Informationen
OT:Color Me Blood Red
ca. 79 Minuten
USA 1965
- Herschell Gordon Lewis
- Gordon Oas-Heim
- Candi Conder
- Elyn Warner
- Pat Lee
- u.a.
Story
Der Künstler Adam Sorg (Gordon Oas-Heim) ist leider ebenso exzentrisch wie erfolglos. Er stellt seine Werke regelmäßig in den Farnsworth Galleries aus, erntet dort aber nur Missachtung und Kritik. Als Adam’s Freundin Gigi (Elyn Warner) eines Tages versehentlich Blut aus einer frischen Wunde auf eines von Adam’s Werken tropft, glaubt dieser, eine Marktlücke entdeckt zu haben und beschmiert sein Bild mit dem Blut seiner Freundin. Adam und sogar die Kritiker sind vollkommen begeistert von dem, was er da geschaffen hat, weshalb der exzentrische Künstler schon bald mehr Blut von Gigi fordert. Diese hält ihn jedoch für verrückt und weigert sich selbstverständlich, ihren Freund mit weiterem Blut zu versorgen, weshalb Adam zu drastischeren Maßnahmen greift. Mit einem Rasiermesser schneidet er sich in die Finger, um frische Farbe für seine Kunstwerke zu gewinnen. Als dies auch nicht mehr genügt, tötet er Gigi, um sein neuestes Gemälde fertig stellen zu können. Adam nähert sich mittlerweile immer mehr dem Wahnsinn, was natürlich auch den Kritikern aus den Farnsworth Galleries nicht verborgen bleibt. Das Malen mit Blut wird für Adam zu einer Art Sucht, die er von nun an nicht mehr unterdrücken kann. Als einige Teenager in der Nähe seines Strandhauses ihre Zelte aufschlagen, sieht Adam darin die ideale Chance, an neues Blut zu kommen…
Kritik
"Color Me Blood Red" ist, wenn man so will, eines von Lewis‘ Gore-Frühwerken und ging zusammen mit seinen zwei anderen Filmen "2000 Maniacs" und "Blood Feast" als sogenannte "Blood Trilogy" in die Blutspritzgeschichte ein. Obwohl "Color Me Blood Red" nie die Bekanntheit der eben genannten Streifen erlangen konnte, würde ich ihn dennoch als sehr interessantes Experiment bezeichnen, da es im Jahre 1965 mit dem Splatterfilm bekanntlich noch lange nicht so rosig aussah, wie es heute der Fall ist. Damals war dies ein noch recht unerforschtes Terrain und Herschell Gordon Lewis quasi dessen offizieller Entdecker. Offiziell deshalb, weil es sicherlich noch andere Regisseure vor Lewis gab, die mit Blutgebrauch in ihren Filmen experimentierten, er jedoch derjenige ist, der dadurch zuerst Bekanntheit erlangte. Alle seine Filme haben eines gemeinsam und zwar, dass sie aus heutiger Sicht gänzlich harmlos wirken und allesamt mehr als purer Trash, denn als menschenverachtende Machwerke der puren Brutalität durchgehen. Lewis‘ Filme sind eigentlich stets nur die Versuche, was man mit Gore alles inszenieren kann und sind noch meilenweit von Perfektion in diesem Bereich entfernt. So ist dann auch "Color Me Blood Red" alles andere als ein Horror- oder Splatterfilm aus heutiger Sicht der Dinge. Nein, was Lewis hiermit schuf, ist billiger Nonsens, der jedoch auch nach mittlerweile 41 Jahren immer noch Spaß macht. Wie ich kürzlich in einem Review erwähnte, gibt es zwei Arten von schlechten Filmen. Die wirklich Miesen nämlich und dann noch die, die gerade dadurch bestens unterhalten. "Color Me Blood Red" ist wie viele andere von Lewis‘ Filmen ein wunderbares Beispiel, das perfekt in die letztgenannte Abteilung passt. Zwar ist dem Streifen optisch jederzeit sein geringes Budget anzusehen, da alles wie aus einer Episode der Lindenstraße aussieht, doch stören tut dies überhaupt nicht. Nein, im