Informationen
OT:Fascination
ca.78 Minuten
Frankreich 1979
- Jean Rollin
- Brigitte Lahaie
- Franka Mai
- Jean-Marie Lemaire
- u.a.
Story
Frühes 20. Jahrhundert, eine Zeit, in der das Trinken von Ochsenblut als bestes Mittel gegen Blutarmut galt: Der Dieb Marc gerät auf seiner Flucht vor seinen Komplizen, denen er deren Anteile an einer Tasche voller Gold unterschlagen hat, auf ein Wasserschloss. Mit Ausnahme von 2 schönen jungen Frauen scheint das Schloss unbewohnt zu sein, denn die Schlossherren werden erst in einigen Tagen zurück erwartet.Während draußen Marcs Verfolger das Schloss belagern, versuchen Eva und Elisabeth ihren Gast zu überzeugen, bis zum Abend zu bleiben, für den nämlich noch weitere Gäste zu einer mysteriösen Veranstaltung erwartet werden.
So kümmert sich Eva erst um Marcs sexuelle Bedürfnisse (was bei Elisabeth, die offenbar ein lesbisches Verhältnis mit Eva hat, zu Eifersucht führt), bevor sie den Komplizen das Gold aushändigt. Der Anführer möchte sie vergewaltigen, doch endet er mit einem Messer im Bauch, bevor der Rest der Bande mit einer großen Sense gemeuchelt wird. Elisabeth warnt Marc, er solle doch nicht bis zum Abend bleiben, doch davon will er nichts wissen.
Am späten Abend erscheint zunächst Hélène, die offenbar die Chefin einer Gruppe von 7 Frauen ist, die sich regelmäßig auf dem Schloss treffen, bevor noch die restlichen 4 Mädels ankommen. Marc gefällt sich natürlich als Hahn im Korb, man feiert, doch noch hat Marc nicht realisiert, weshalb sich die Ladys auf dem Schloss treffen…
Die Frauen wollen sich nämlich nicht mehr mit Ochsenblut begnügen…
Kritik
„Jetzt bist du in der Welt von Elisabeth und Eva, in der Welt von Wahnsinn und Mord!“
Bevor ich diesen Film zum ersten Mal sah, war mir der Name Jean Rollin nicht wirklich ein Begriff. Ich wusste, dass es Menschen gab, die in höchsten Tönen von seinen Filmen schwärmen, doch war in Deutschland praktisch nichts erhältlich, abgesehen von 2 Filmen, die Staatsanwälten und Richtern missfielen. Die Label X-Rated bzw. X-NK haben dies zum Glück geändert und eine „Jean Rollin Collection“ aufgelegt, in der „Fascination“ als # 5 erschienen ist.
Und das ist auch gut so! „Fascination“ erscheint mir ideal, um in die Filme von Jean Rollin einzusteigen. Wer Blutsuppe und Gedärmeweitwurf sucht, ist hier an einer Adresse, wie sie falscher nicht sein könnte. Rollin machte vielmehr einen ruhigen, ja geradezu poetischen Film von erlesener Schönheit zum Thema der lesbischen Vampire, verbunden mit wundervoller Musik.
Rollin gelingt es Szenen zu erschaffen, die man immer wieder sehen möchte. Dazu gehört gleich zu Beginn im Schlachthof eine Szene, in der sich eine Frau ihre Lippen mit Blut benetzt. Die Szene, in der Elisabeth und Eva mit Dolchen vor Marcs Gesicht herumfuchteln. Hélènes blutrot geschminkte Lippen. Die transparenten Gewänder der Mädels. Auch die Sexszenen sind Rollin erotisch gelungen.
Einfach wundervoll gemacht ist das Duell zwischen Eva und der Frau aus der Bande. Erst verfolgt Eva, nackt unter ihrem wallenden schwarzen Umhang, die Frau, dabei die riesige Sense schwingend. Dann stehen sich beide Frauen gegenüber, Eva mit der Sense, ihre Rivalin mit einem Vergleich dazu lächerlichen Messer. Rollin zeigt beide im Gegenschnitt, dabei wundervolle Close-ups ihrer Gesichter erzeugend. Die andere im blütenweißen Kleid wendet sich zur Flucht, kommt aber nicht weit, eine Sense erlaubt schließlich einen großen Aktionsradius…(hiervon hatte ich vor Jahren mal ein Foto gesehen, seitdem wollte ich diesen Film sehen).
Rollin spielt im Film selbst mit, er ist der einfältig wirkende, vierschrötige Schlachter in der Schlachthofszene am Anfang. Wer ihn dort sieht, würde nie im Leben glauben, dass dieser Mann in der Lage wäre, einen so unglaublich schönen Film zu fabrizieren.
Die Schauspieler waren mir allesamt unbekannt, mit Ausnahme der großartigen Brigitte Lahaie natürlich. Sie startete ihre Karriere als Pornostarlet, bevor sie Ende der 70er auch in Spielfilmen auftauchte. Noch später trat sie gar im Theater auf. Hier verkörpert sie die Eva und ihre erotische Ausstrahlung kommt auch auf dem Bildschirm großartig rüber, da würde ich auch ich mir gerne das Blut aussaugen lassen… In Frankreich hat sie auch eine Autobiographie veröffentlicht, die es aber meines Wissens nie zu einer deutschen Übersetzung geschafft hat. Schade! Nächsten Monat (also im Oktober 2005) feiert die Lahaie, die quasi zu Rollins Stammbesetzung gehört, ihren 50. Geburtstag. Happy Birthday!
Dank der deutschen Veröffentlichung kann man nun problemlos an den Film herangekommen und die Chance sollte man nicht an sich vorüberziehen lassen. Hier wartet Kino voller Herzblut auf Entdeckung. Viele werden damit nichts anfangen können, das ist okay. Die anderen, die bereit sind, sich von Rollin verzaubern zu lassen, werden umso begeisterter sein. Ich selbst habe den Film in den letzten 8 Wochen mittlerweile 5mal gesehen, und es wird sicherlich noch nicht das letzte Mal gewesen sein. Der Genuss eines guten Rotweins ist während des Filmvergnügens natürlich Pflicht.
Fascination? Ja, Fascination!
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