Schauwerten festzuhalten versucht. Da muss man auch nicht lange suchen, denn nackte Haut ist in dem Werk keine Seltenheit. Viel mehr noch, es kommt im Grunde sogar nur äußerst selten vor, dass gerade mal jemand völlig bekleidet durch die Szenarie läuft. Sexszenen spielen in dem Film eine große Rolle und sind beinahe schon überpräsent. Plastische Gewalt sucht man hingegen großteils vergebens, die Snuff-Videos, die immer wieder mal kurz gezeigt werden, wecken bestenfalls Abscheu und lassen Splatterfans kalt. Leider agieren auch nicht alle Schauspieler unbedingt so, wie man sich dies für die Glaubwürdigkeit des Films wünschen würde. Jason Scott Campbell für die Hauptrolle zu casten, war beispielsweise ein großer Fehlgriff. Der Mann legt ein derartiges Overacting an den Tag und verstreut derweilen noch eine solche Antipathie, dass man ihn als Hauptprotagonist nie so richtig annehmen möchte. Nicole Roderick hat indessen nicht viel mehr zu tun, als die meiste Zeit über nackt zu sein und gelegentlich mal verdutzt aus der Wäsche zu schauen, was ihr fraglos gut gelingt. Die restliche Besetzung ist nicht einmal mehr weiter nennenswert, da keiner der Darsteller lange in Erinnerung bleibt. "Nightmare" schießt leider komplett an seiner Intention vorbei und liefert statt einem subtilen Horrorspiel à la Lynch vielmehr eine verwirrende und letztendlich komplett belanglose Schlaftablette. Der gute Wille war da, doch das rettet Dylan Bank’s Debütfilm nicht vor dem Totalfiasko. Was anfangs noch einigermaßen interessant beginnt, entwickelt sich irgendwann zu einem nicht enden wollenden Langweiler, dessen Story sich in immer mehr Rätseln verliert. Es ist dem Projekt anzumerken, dass einiges an Mühe und Aufwand dahinter steckte, doch wenn das Endresultat nicht überzeugt, rettet auch der edelste Wille nichts. Es spricht somit nichts dagegen, sich diese 103minütige Zeitverschwendung besten Gewissens zu ersparen.
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