Gegenteil, gerade dadurch versprüht das Machwerk einen tollen Charme, der das knuddelige Flair der 60er harmonisch mit der Atmosphäre eines Trashfilms vermischt. Die Aufmachung des Films ist bizarr, was jedoch kein ungewünschtes Nebenprodukt sondern bewusste Absicht des Herrn Regisseurs war. Das Ganze geschehen ist von einer hektischen, irgendwie vollkommen deplazierten Musik unterlegt, die einem bei zu laut aufgedrehtem Sound schon sehr schnell die Ohren bluten lässt. Die Story wird aus zwei parallel laufenden Plots (Adam Sorg, sowie die Erlebnisse der Teenager) zu einem Ganzen zusammengefügt. Hinzu kommt, dass Lewis es sich nicht nehmen ließ, "Color Me Blood Red" mit Humor zu würzen und dem Zuschauer so einige Lacher aufzuzwingen. Einige der Gespräche sind sehr amüsant geraten, auch wenn Lewis sie nie selbstzweckhaft entarten lässt, sondern sie immer im Rahmen des Geschehens hält. Die Effekte letztendlich sind von schlecht bis mittelmäßig inszeniert und halten sich eher zurück. Von Splattereffekten darf hier ohnehin nicht gesprochen werden, da sich Lewis geschickt vor der Aufgabe drückt, Effekte als solche zu zeigen. Vielmehr lässt er eine Person angreifen, setzt einen Schnitt, um in der nächsten Szene mit der Kamera in Nahaufnahme auf die rot beschmierte, zuvor angegriffene Person draufzuhalten. Aus heutiger Sicht ist auch die Bezeichnung Gore nicht mehr verdient, da ich mich nur an eine einzige, derartige Sequenz erinnern kann. In dieser quetscht Adam Sorg das Blut aus den Gedärmen seiner zuvor getöteten Freundin und lässt dieses in ein kleines Schälchen Tropfen. Dies ist der einzige wirkliche Effekt des Films und sieht, betrachtet man das Alter, auch ganz nett aus. Ansonsten ist "Color Me Blood Red" aber nicht für Gorehounds geeignet, auch wenn es vermutlich jedem Freund der härteren Filmkunst ein Lächeln entlocken dürfte, zuzusehen, wie ein abgetrennter Kopf als Pinsel missbraucht wird, um nur mal ein Beispiel der amüsanten Seite des Films zu nennen.
Spannung wird nur sehr geringfügig aufgebaut, doch dies relativiert sich durch die Laufzeit glücklicherweise wieder. Mit nur 79 Minuten ist "Color Me Blood Red" nicht gerade sehr lang und erstickt jeden Anflug von Langeweile schon sehr früh. Aus der Riege an Schauspielern kann nur Gordon Oas-Heim voll und ganz überzeugen, der den Psychopathen unglaublich gut rüberbringt. Der Künstler Adam Sorg ist zwar ein selbstverliebter Exzentriker, strahlt aber dennoch etwas natürliches aus und wirkt so nur um so wahnsinniger. Das überdrehte Spiel von Gordon Oas-Heim ist dabei stets sehr interessant zu beobachten, der Akteur strahlt zu jedem Zeitpunkt eine starke Präsenz aus. Da ist es schade, dass die anderen Schauspieler irgendwie lustlos und unmotiviert wirken und einem so nicht lange in Erinnerung bleiben.
"Color Me Blood Red" liefert Freunden von billigen Trashmovies ein befriedigendes Erlebnis, das zwar nicht lang in Erinnerung bleibt, für 79 Minuten aber auf jeden Fall Spaß macht. Auch, wer wissen will, wie ein Splatterfilm vor guten 40 Jahren aussah, ist hier richtig aufgehoben und darf sich auf eine amüsante Zeitreise zurück in die Sixties freuen. Herschell Gorden Lewis ist nun einmal der unangefochtene King, wenn es um schmuddelige, billige C-Movies geht und stellt dies hier wieder einmal gekonnt unter Beweis.
Ähnlicher Film:
- Guinea Pig: Mermaid in a Manhole
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