Informationen
OT:Nachts, wenn der Teufel kam
ca.100 Minuten
Deutschland 1957
- Robert Siodmak
- Mario Adorf
- Annemarie Düringer
- Werner Peters
- Hannes Messemer
- u.a.
Story
Nazi-Deutschland befindet sich im Zweiten Weltkrieg. Während es an der Front dem bitteren Ende entgegen geht, sitzt Soldat Willi Keun aufgrund einer schweren Verletzung in seiner Heimat fest. Es kränkt ihn, dass er seine Kameraden an der Front nicht unterstützen kann.
Aber er versucht seinen Dienst treu anzutreten und ehrt zum Beispiel weibliche Erntehelfer für deren Verdienste am Vaterland. Als eines abends mal wieder Fliegeralarm ausgerufen wird, flüchtet Willi in den Luftschutzbunker, so wie viele Male zuvor. Allerdings soll dieses Mal die Flucht sein Leben nachhaltig verändern. Er findet seine Freundin Lucy tot auf. Sie wurde erwürgt und er wird zum Hauptverdächtigen, da niemand anderes in der Nähe ist. Für alle ist bald klar, dass nur Willi Keun als Mörder in Frage kommt. Nur Kriminalkommissar Kersten glaubt nicht an seine Schuld. Denn Kersten weiß von mehreren Vorfällen dieser Art, die in der Vergangenheit begangen und nicht aufgeklärt wurden. Er denkt, dass ein Serienmörder umhergeht, doch das ach so perfekte Nazi-Deutschland will ihm keinen Glauben schenken…
Kritik
„Nachts, wenn der Teufel kam“ erzählt die wahre Geschichte des Serienmörders Bruno Lüdke. Es konnte zwar nie einwandfrei geklärt werden, ob Lüdke die ihm vorgeworfenen Taten wirklich begangen hat, es spricht allerdings einiges dafür. Lüdke wurden seitens der Polizei 53 Morde zu Lasten gelegt, die als aufgeklärt galten. Lüdke selbst hat während seiner Haft 84 Tötungen gestanden. Dem Mörder selbst war die Anzahl der Tötungen und deren Aufklärung egal. Er war geistig zurückgeblieben und nicht zurechnungsfähig. Aufgrund seiner Taten wurde der Serienmörder am 26. April 1944 in Wien hingerichtet – Zumindest wurde der Totenschein an diesem Tag unterschrieben.
Soweit zu den nackten Fakten. Der Film selbst beschäftigt sich zwar oberflächlich mit Lüdke und hat sogar mit Mario Adorf einen jungen, talentierten Darsteller (seine sechste Rolle im zarten Alter von 27) für die Rolle des Serienkillers, doch Regisseur Robert Siodmak (u.a. „Draculas Sohn“ 1943) stellt den Übermut des deutschen Militärs mit seinen verlogenen Strukturen in den Vordergrund der Geschichte. Ob Adorf in der Rolle des Bruno Lüdke überzeugen kann, ist nur schwer zu beurteilen, da die Rolle des Serienmörders nicht viel mehr zeigt als eine dümmliche Person, die sich ohne nachzudenken durch die Kulissen bewegt. Auf eine detailgetreue Charakterzeichnung wurde verzichtet, was natürlich sehr schade ist. Gerade schwer irritierte Persönlichkeiten bieten doch viel Potential zur filmischen Unterhaltung. Man möchte Abgründe sehen, die ja offensichtlich vorhanden sind, aber man bekommt nichts gezeigt.
Die nach einem Zeitungsartikel erstandene Gesichte weiß ganz gut zu unterhalten. Die Spannung hält sich zwar in Grenzen, dafür gibt es aber eine dichte, realistische Atmosphäre und genug interessanten Stoff für den Zuschauer um durchzuhalten. Richtige Längen gibt es während der 100 Minuten Spielzeit auf jeden Fall nicht. Robert Siodmak hat das Kriminal-Drama technisch gut in den Kasten gebracht, auch wenn es keine besonderen Einlagen wie Schnitte oder Kamerafahrten gibt. Das verwundert aber auch nicht, da sich Siodmak, wie bereits erwähnt, intensiv mit dem Nationalsozialismus in Deutschland und dessen Rechtsprechung auseinandersetzt.
Betrachtet man „Nachts, wenn der Teufel kam“ als Kriminal-Drama oder Studie über den deutschen Faschismus, muss man schon zum Schluss kommen, dass es sich hierbei um einen richtig guten, interessanten und lehrreichen Film handelt. Wer sich allerdings viele interessante Informationen über den Menschen Bruno Lüdke erhofft, wird bei „Nachts, wenn der Teufel kam“ nicht das finden, was er sucht. In diesem Fall sollte dann doch besser auf Literatur zurückgegriffen werden.
Kommentare