Informationen
OT:Secret Window
ca.92 Minuten
USA 2004
- David Koepp
- Johnny Depp
- John Turturro
- Maria Bello
- Timothy Hutton
- u.a.
Story
Nachdem der Romanautor Mort Rainey (Johnny Depp) von seiner Frau Amy (Maria Bello) betrogen wurde, zieht er sich völlig verletzt in ein einsames Holzhaus zurück, das in einem großen Waldstück samt dazugehörigem See liegt und fristet dort seine Zeit. Nur sein treuer Hund Chico und die alte Putzfrau Mrs. Garvey (Joan Heney) leisten Mort hier Gesellschaft, was ihm die Möglichkeit bietet, in Ruhe an seinem neuen Buch weiterzuschreiben. Die Sache mit seiner Frau, die derweil mit ihrem neuen Liebhaber Ted (Timothy Hutton) in Mort’s altem, wunderschönem Haus lebt, belastet ihn sehr, was ihn zu einer Schreibblockade treibt. Eines Tages steht ein Mann namens John Shooter (John Turturro) vor Mort’s Tür, der behauptet, Mort habe ihm die Geschichte "Das geheime Fenster" gestohlen, veröffentlicht und sei dadurch unrechtmäßig zu Ruhm gekommen. Mort ist sich jedoch keiner Schuld bewusst und teilt dies dem Fremden auch klar mit.
Schon bald muss er allerdings feststellen, dass mit diesem John Shooter nicht zu spaßen ist, als er seinen Hund Chico mit einem Schraubenzieher im Kopf vor dem Haus vorfindet. Als Shooter kurz darauf wieder auftaucht, meint Mort, beweisen zu können, dass er die Geschichte selbst geschrieben hat, da sie 1995 in einem Magazin gedruckt wurde und Shooter behauptete, sie später geschrieben zu haben. Das Magazin befindet sich noch in seinem alten Haus, in dem es sich Ted und Amy inzwischen gut gehen lassen. Als Mort beschließt, das Magazin aus dem Haus zu holen, um seine Unschuld zu beweisen, muss er mit Entsetzen feststellen, dass es bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Zu seinem Schutz beauftragt Mort den New Yorker Privatdetektiv Ken Karsch (Charles S. Dutton), der mehr über den seltsamen Fremden herausfinden soll. Doch es soll letzten Endes alles ganz anders kommen…
Kritik
Als "Das geheime Fenster" vor gut zwei Jahren in die Kinos kam, habe ich es leider versäumt, mir den Streifen anzusehen und irgendwann versank er dann im Sumpf des Vergessens. Da ich es mir aktuell allerdings zur Aufgabe gemacht habe, mir möglichst alle Werke mit Johnny Depp ins Regal zu stellen, erinnerte ich mich eines Tages wieder an "Das geheime Fenster" und legte ihn mir logischerweise rasch zu. Ein Kauf, der sich im Nachhinein betrachtet wirklich gelohnt hat! Der Streifen ist ein Fest an Spannung und Atmosphäre und dürfte auch jeden Depp-Fan voll und ganz zufrieden stellen. Betrachtet man mal, wer hierzu die Vorlage lieferte, wundert einen nichts mehr – von Stephen King höchstpersönlich stammt die Geschichte "Secret Window, Secret Garden", die David Koepp in seinem sechsten Film eindrucksvoll umsetzte. Dieser wiederum zählt zu den bekanntesten Drehbuchautoren Hollywoods und schrieb bereits die Drehbücher zu Filmen wie "Jurassic Park", "Mission: Impossible", "Spiel auf Zeit", "Panic Room" und "Spider-Man", um nur mal einige Beispiele zu nennen. Auch als Regisseur war Koepp schon aktiv und bescherte der Filmwelt den unheimlichen Mysterythriller "Echoes – Stimmen aus der Zwischenwelt" mit Kevin Bacon in der Hauptrolle. Ein in der Filmwelt alles andere als unbeschriebenes Blatt also, das mit "Das geheime Fenster" einen weiteren Volltreffer landen konnte.
Ausgangspunkt für die hier erzählte Geschichte ist anfangs eine zerstörte Ehe. Amy betrügt Mort und läutet somit das Ende ihrer langjährigen Beziehung ein. Er, vollkommen den Boden unter den Füßen verloren, zieht sich in ein einsames Haus in der Wildnis zurück und wird dort kurz darauf von einem scheinbar Irren terrorisiert. Von Anfang an ist "Das geheime Fenster" dabei sehr unheilvoll und mysteriös in Szene gesetzt, beleuchtet wunderbar, wie sich Mort langsam aber sicher dem Wahnsinn nähert. Die Isolation und die Einsamkeit, der er weit weg von anderen Menschen in seiner Hütte ausgesetzt ist, sind dabei fast schon spürbar und durch Johnny Depp wirklich hervorragend gespielt.
