Informationen
OT:La Bête
ca.94 Minuten
Frankreich 1975
- Walerian Borowczyk
- Sirpa Lane
- Lisbeth Hummel
- Elisabeth Kaza
- Pierre Benedetti
- u.a.
Story
Lucy Broadhurst (Lisbeth Hummel) reist zusammen mit ihrer Tante Virginia (Elisabeth Kaza) nach Frankreich, wo sie den Sohn des Aristokraten Pierre de l’Esperance (Guy Tréjan), Mathurin (Pierre Benedetti) heiraten soll. Derweil bereitet sich im Hause de l’Esperance schon jedermann auf das große Ereignis vor, doch von Festlichkeitsstimmung ist noch nichts zu bemerken. Jeder geht seinen eigenen Beschäftigungen nach: Familienoberhaupt Pierre erhofft sich durch die Heirat eine finanzielle Unterstützung seiner Familie, während ein angereister Priester (Roland Armontel) die lange Wartezeit nutzt, um sich mit zwei jugendlichen Knaben zu vergnügen. Die Tochter der Familie, Clarisse De l’Esperance (Pascale Rivault) treibt es derweil viel lieber mit dem afrikanischen Diener des Hauses, muss sich aber immer wieder am Bettpfosten Befriedigung suchen, da ihr Liebhaber während des Aktes ständig zu irgendwelchen Arbeiten gerufen wird.
Als Lucy gemeinsam mit ihrer Tante an dem noblen Anwesen der Familie de l’Esperance ankommt, kommen ihr sofort wieder zahlreiche unheimliche Geistergeschichten in Erinnerung, die sie vor Jahren über dieses Haus hörte. Pierre de l’Esperance kann sie allerdings beruhigen, derartiges habe es noch nie gegeben. Dennoch lassen Lucy die Erzählungen nicht mehr los, und als sie dann noch das Tagebuch von Romilda de l’Esperance findet, einer Ahnin ihres zukünftigen Gatten, suchen sie plötzlich seltsame Tagträume heim. In ihren Träumen ist sie Romilda, die das Anwesen der de l’Esperance im 18. Jahrhundert bewohnt und eines Tages das angrenzende Waldstück betritt. Dort wird sie von einer großen, furchteinflößenden Bestie angefallen, und von dieser auf alle nur erdenklichen Arten zu sodomitischen, sexuellen Akten gezwungen.
Kritik
Sicherlich jeder hat schon einmal von der berühmten "Die Schöne und das Biest" Thematik gehört, wenn auch nur durch den kindgerecht-aufgearbeiteten Disney-Zeichentrickfilm gleichen Namens. Was Walerian Borowczyk mit "La Bête" abliefert ist, wenn man so will, die Erwachsenenversion davon. Auch, wenn die Storys an und für sich nichts miteinander zu tun haben, so geht es in beiden Filmen doch um eine sehr ungewöhnliche Beziehung. Während es in "Die Schöne und das Biest" eine zarte Liebesromanze ist, haben wir hier ein rein sexuelles Zusammentreffen zweier Figuren, die so rein gar nicht zusammenpassen wollen. Ein wunderschönes, junges Mädchen und eine reißende, schwarze Bestie mit einem Glied gigantisches Ausmaßes. Dies jedoch ist nicht der einzige Gegensatz im Film. Auch, was hier des öfteren hinter verschlossenen Türen abgeht, will so ganz und gar nicht zu dem Bild passen, das man zuerst vom feinen, französischen Adel hat. Ob nun der Priester seine beiden Knaben streichelt und küsst, oder die junge Tochter zuerst den Hausdiener, und danach den Bettpfosten reitet – Borowczyk zeigt vieles, was man zuerst nicht für möglich gehalten hätte.
Dabei war es damals eigentlich nichts ungewöhnliches, dass dieser Regisseur mit an der Pornographie vorbeischrammenden Filmen auf sich aufmerksam machte, denn schon im Jahr 1974 erregte er mit "Unmoralische Geschichten" geteiltes Interesse. Vielen war Borowczyk’s freizügige Darstellungsweise hier schon zu explizit, doch mit "La Bête" toppte er dies noch. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, zu sehen, wie gleich in der Anfangsszene ein Hengst eine Stutte begattet. Sowohl das Glied des Hengstes als auch die zuckende Vagina der Stute werden in Nahaufnahme gezeigt. Dies ist jedoch noch nichts im Vergleich zu dem, was im späteren Verlauf des Streifens noch auf einen zukommt, wenn Romilda de l’Esperance im Wald auf die Bestie trifft. Im Sekundentakt ejakuliert die Bestie ein fürs andere Mal beachtliche Mengen Sperma mit seinem gigantischen Dödel, während die holde Maid kreischt und schreit, was die Stimmbänder hergeben. Ganz egal ob Fußsex, beidseitiger Oralverkehr oder A Tergo – kein Tabu war Borowczyk heilig. Bevor nun aber falsche Eindrücke vermittelt werden, muss ich hinzufügen, dass niemals wirklich Hardcore vor der Kamera praktiziert wird, da es sich bei dem riesigen, ständig abspritzenden Glied des Monsters um eine Attrappe handelt und zu keinem Zeitpunkt eine sichtbare Penetration stattfindet.
Obwohl diese Szenarien natürlich wie aus einem billigen Porno anmuten, darf "La Bête" nicht mit billigen Rammelfilmen auf eine Stufe gestellt werden. Gerade die Szenen mit Romilda und der Bestie sind nämlich durch eine schnelle Klavierunterlegung begleitet und wirken durch eine farbenfrohe, verträumte Optik geradezu mystisch und märchenhaft. Dazu noch die Zeitreise, die einen Zurück ins Frankreich des 18. Jahrhunderts versetzt, verleiht dem Ganzen eine barocke, künstlerische Atmosphäre. Unterstrichen wird dies noch von den passenden, originalgetreuen Kostümen und Frisuren der Darsteller, die sehr authentisch wirken.
Das "Problem" des Films ist hauptsächlich, dass er oftmals mit vielen dialoglastigen Szenen aufwartet. Dadurch kann sich bei einigen wohl schnell Langeweile ausbreiten. Deshalb ist es notwendig, sich in den Film, seine Atmosphäre und seine Stimmung bedingungslos hineingleiten zu lassen, ansonsten kann er nur schwerlich funktionieren. Gelingt einem dies jedoch, so stellt man schnell fest, dass Borowczyk eine interessante, stimmige Geschichte erzählt, die keineswegs nur von ihren anstößigen Szenen lebt.
Darstellerisch läuft "La Bête" zu Hochformen auf. Lisbeth Hummel spielt eine verträumte, wie auch zeigfreudige Lucy und muss alleine dafür schon gelobt werden, da sicherlich nicht jeder Schauspieler vor der Kamera so weit gehen würde. Das Selbe gilt für Sirpa Lane, die in den Traumsequenzen als Romilda de l’Esperance in Erscheinung tritt und als solche mit dem furchteinflößenden Biest kopulieren darf.
Auf der einen Seite ein beinahe pornographischer Reißer, ist Walerian Borowczyk’s "La Bête" bei genauerem hinsehen ein stellenweise fast schon verträumt inszenierter Blick durch die Schlüssellöcher des französischen Adels, ein ruhig angelegtes Horrordrama, das mit einer gehörigen Prise Anspruch daherkommt und Freunde des kontroversen Films, die nur auf Anstößigkeiten aus sind, schnell mal langweilen könnte.
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