Informationen
OT:Live Feed
ca.81 Minuten
Kanada 2006
- Ryan Nicholson
- Taayla Markell
- Kevan Ohtsji
- Rob Scattergood
- Ashley Schappert
- u.a.
Story
Fünf junge Leute aus den Vereinigten Staaten machen Urlaub in einem asiatischen Land, müssen allerdings schnell feststellen, dass die Uhr dort ganz anders als zu Hause tickt. Als das partygeile Fünferpack nämlich sieht, wie auf offener Straße ein kleiner Hund zwecks anschließender Zubereitung und Verzehrung abgeschlachtet wird, finden sie das gar nicht so toll und brechen beinahe einen Streit mit dem Verantwortlichen vom Zaun. Um sich etwas abzulenken, wird anschließend ein Striplokal aufgesucht. Trotz heißer Bühnenshow findet man jedoch auch hier nicht die gewünschte Entspannung, denn blöderweise geraten die Amerikaner mit einigen äußerst gefährlichen Yakuzas in Konflikt, die kurz zuvor erst noch einen Polizisten mit einem Bunsenbrenner bearbeitet haben.
Nach diesem Ereignis haben die Freunde nichts besseres zu tun, als sich in einem schmuddeligen, verdreckten und überaus versifften Pornokino niederzulassen. Dort mieten sie sich ein Zimmer, um nach dem Stress mal ordentlich die Sau rauszulassen. Was sie jedoch nicht ahnen, ist die Tatsache, dass der Pornoschuppen von einem gewissenlosen Irren geleitet wird, der der Mafia die Möglichkeit bietet, ihre Opfer brutal zu foltern, und dies auf die großen Leinwände übertragen zu lassen. Ehe sie es sich versehen werden die Fünf von den Perversen gefangen genommen und anschließend aufs Brutalste gefoltert…
Kritik
Während die härtere Gewalt langsam und behutsam wieder ihren Weg zurück in die großen Lichtspielhäuser findet, ist sie im Independentbereich schon seit jeher vertreten. Als zuletzt "Hostel" Aufsehen erregte, konnte der Streifen wohl nur die gängigen Mainstreamkonsumenten wirklich schocken, während aber ein Horror-vertrautes Publikum nichts wirklich neues zu sehen bekam. Mit Sicherheit war auch Ryan Nicholson einer von denen, die sich von dem großen Hype mehr erhofften, und kam so letztendlich zu dem Entschluss, die Regie bei dem auffallend ähnlich gestrickten Folterfilmchen "Live Feed" zu übernehmen, um so quasi all jene zu entschädigen, die glaubten, bei "Hostel" zu kurz gekommen zu sein. Eine gute Grundüberlegung, wären da nicht zwei Probleme: Zum Einen dürfte sich das Budget von Nicholson absolut nicht mit dem vergleichen lassen, das Eli Roth für "Hostel" zur Verfügung stand, außerdem wird "Live Feed" nie und nimmer die Aufmerksamkeit seines Vorbildes erhalten und nur in Fankreisen die Runde machen.
Ryan Nichsolson kann sicherlich ein glückliches Händchen mit dem Zeitpunkt des Releases von "Live Feed" unterstellt werden, denn bislang gibt es noch nicht all zu viele Trittbrettfahrer, die eine Kopie von "Hostel" ablieferten, um sich auch mal wieder ins Gespräch zu bringen. Je mehr Nachahmer ein erfolgreicher Film erhält, desto mehr muss jede einzelne Kopie, die darauf folgt, verändert werden, damit ihr keine absolute Ideenlosigkeit unterstellt werden kann. Da "Live Feed" aber das erste Machwerk ist, das die gleiche Schiene wie "Hostel" befährt, dürfte es kaum jemanden stören, dass sich die Story im Grunde genommen kaum verändert hat. Anstatt in der Slowakei werden die Amis hier in Asien gefoltert, das ist jedoch auch der einzige, vermerkbare inhaltliche Unterschied.
Während die Story im Grunde genommen eine Kopie von Roth’s Folterfilm darstellt, haben die Streifen von der Machart her aber nur noch wenig miteinander gemein. "Hostel" war recht brutal, keine Frage, aber es war eben an allen Ecken und Enden noch aufpolierter Mainstream, während "Live Feed" eher dem Low Budget Sektor entsprungen ist. So wurde auch nicht an Originalschauplätzen gedreht, sondern in Kanada in irgendwelchen asiatischen Stadtvierteln. Um dieses Manko wieder wettzumachen versucht Nicholson von Anfang an, sein Publikum durch nackte Tatsachen und Gewalt bei Laune zu halten. Ob ihm das gelingt, dürfte eine sehr individuelle Frage sein. Wer auf nackte Haut steht, dürfte jedenfalls schnell über die billige Inszenierung des Films hinwegsehen, denn es wird stellenweise soviel gezeigt, dass die Grenze zum Hardcore nicht mehr all zu weit entfernt liegt.