"Das geheime Fenster" kann einen langsamen und konstanten Spannungsaufbau sein Eigen nennen und macht oftmals von sich langsam anschleichenden Schockszenen gebrauch. Im ersten Moment weiß man noch nicht, was es mit dem Fremden. Auf den ersten Blick wirkt er normal und nicht weiter bedrohlich, doch sein Verhalten Mort gegenüber gibt schnell darüber Auskunft, dass er alles tun würde, um klar zu machen, dass er die Geschichte "Das geheime Fenster" zuerst geschrieben hat. Um das zu bewerkstelligen schreckt er sogar vor Mord und anderen kriminellen Taten nicht zurück. Mort ist also ganz alleine dieser Bedrohung ausgesetzt, da auch der im angrenzenden Ort lebende Sheriff Newsome keine wirkliche Hilfe darstellt. Zu diesem Konflikt gesellen sich noch die Schmerzen Mort’s angesichts seiner gescheiterten Ehe und der Tatsache, dass Amy nun mit Ted ein glückliches Leben führt. Mort wird also langsam um den Verstand gebracht, was ihm auch deutlich anzusehen ist. Er verwahrlost, spricht mit sich selbst, leidet gar unter Verfolgungswahn.
Als der Fremde immer brutaler und rabiater vorgeht, rechnet Mort mit einem Einschüchterungsversuch Ted’s, der Mort dazu bewegen soll, endlich die Scheidungspapiere zu unterzeichnen. Regisseur David Koepp will einen damit auf eine von vielen möglichen Fährten führen, doch die Wahrheit ist eine andere und das Ende ganz anders, als man es sich zuerst vorstellen würde. Obwohl ich nicht zu viel verraten, und die Spannung erhalten bleiben möchte, muss ich schon sagen, dass ich mit dieser Auflösung nicht gerechnet hätte und sie mir durchaus einige wohlige Schauer bereiten konnte. Dieser Twist ist weder unglaubwürdig, noch unpassend sondern die logische Antwort auf das zuvor Geschehene und somit sicherlich für jeden Zuschauer sicherlich ein unvorhergesehener Schlag in die Magengrube.
Nicht nur spannungstechnisch betrachtet, sondern auch auf der visuellen Ebene weiß "Das geheime Fenster" zu gefallen. Schon die Eröffnungssequenz, in der Mort in seinem Wagen sitzt und ihn sein Unterbewusstsein dazu überreden möchte, einfach wegzufahren und das Motel, in dem er seine Frau mit ihrem Liebhaber vermutet, hinter sich zu lassen, und er letzten Endes doch in das Zimmer der Beiden hineinstürmt, ist großartig und verstörend zugleich in Szene gesetzt. Die Landschaftsaufnahmen in der nächsten Szene hingegen sind über alle Maße beeindruckend, was auch für die Kamerafahrten gilt.
Etwas zu kritisieren bleibt aber dennoch und zwar in diesem Fall, dass bei dem Streifen irgendwann die Spannung auf der Strecke bleibt. Gerade im letzten Drittel verlässt sich Koepp zu sehr auf den vorangegangenen Plottwist und lässt stellenweise die Suspense vermissen. Ebenso dürfte es sicherlich vielen nicht zusagen, dass "Das geheime Fenster" sich Zeit lässt, seine Charaktere einzuführen, um sie glaubhaft darstellen zu können. Ich persönlich habe mich daran keineswegs gestört, sondern finde, dass dies sogar sehr gut zum Spannungsaufbau beiträgt.
Gewohnt meisterhaft glänzt wie gewohnt Johnny Depp, der hier in der Hauptrolle den kompletten Film für sich beansprucht. Ich kann mich an keine Szene erinnern, in der er nicht die ganze Aufmerksamkeit des Zuschauers auf sich lenkt. Seine Ausstrahlung ist enorm und sein Aussehen wie immer ein Grund für die Damenwelt, sich diesen Streifen sofort anzueignen. Mit schicker Brille und blondem, wild wachsenden Haar zeigt er sich von einer neuen, sexy Seite die den Piratenlook des Kassenschlagers "Fluch der Karibik" schon wieder vergessen lässt.
Dass Depp alle anderen Akteure locker an die Wand spielt, muss ich vermutlich nicht erwähnen. John Torturro, Mario Bello und Timothy Hutton geben sich dennoch Mühe, das Beste aus ihren Rollen herauszuholen, was insbesondere erstgenanntem spielend leicht gelingt. Obwohl er auf den ersten Blick keinesfalls bedrohlich wirkt, verkörpert er den unbekannten Fremden sehr wirkungsvoll. Bello und Hutton hingegen schlagen sich mit Mühe mit ihren kleinkarierten Charakteren herum, verwandeln eine vom Drehbuch stark eingeschränkte Charakterisierung aber immer noch in eine gute Schauspielerleistung.
"Das geheime Fenster" ist ein spannungsgeladener, effektiver Thriller, der durch eine sich ständig steigernde Atmosphäre zu unterhalten weiß und mit einer überraschenden, wie auch konsequenten Wendung aufwartet. Der hauptsächliche Pluspunkt für den Streifen ist allerdings Johnny Depp, der faszinierend wie kein zweiter den gelangweilten, frustrierten Kerl raushängen lässt, der am Arsch der Welt vor sich hinvegetiert. "Das geheime Fenster" ist zwar dann und wann kurz vor sich hinplätschernd, aber alles in allem ganz große Klasse.
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