Informationen
Drehland | Japan |
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Drehjahr | 1977 |
Laufzeit | ca. 146 Minuten |
Regie | Yoshitaro Nomura |
Darsteller | Ken’ichi Hagiwara Torahiko Hamada Mayumi Ogawa Tsutomu Yamazaki u.a. |
Bild |
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Ton | DD2.0 |
Sprachen | Japanisch |
Untertitel | Deutsch |
LC | 2 |
FSK | 16 |
Story
Nach Jahren der Trennung kehrt der Flugangestellte Tatsuya zu seiner Familie zurück. In seinem Heimatort soll er als letzter männlicher Nachkomme das Familienerbe antreten. Aber seine Rückkehr steht unter keinem guten Stern. Mysteriöse Morde ereignen sich. Es scheint, als würde der Jahrhunderte alte Fluch, der auf dem „Dorf der acht Grabsteine“ lastet, seine Erfüllung finden. Gemeinsam mit Miyako, der Vertrauten der Familie, macht sich Tatsuya auf die Suche nach dem Mörder…
Kritik
Die Filmwelt ist ungerecht. Da gibt es einerseits Filme, die niemand wirklich braucht, und andererseits Filme, die kaum jemand kennt. Zu letztgenannter Gruppe gehört zweifelsohne der japanische Thriller „Das Dorf der acht Grabsteine“, der hierzulande – nicht zuletzt mangels deutschsprachiger Veröffentlichung – bislang zu Unrecht ein unliebsames Schattendasein fristen musste. Das ist jetzt vorbei.
Als sechsten Teil der Serie “Japanische Meisterregisseure” präsentiert Polyfilm Video den Film nun erstmals auch dem deutschen Publikum und lässt es endlich in den Genuss dieses hochkarätigen Mixes aus Mystery-Thriller, Historiendrama und klassischem whodunnit-Krimi kommen.Über 145 Minuten Spielzeit bietet das Werk des preisgekrönte Regisseurs Yoshitaro Nomura ebenso vielschichtige wie spannende Unterhaltung.
Der Film entführt den Zuschauer in das historische, von Gewalt geprägte Japan des 16. Jahrhunderts, fesselt ihn im Japan der Gegenwart mit einer packenden Kriminalgeschichte und einer Mörderhatz à la Agatha Christie und zieht ihn mit einem permanenten Hauch dezenter Mystik in seinen Bann.
Bei der Verfilmung des Kriminalromans „Yatsuhaka-mura“ von Seishi Yokomizo konnte sich Yoshitaro Nomura auf ein erfahrenes Team japanischer Filmvirtuosen verlassen. So stand dem vielseitigen Filmemacher, der in verschiedenen Genres zuhause war, sich aber in erster Linie durch Thriller wie „Dämon“ („Kichiku“, 1978) einen Namen machte, als Drehbuchautor niemand geringeres als Shinobu Hashimoto zur Seite. Der Scriptwriter, der seinerzeit schon an den Akira Kurosawa-Meisterwerken „Rashomon“ (1950) und „Die sieben Samurai“ („Shichinin no samurai“, 1954) beteiligt war, zeigt auch hier, dass er sein Handwerk versteht. So verwundert es nicht, dass manche historische Rückblenden im Film nicht selten an die Werke Kurosawas erinnern. Seiner Entstehungszeit gemäß – Meiko Kaji oder Sonny Chiba zogen als „Lady Snowblood“ („Shurayukihime“, 1973) oder „Streetfighter“ („Gekitotsu! Satsujin ken“, 1974) gerade erfolgreiche Blutspuren auf der japanischen Kinoleinwand der 70er Jahre – spart der Film dann stellenweise auch nicht mit graphischer Gewalt. Letztendlich überwiegen vor den teils prächtigen Kulissen (u.a. einer fast schon surreal wirkenden Tropfsteinhöhle) jedoch die ruhigen Momente. Actionverwöhnte Zuschauer sollten also angesichts mancher Längen keine nonstop-Achterbahnfahrt erwarten…
Doch nicht nur optisch macht „Das Dorf der acht Grabsteine“ etwas her. Als herausragend zu erwähnen ist der wunderschöne Soundtrack von Yasushi Akutagawa, der in aller Regelmäßigkeit die Werke Yoshitaro Nomura’s musikalisch begleitete.
Während sich die Romanvorlage im Wesentlichen auf die Figur des Detektivs Kôsuke Kindaichi konzentriert, reduzierten Regisseur Nomura und Drehbuchautor Hashimoto diesen Part lediglich auf eine Nebenrolle, die dann aber glänzend ausgefüllt wird von Kiyoshi Atsumi, dem Star der japanischen Kult-Comedy-Serie „Tora-San“.
Wesentlich mehr Spielraum hat hingegen Hauptdarsteller Kenichi Hagiwara („Kagemusha – Der Schatten des Kriegers“, 1980), dem die Ehre zuteil wird, nach dem Mörder zu suchen, selbst als Mörder verdächtigt zu werden, das Geheimnis um den Fluch aufzudecken und sich gleichzeitig noch um die Klärung seiner eigenen Identität zu bemühen.
Viele Dinge auf einmal, die ein Mann alleine kaum bewältigen kann. Als Unterstützung gegen Fluch und Verdammnis steht ihm daher auch die attraktive Mayumi Ogawa zur Seite, die ein Jahr später auch in Nomura’s „Dämon“ dem Mystischen frönen durfte und die immerhin auch mit einer Beteiligung an der japanischen Schwertkampf-Saga Zatoichi („Zatoichi: The Blind Swordsman’s Vengeance“ (1966)) gesegnet ist.
Schauspielerische Leistung, Story und Soundtrack sowie sicherlich auch der Erfolg der Romanvorlage sorgten dafür, dass der Film 1977 zum japanischen Kinohit wurde. Bleibt zu wünschen, dass er nun auch hierzulande die gebührende Anerkennung findet.
Regisseur Yoshitaro Nomura, der 2005 im gesegneten Alter von 86 Jahren starb, beendete 1985 seine Laufbahn als Film-Regisseur. Sein letztes Werk: „Kiken na onnatachi“ (1985). Bezeichnender Weise eine Verfilmung eines Romans von Agatha Christie…
Fazit: Kurosawa und „Okami“ treffen auf Agatha Christie und bieten Japanische Mystik, einen Fluch, blutige Morde und einen wunderschöner Soundtrack. „Das Dorf der acht Grabsteine“: Ein unbedingt zu entdeckendes Kleinod aus dem Land der aufgehenden Sonne!
DVD
Die DVD von Polyband Video kommt in klassischer Amaraybox mit schmuckem Pappschuber. Begleitend dazu ist eine 20seitige Broschüre zur Serie „Japanische Meisterregisseure“ beigefügt, in der die Regisseure Yoshitaro Namura, Keisuke Kinoshita und Yasujiro Ozu bio- und filmographisch vorgestellt werden. Ein interessantes Dokument japanischer Filmgeschichte. „Das Dorf der acht Grabsteine“ ist auf der DVD – in sehr guter Bild- und Tonqualität – im japanischen Originalton verfügbar. Optional lassen sich dabei deutsche Untertitel einblenden. Zwar bietet die DVD, abgesehen von einer Trailershow in japanischem Originalton, keine weitere Extras. Das schmälert das Sehvergnügen allerdings in keinster Weise. Schließlich gilt hier: Der Film ist der Star…
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