Informationen
Darsteller |
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Regie | Massimo Dallamano |
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Sprachen |
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Untertitel | Deutsch |
FSK | Freigegeben ab 18 Jahren gemäß § 7 JÖSchG |
Ländercode | 2 |
Drehland |
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Jahr | 1968 |
Filmlänge | 91 Minuten |
Verleih | NEW New Entertainment World |
Originaltitel | Bandidos |
Story
Billy Kane, einst Kunstschütze jetzt skrupelloser Verbrecher, überfällt mit seiner Bande einen Zug und metzelt die Passagiere nieder. An Bord des Zuges befindet sich auch der berühmte Revolverheld Martin, der Billy damals die Kunst des Schiessens beigebracht hat. Anstatt seinen ehemaligen Lehrer zu töten, demütigt Billy ihn und zerstört Martins Existenz, indem er ihm seine Hände zerschießt.
Einige Zeit später: Martin hat sich aus Selbstmitleid dem Alkohol ergeben und verdient sich sein Einkommen damit, mit einem Kunstschützen als Show-Attraktion von Stadt zu Stadt zu ziehen. Als sein derzeitiger Zögling heimtückisch erschossen wird, lernt er den jungen Philip Raymond kennen und nimmt ihn unter dem Namen „Ricky Shot“ als neuen Schüler unter seine Fittiche. Ricky merkt schnell, dass Martin ihn nicht nur zum Geldverdienen in die Lehre als Revolverheld aufgenommen hat. Er möchte Ricky zum Werkzeug seiner Rache an Billy Kane machen. Was Martin nicht weiß: Ricky war damals selbst Passagier des überfallenen Zuges, wurde unschuldig als Täter verurteilt und hat daher selber Interesse an einem Treffen mit Kane…
Kritik
Sattelt die Pferde, schnallt Euch den Colt um: Hier kommt „Bandidos“ !!!
Massimo Dallamanos (u.a. „Venus im Pelz“, 1969; bekannt auch für seinen Mario-Adorf-Giallo „Der Tod trägt schwarzes Leder“, 1974) Ausflug als Regisseur in das Westerngenre ist italienisches Westernkino der Superlative: „Bandidos“ ist hart (alleine die Anfangssequenz besitzt einen Body Count, von dem manche Horror-Slasher nur träumen können), räudig (die Seelen der Charaktere selbst sind teilweise so schmutzig, wie ihre Stiefel) und doch auf eine ganz eigene Art und Weise charmant. Kurzum: Ein (leider unterschätztes, daher eher unbekanntes) Meisterwerk des Italowestern!!
Was den Film aus der Masse der italienischen Westernproduktionen besonders hervorhebt, ist neben der innovativen Kameraarbeit vor allem auch die unkonventionelle Zeichnung der Charaktere. Anders als z.B. in amerikanischen „Saubermann“-Produktionen, die meistens eine klare „Gut und Böse“-Trennung der Rollen vorgeben, sind die Hauptpersonen in „BANDIDOS“ wesentlich finsterer dargestellt. Einen direkten Helden als uneingeschränkten Sympathieträger sucht man vergebens. Der ehemalige Revolverheld Martin, der sich, nachdem er von Billy Kane zum Krüppel geschossen wurde, gehen lässt und dem Alkohol verschrieben hat, ist zu sehr vom ausschließlichen Rachegedanken getrieben, als dass er als Held angesehen werden kann. Dann wohl schon eher sein Zögling Ricky Shot, unschuldig des Mordes angeklagt und auf der Suche nach Gerechtigkeit. Eine blütenweiße Weste hat dieser jedoch auch nicht, schließlich fällt er seinem Lehrer bei dessen Plan in den Rücken und geht zur Verfolgung seiner eigenen Interessen ebenfalls über Leichen. Einzig die Verteilung der Schurkenrollen sind eindeutig. Banditen, die aus Habgier skrupellos morden und, ohne mit der Wimper zu zucken, sich lästiger Zeugen und unliebsamer Zeitgenossen entledigen. Allen voran Billy Kane, der auch vor der Ermordung seiner eigenen Kumpanen nicht zurückschreckt, nur um seinen eigenen Anteil der Beute zu vergrößern.
Besonders bemerkenswert ist die gelungene Kameraarbeit in einigen Szenen. Man erkennt deutlich, dass Dallamano ein Mann „vom Fach“ ist, schließlich hatte er Jahre zuvor schon Kameraarbeit u.a. für die Westernklassiker „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) und „Für ein paar Dollar mehr“ (1965) geleistet.