Wie dem auch sei, wer sich von einem Film mehr erhofft als plumpe Sexszenen und selbstzweckhafte Gewalt, dem sei "Live Feed" nicht ans Herz zu legen. Das Ganze läuft nur darauf hinaus, ein paar möglichst brutale Szenen zu zeigen, der Rest scheint Nicholson egal gewesen zu sein. Die Machart des Films hebt sich nur leicht über die eines Amateurstreifens ab. Die Sets, insbesondere das Sexkino, sind zwar recht düster, aber keinesfalls so stimmig wie das verlassene Industriegelände in "Hostel". Überall hängen hier Pornobilder an der Wand, schmuddelige Sexfilmchen werden in jedem Zimmer gezeigt und der Schmutz dringt aus allen Winkeln. Leider gelingt es Nicholson nicht, sich diese dreckige Umgebung richtig zu Nutze zu machen, da es ihm sichtlich einzig und allein um seine Gewalteffekte ging. Bekanntlich ist der Gute schon seit einiger Zeit als Special-Effects Artist im Filmbereich tätig, und da drängte es ihn wohl sehr, nach seinem ersten Kurzfilm "Torched" ein weiteres Mal auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Vielleicht sollte man dem Guten mal erklären, dass das wichtigste Element eines guten Horrorfilms jedoch nicht das Blut, sondern die Spannung ist. Wenn mir nach bloßer Gewalt ist, kann ich mir gleich einen trashigen Splatterfilm ansehen, doch "Live Feed" erhebt leider selbst den Anspruch, ernstes Terrorkino sein zu wollen. Dass ich nicht lache.
Der Film hat seine angsteinflößenden Momente, das möchte ich nicht leugnen. Alles in allem ist aber stets erkennbar, dass nichts anderes als die Blutszenen im Vordergrund stehen. Penisse werden abgeschnitten, gebraten und gegessen, Brüste aufgestochen, und einer besonders bemitleidenswerten Frau wird sogar oral eine Schlange eingetrichtert, die ihr anschließend wieder aus dem Bauch herausgeschnitten wird. Gore-Fans, die nichts anderes als selbiges sehen wollen, kommen bei "Live Feed" auf ihre Kosten, da das Blut wirklich gut spritzt und vom Regisseur nicht eingespart wurde. Ansonsten will sich aber nichts so recht zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Alles wirkt wie ein billiger Versuch, das Vorbild "Hostel" möglichst kontrovers zu kopieren, doch mit Effekten allein ist dies nicht getan. Es dauert nicht lange, bis einen der Streifen aufgrund seiner billigen, dilettantischen Machart zu langweilen beginnt und man sich nur noch von Splatterszene zu Splatterszene spult. Was anfangs noch recht hart ist, verliert sich irgendwann in sinnbefreiten Blutspritzorgien, die dem Begriff "Terrorfilm" nicht gerecht werden. In vollkommener Lächerlichkeit verliert sich "Live Feed" spätestens dann, wenn sich die gequälten mit Schusswaffen und Ninja-Schwerten an ihren Peinigern rächen dürfen.
Vielleicht hätte man schon etwas dazu gewonnen, wenn man auf professionelle Schauspieler gesetzt hätte, doch dieses unbeholfene Gezappel vor der Kamera lässt keinerlei Gefühl von Mitleid oder Identifikation aufkommen. Die Akteure, ganz egal ob sie nun auf der "guten" oder der "bösen" Seite stehen, sind durch die Bank weg unsympathisch, spielen überdreht und meist einfach nervend. Dass sich so auch kein nur halbwegs bekannter Name im Cast finden lässt, sollte nicht wundern.
Ryan Nicholson wollte mit "Live Feed" eine wesentlich härtere und rohere Version von "Hostel" an den Mann bringen, doch in der schlussendlichen Umsetzung kann man den Streifen in keiner Weise mit dem Folterfilm von Eli Roth vergleichen. Während einem dieser durch seine professionelle Machart noch das Adrenalin durch die Nervenbahnen trieb, langweilt "Live Feed" durch seine hilflose und dilettantische Aufmachung. Wer mal wieder Lust auf einen blutigen Low-Budget Film hat, bei dem nichts anderes als die Effekte zählen, der ist hier richtig aufgehoben, aber allen anderen sei dieser Streifen abzuraten. Sex und Gewalt alleine machen eben noch lange keinen guten Film, sofern beim Rest so rein gar nichts stimmen will.
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