Wenn die Kamera langsam von einem Waggon des Zuges zum nächsten schwenkt und bei dezenter Musik die Bilder der eben erschossenen Passagiere einfängt, bleiben solche Momente im Gedächtnis des Zuschauers haften. Sehr gelungen sind die Kamerafahrten z.B. im Saloon, wenn die Kamera praktisch eine Whiskey-Flasche „verfolgt“, die Western-typisch über den langen Tresen geschoben wird, oder wenn die Kamera vor einem Duell zunächst nur die Schritte eines Kontrahenten in seinen staubigen Stiefeln einfängt. Derartige Kameraschwenks wurden ja letztendlich später immer wieder in ähnlichen Westernproduktionen nachgeahmt.
Wunderschön auch der Soundtrack, diesmal nicht von Ennio Morricone: klassischer Westernsound, mal mit Trompeten, mal als gesungene Ballade mit Hintergrundchor.
Dass der Film trotz überzeugender Produktion und interessanter Story als Italo-Western beim großen Publikum nie den Bekanntheitsgrad wie eben die erfolgreichen „Eastwoods“ oder „Djangos“ erreichte, mag nicht zuletzt daran liegen, dass Regisseur Dallamano, mit Ausnahme von Enrico Maria Salerno und Cris Huerta, die Westernfans u.a. durch „Der letzte Zug nach Durango“ (1967), „Django – Unbarmherzig wie die Sonne“ (1968), „Die letzte Kugel traf den besten“ (1965) oder „An seinen Stiefeln klebte Blut“ (1966) ein Begriff sein dürften und später in einigen sehr schönen italienischen Thrillern und Krimis mitwirkten, bei der Besetzung der Rollen auf im Westerngenre eher unbekannte Gesichter setzte. Ein überraschender, aber gelungener Schachzug Dallamanos war sicherlich die Besetzung der Schurkenrolle Billy Kanes mit Venantino Venantini und die Verpflichtung Terry Jenkins’ als „Ricky Shot“. Venantini überzeugt vollkommen als skrupelloser Bandit, und man merkt ihm gar nicht an, dass er als Schauspieler eigentlich nicht dem Westerngenre sehr nahe stand (später tauchte er dann eher in italienischen Zombie- und Kannibalenschockern der Herren Lenzi und Fulci auf). „Ricky Shot“- Darsteller Terry Jenkins könnte auch gewissermaßen als „Eintagsfliege“ des Filmgeschäfts bezeichnet werden, da er außer eben dieser Rolle in „Bandidos“ anscheinend anderweitig kaum (1969 agierte er neben Lee Marvin und Clint Eastwood in der Westernkomödie „Paint Your Wagon“) schauspielerisch in Aktion getreten ist. Unverständlicherweise, schließlich meistert er seinen Part in „Bandidos“ mit Bravour und hätte durchaus das Zeug zum Westernstar gehabt…
„Bandidos“ ist grandioses Italo-Western-Kino!! Der Film liefert mit einer soliden technischen Umsetzung, einer interessanten Story und unkonventionell gezeichneten Charakteren durchweg kurzweilige Unterhaltung. Auch Nicht-Western-Fans sollten durchaus mal einen Blick riskieren!!!
DVD
Die DVD von NEW Entertainment World ist mal wieder sehr üppig ausgestattet. Der Filmfan darf sich freuen, dieses Westernhighlight im 2,35:1 – Widescreen – Bildformat bewundern zu können. Dabei kann er im Tonmenü zwischen drei verschiedenen Sprachen wählen. Neben der deutschen und englischen Tonspur enthält die DVD auch die italienische Sprachversion, so dass der Film eben auch im Originalton genossen werden kann, wie er seinerzeit entstanden ist (und seien wir mal ehrlich: Ein Italo-Western kommt mit Flüchen in italienischer Sprache ja immer ein klein wenig cooler rüber…). Dem Zuschauer bietet sich dabei zusätzlich die Möglichkeit, deutsche Untertitel einzublenden.
Auch die Specials werden sicherlich so manchen „Bandido“ zu freudigen Salutschüssen verleiten:
Ein äußerst informativer Scrolltext von Markus Dannenberg liefert Hintergrundinformationen über „Bandidos“, eine Bildergalerie präsentiert noch einmal die schönsten Szenen des Films, eine labeleigene Trailershow informiert über weitere NEW – Veröffentlichungen und in einem Musikvideo kann sich der musikbegeisterte Cowboy an fetzigen Countrypunk aus dem Ruhrgebiet erfreuen. Ein besonderes Bonbon stellen aber die Original-Filmtrailer in deutscher und italienischer Sprache dar, sowie die Möglichkeit, sich die seltenen und bei Westernfans heißbegehrten Aushangfotos und das Kinoplakat des Films in hochauflösender Qualität am heimischen Computer ausdrucken zu können.
Multo bene!!!!
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